Kapitel 5

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"Was ist los?", fragte Frau Renz mich, als wir endlich einen leeren Raum gefunden hatten und saßen.
"Was soll denn los sein?", erwiederte ich.
"Mo ist extra heute nicht gekommen, damit du ihn nicht sehen musst."
Ich zuckte desinteressiert mit den Achseln.
"Kyra, er freut sich riesig, dass er dich nach zehn Jahren mal wieder sieht. Das kann dich doch nicht kalt lassen. Er wusste all die Jahre nicht wo du bist und was mit dir ist."
"Ach ja und wer fragt, ob ich ihn nicht all die Jahre gebraucht hätte. Ob ich mich nicht an allen Ämtern nach ihm erkundigt habe. Aber ich hatte keine Chance und dann steht er plötzlich ganz unerwartet vor mir, aber niemand fragt mich, wie es mir dabei geht.", brach es aus mir heraus.
Frau Renz sah mich erstaunt an.
"Das tut mir leid, Kyra."
"Sind Sie eigentlich verwandt mit Morris?", fragte ich.
"Oh nein. Mein Bruder hat ihn als Jungen adoptiert. Naja was heißt Junge. Mo war schon 15. Er redete früher fast nur von dir. Mein Bruder hat alles dran gesetzt dich zu finden, aber kein Wunder, dass er es nicht geschafft hast. Du hast einen anderen Nachnamen.", erklärte Frau Renz mir.
"Ja man gab mir damals den Nachnamen von meiner Mutter wieder. Die Leute vom Jugendamt waren der Meinung, so hätte ich es später vielleicht leichter."
"Ich glaube Mo würde sich freuen, wenn du mal bei ihm vorbeischaust.", sagte Frau Renz und schob mir einen Zettel mit einer Adresse hin.
Ich nickte, nahm die Adresse und ging ohne ein Wort weg. Frau Renz hielt mich nicht auf, was ich ihr hoch anrechnete.
Ich lief nach Hause. Ich wollte nicht mit dem Bus fahren.
Als ich endlich ankam war ich fix und fertig.
Ich legte mich hin und schlief eine Runde. Als ich wieder aufwachte hatte ich einen Mordshunger.
Warum schlief ich zur Zeit immer so viel?
Ich wollte nichts essen. Aber was sollte ich tun? Da kam mir Lana in den Sinn. Sie war echt cool. Ich wünschte ich könnte sie nochmal treffen. Ich war echt nicht nett zu ihr gewesen.
Also entschloss ich mich wieder in den Stadtpark zu gehen. Vielleicht war sie ja da.

Kurze Zeit später ging ich durch den Park.
Ich schaute mich nach dem blonden Mädchen um, doch ich fand sie nicht.
Ich schlenderte weiter und weiter. Es begann schon an zu dämmern. Zum Glück kam Nina heute erst spät nach Hause. Sie würde mich köpfen, wenn sie wüsste, dass ich noch draußen war.
Irgendwann gab ich es auf und machte mich auf den Weg nach Hause. Komischer Weise war ich enttäuscht, Lana nicht getroffen zu haben.
"Hey Kyra.", sagte eine Stimme hinter mir.
Ich erschrak mich, freute mich aber auch gleichzeitig. Ich drehte mich um und sah in die grünen Augen von Lana.
"Hey. Ich bin gerade auf dem Weg nach Hause. Magst du mit?", fragte ich. Warum fragte ich eine Fremde, ob sie mit mir mit wollte und warum nickte diese auch noch?
"Wo wohnst du denn?", fragte Lana.
"Ein paar Blocks weiter."
"Cool. Hast du was zu Essen daheim? Ich habe nämlich hunger. Wie alt bist du eigentlich, Kyra?", Lana redete wie ein Wasserfall.
"Klar haben wir was zu Essen. Ich bin 18 und du?"
"Ich bin 23."
Schweigend gingen wir weiter nebeneinander her.
Ich war erstaunt über mich selber, dass ich Lana mit zu mir nahm. Ich nahm nie jemanden mit. Selbst Alena war noch nie bei mir zu Hause.

Bevor wir rein gingen setzten wir uns draußen hin und rauchten noch eine. Ich fühlte mich irgendwie wohl bei Lana. Drinnen stellte ich ihr einen Teller Kekse hin.
"Darf ich dich was fragen, Kyra?", sagte Lana nachdem wir uns eine ganze Zeit lang angeschwiegen hatten.
Ich nickte.
"Wer bist du?"
"Hä...was?"
"Wer bist du?"
"Lana, was ist das für eine Frage?"
"Ich habe dich im Park angesprochen, weil ich dich interessant fand. Du bist eine sehr auffällige Erscheinung, aber ich glaube, das ist dir gar nicht bewusst. Du bist überhaupt nicht selbstverliebt, das gefällt mir und du hast ein hammer Aussehen. Nur an deiner Ausstrahlung könntest du noch arbeiten."
Verblüfft sah ich Lana an. Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte.
"Ich mag dich Kyra."
"Ähm danke?", ich war total verunsichert.
Lana und ich machten es uns auf dem Sofa bequem.
"Du wohnst hier nicht mit deinen Eltern.", stellte Lana fest.
"Ähm...nein...ich...ähm...ja. Also ich wohne bei meiner alten Therapeutin.", sagte ich. Was war nur mit mir los warum stotterte ich?
"Echt? Dann muss sie dich sehr mögen."
Ein Lächeln huschte über meine Lippen. Ich mochte den Gedanken, dass Nina mich mochte.
"Ich wohne alleine seit ich 19 bin. Ich bin ein Heimkind und hatte keine Lust mehr auf Heim.", erzählte Lana, "Lächel mal öfter, das steht dir."
"Ich mag dich, Lana.", sagte ich. Ich sagte den Leuten immer was ich von ihnen hielt, egal ob negativ oder positiv. Lana lächelte mich breit an.
"Das war mein Ziel."

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