Ich stieg aus dem Auto aus, als Nina auf mich zurannte.
Sie nahm mich in den Arm.
"Danke Caty. Du weißt gar nicht wieviel du getan hast.", sagte Nina.
Nina zog mich mit ins Haus. Sie redete nochmal kurz mit Caty, bevor sie reinkam.
"Nina es tut mir so leid....", fing ich an.
"Ist schon okay.", unterbrach sie mich.
"Kyra, ich muss schnell telefonieren und dann muss ich dir was sagen."
Nina ging in ihr Schlafzimmer um ihren Anruf zu tätigen. Eigentlich würde ich lauschen, aber ich war viel zu fertig.
"Kyra?", ich hatte gar nicht bemerkt, dass Nina zurück gekommen war.
"Mmmm", murmelte ich.
Sie kuschelte sich zu mir aufs Sofa.
"Kyra, ich hab gerade mit der Polizei telefoniert und gesagt, dass du wieder da bist. Weißt du Kyra, als du weg warst hat die Polizei viel ermittelt und es ist rausgekommen, dass deine Freundin Lana gar nicht Lana heißt. Sie heißt Naomi und ist die Tochter von Thomas und Thomas war der Knastkumpel von deinem Onkel. Es tut mir leid, Kyra. Wir wurden beide verarscht.", erzählte Nina mir und umarmte mich. Mich traf das gar nicht so sehr, was mich echt überraschte. Warum war mir das irgendwie so egal?
"Nina, ich bin müde und meine Füße tun weh.", jammerte ich stattdessen. Besorgt schaute diese mich an. Nina versorgte meine Füße und dann ging ich ins Bett. Ich hatte genug für heute.
Mir schien die Sonne durch das Fenster ins Gesicht als ich aufwachte. Nina rannte in meinem Zimmer rum. Ich war sofort hellwach.
"Was machst du da?", fragte ich.
"Ich packe deine Sachen. Du kommst mit in die Klinik und bleibst erstmal da.", erklärte sie sich.
"Bitte...was? Nein."
Ich war total empört. Ich wollte nicht in die Klinik.
"Kyra, das ist erstmal besser. Du bekommst Unterstützung und da kommt niemand so leicht an dich ran."
"Aber ich will mich nicht auf irgendeinen Therapeuten einlassen und ich...ich ähm ..ich will einfach nicht."
"Ich werde deine Therapeutin sein und du bekommst ein Einzelzimmer und du kennst doch eh jeden Therapeuten da.", Nina grinste, was ich echt nicht angemessen fand. Aber ich merkte, dass ich keine Chance gegen Nina hatte.
Also stand ich auf und ging duschen, wenn Nina meinte, ich müsste in die Klinik, konnte sie auch meine Sachen packen.Das Aufnahmegespräch in der Klinik verlief kurz, danach bezog ich mein Zimmer. Musik dröhnte durch meine Kopfhörer, so dass ich nichts mitbekommen musste. Ich wollte zurück nach Hause.
Ich sah auf die Uhr und stöhnte auf. Ich musste runter zum Mittagessen.
Ich hasste es, die anderen Patienten starrte mich an. Ich war die 'Neue', auch wenn ich hier nicht neu war, ich kannte jeden Mitarbeiter und Therapeuten hier. Ich war schon zu oft hier gewesen.
Die Patienten kannte ich alle nicht. Die die ich kannte waren wohl schon entlassen worden.
Ich aß nichts. Wer hatte denn bitte schon um 12.00 Uhr hunger?
"Wir müssen noch eine Vorstellungsrunde machen.", sagte ein Jungen mit blonden Haaren.
Ich warf ihm einen bösen Blick zu. Wenn jemand neues kam wurde nach den Essen immer eine Vorstellungsrunde gemacht, in der sich jeder vorstellen musste, was echt ätzend war.
"Ja stimmt. Fängst du an?", meinte Rita. Rita war eine Mitarbeiterin. Ich mochte sie, sie war echt nett.
"Ja klar.", der Junge grinste,"also ich bin Jan, ich bin 17 und ich bin hier, weil ich ADHS habe und deswegen Schwierigkeiten habe mit anderen richtig umzugehen."
Na toll, das hieß Jan war anstrengend.
"Ich bin Klara und ich bin hier, weil ich eine Sozialphobie habe...ähm und ich bin 16.", machte ein unscheinbares Mädchen mit braunen Haaren weiter. Gut, die würde mir schonmal nicht auf die Nerven gehen.
"Mel, 17, hier weil ich gerne jemanden umbringen würde.", sagte ein Mädchen mit langen roten Haaren. Ich verkniff mir ein grinsen, die hatte also genauso wenig Bock auf die Vorsellungsrunde, wie ich. Rita stöhnte. Jetzt grinste ich doch.
"Also ich bin Vincent und warum ich hier bin weiß ich eigentlich gar nicht. Ich habe kein Problem.", sagte ein anderer Junge.
"Und ich bin Sina. Ich bin da, weil ich mich ritze und ich bin 17.", grinste mich ein blondes Mädchen an. Ich hasste sie jetzt schon.
Ich war froh, dass nur fünf Patienten da waren. Also konnten mich nicht so viele nerven.
"Kyra, du bist dran.", ermunterte Rita mich.
"Ich bin Kyra. Ich kann euch alle nicht leiden, also geht mir nicht auf den Sack. Rahel dürfen wir aufstehen?", sagte ich. Fünf Gesichter starrten mich mit offenem Mund an.
Ich stand auf, räumte mein Geschirr weg und ging die Treppe hoch nach oben.
"Kyra.", hörte Rite hinter mir her rufen.
Ich machte auf dem Absatz kehrt und ging wieder nach unten. Fragend sah ich Rita an.
"Kommst du bitte noch schnell mit?", sagte sie.
"Hab ich denn eine Wahl?"
Ich folgte ihr in den Mitarbeiterraum.
"Kyra, das gerade eben war nicht in Ordnung. Ich weiß du willst nicht hier sein, aber das musst du nicht an den anderen raus lassen, okay?", fing Rita an.
"Ja okay.", antwortete ich. Vielleicht hatte ich ja wirklich etwas übertrieben.
"Darf ich gehen?", fragte ich.
Rita nickte.
Ich ging zu meinem Zimmer und sah, dass Sina meinen Namen an die Tür schrieb. Ich stand kurz da.
K I R A "Mich schreibt man mit Y.", verbesserte ich sie und ging in das Zimmer.
Mir viel jetzt schon die Decke auf den Kopf und zur Eigensicherung durfte ich nicht mal raus. Ich ging wieder runter.
"Nina!", rief ich durch den Gang.
Jan und Sina starrten mich an. Was zum Teufel wollten die?
"Herzele?", hörte ich sie in ihrem Büro.
Ich lehnte mich in den Türrahmen und grinste sie an.
"Bekomm ich Ausgang? Ich will raus.", sagte ich.
"Du bist gerade mal vier Stunden hier und hälst das schon nicht mehr aus?", fragte Nina und drehte sich zu mir um.
"Ja, ich brauche meine Auslauf."
"Nein, du bekommst keinen und du weißt auch warum."
"Nina bitte."
"Nein und jetzt tschüss."
"Ernsthaft? Boha man. Du kannst mich mal."
Ich stapfte wütend Richtung Küche.
"Kyra?", Sina sah mich fragend an. Sie und Jan waren mir gefolgt.
"Was?", fragte ich zurück.
"Wieso duzt du die Frau Reck und warum bist du hier?", fragte sie mich.
"Ähm das geht euch nichts an.", antwortete ich.
"Kyra, du verhälst dich so als wärst du schon ewig hier, das kommt echt nicht gut an und du bist echt unhöflich.", meinte Sina. Sie sah mich echt ernst an.
Ich fing an zu lachen.
"Ich bin schon ewig hier. Ihr seid nur noch nicht lang genug da um das mitbekommen zu haben. Und ich kann mich verhalten wie ich will. Ihr müsst ja nicht mit mir reden.", sagte ich.
Sina und Jan sahen mich beide total doof an.
"Kyra! In mein Büro. Zack zack.", hörte ich Nina rufen.
Ich ließ mir so viel Zeit wie möglich.
"Ja?", fragte ich.
"Komm rein und mach die Tür zu. Wir müssen ja nicht den ganzen Gang unterhalten.", meinte sie.
Ich wusste, wenn Nina sowas sagte war es ernst.
Ich tat wie mir gehießen und setzte mich auf einen Stuhl.
"Kyra, ich weiß, du hast keine Lust hier zu sein und du hast es im Moment echt nicht leicht. Aber du kannst nicht alles an deinen Mitpatienten auslassen.", erklärte Nina mir.
"Ja, ich weiß, aber ich hab denen gesagt sie sollen mich in Ruhe lassen und sie tun es nicht.", gab ich zu.
"Versuch einfach ein bisschen netter zu sein.", Nina zwinkerte mir zu.
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Just Me
RandomKyra ist traumatisiert. In ihrer Kindheit hat sie nur Grausamkeiten erlebt. Verzweifelt versucht sie ein normales Leben zu führen. Doch erst eine unerwartete Begegnung und eine Reihe von Zufällen erlaubt es ihr mit ihrer Vergangenheit abzuschließen...