Kapitel 16

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Ich ging nach langem mal wieder in die Schule an diesem Morgen. Ich war schon in der vierten Klasse. Der Schultag flog an mir vorbei. Freunde hatte ich nicht wirklich viele. Die anderen Kinder fanden, ich sei gemein. Sie dachten, ich wüsste nicht, dass sie das denken, aber ein Mädchen aus meiner Klasse hatte es mir erzählt, auch fanden sie mich komisch.
Ich wurde jedoch immer nervöser. Wir hatten gleich Sport. Ich hasste Sport. Ich überlegte jetzt schon wie ich drum herum kommen könnte. Ich hatte überall blaue Flecken zwischen den Beinen. Ich ging später als die anderen in die Umkleidekabine. Ich hatte Glück es waren schon alle in der Halle. Schnell zog ich mein Pulli aus und mein Sport T-shirt an. Dann zog ich meine Hose aus.
"Oh mein Gott, Kyra.", hörte ich eine Stimme. Hastig zog ich meine Jogginghose an.
Meine Sportlehrerin kam in die Umkleide.
"Kyra, was sind das denn für blaue Flecken auf deinen Beinen?", fragte sie und kniete sich zu mir runter.
Tränen traten mir in die Augen. Nein, ich durfte ihr nichts von meinem Onkel erzählen, das würde alles nur noch schlimmer machen.
"Ich bin hingefallen.", log ich.
"Na komm. Du bist doch nicht hingefallen. Da entstehen keine blauen Flecken, wenn man hinfällt.", sagte Frau Zell.
Ich fing bitterlich an zu weinen. Ich durfte nichts sagen. Er würde mich umbringen. Frau Zell zog mich auf ihren Schoß. Ich klammerte mich an sie.

"Woher hat Ihre Nichte diese blauen Flecken her, Herr Maier?", fragte meine Lehrerin meinen Onkel. Ich wollte hier weg.
"Kyra ist gestürzt. Sie ist halt sehr tolpatschig.", sagte mein Onkel und legte seine Hand auf meine Schulter. Er drückte feste zu, so dass es mir weh tat. Ich wusste, ich war tot. Dabei hatte ich doch gar nichts von dem erzählt was er machte. Es war ja auch meine Schuld. Er konnte gar nichts dafür. Er durfte ja auch alles mit mir machen. Ich durfte dafür doch bei ihm und Morris wohnen und wurde nicht ausgesetzt.
"Das können Sie jemand anderem erzählen. Das Mädchen ist doch total eingeschüchtert.", schimpfte Frau Zell. Warum schimpfte sie denn. Ich hatte doch gar nichts angestellt, oder etwa doch?
"Ich werde das melden", sagte Frau Zell und ging.
Mein Onkel zog mich am Arm hinter sich her. Er stieß mich ins Auto und redete kein Wort mit mir. Ich bekam wahnsinnige Angst.
Als wir zu Hause waren, lief ich ganz schnell ins Haus und suchte Morris.
Es dauerte nicht lange bis er mir wütend nachgerannt kam.
"Kyra! Komm her, sofort!", schrie er. Ich zitterte, was würde er machen?
Morris drückte meine Hand.
Ich ging langsam zu meinem Onkel und ohne Vorwarnung hatte ich seine Faust im Gesicht. Ich schmeckte Blut in meinem Mund. Er ließ mir keine Zeit aufzustehen. Er schlug immer weiter auf mich ein. Irgendwann spürte ich nichts mehr. Alles war in einem Film. Ich zog mich ganz in mich zurück, so wie ich es oft machte. Ich bekam gar nichts mehr mit.

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