Kapitel 6

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Als ich aufwachte lag Lana noch auf dem Sofa und schlief. Sie war sehr hübsch. Ich war froh, dass Nina uns nicht geweckt hatte, als sie heim kam.
Es war Samstag und ich war mega froh, dass ich nicht zur Schule musste.
Ich duschte, wie jeden morgen. Ich band mir ein Handtuch um und ging in mein Zimmer.
"Oh mein Gott.", sagte Lana, ich hatte gar nicht gehört, dass sie in mein Zimmer gekommen war.
Sie kam auf mich zu und strich über meine vernarbten Arme. Sie zog mir das Handtuch weg, so dass ich völlig ent blößt vor ihr stand. Sie betrachtete meinen Bauch und fuhr über die einzelnen Narben. Mir machte das nichts aus. Als sie fertig war gab sie mir mein Handtuch wieder und setzte sich auf mein Bett.
Ich zog mir schnell ein langes Hemd an und setzte mich zu ihr.
"Warum habe ich das nicht bemerkt?", sagte Lana zu sich selbst.
"Die Menschen sehen nur das, was sie sehen wollen.", gab ich ihr als Antwort.
Lana sah mir direkt in die Augen und nickte.
Dann viel ihr Blick auf die Uhr.
"Fuck, ich muss los.", sie sprang auf und lief zur Tür kurz bevor sie rausging drehte sie sich nochmal um.
"Bis bald.", sagte sie und schenkte mir ein Lächeln. Dann war sie weg.
Irgendwie versetzte mir das ein Stich in die Brust. Wie konnte sie jetzt einfach gehen?
Ich schmiss mich aufs Bett und starrte an die Wand.

"Kyra, Kyra. Hallo bist du anwesend?"
Ich richtete mich auf und sah Nina im Türrahmen stehen.
"Mmmh."
"Wer war denn das Mädchen? Du hast noch nie jemanden mitgebracht.", sagte Nina und zog mich auf die Beine.
"Das war Lana. Ich hab sie im Park kennengelernt. Lana ist echt nett."
Nina dirigierte mich weiter in die Küche und drückte mich auf einen der zwei Barhocker an der Arbeitsplatte.
"War es nicht okay, dass ich sie mit hier her genommen habe?", fragte ich. Ich war mir total unsicher.
"Doch natürlich. Mich freut es total, wenn du dich überhaupt mal mit jemandem außerhalb der Schule triffst."
Nina stellte mir einen Teller Rührei hin und füllte sich auch selber einen auf.
Ich stocherte in meinem Essen rum. Ich hatte keinen Hunger und ich wollte auch nichts essen. Ich bemerkte Ninas besorgten Blick.
"Herzele, isst du bitte was."
Ich zwang mich ein paar Gabeln zu essen. Dann schob ich den Teller von mir weg. Nina stöhnte und aß mein Rührei auch noch auf.
"Kyra, ich muss gleich nochmal weg. Könntest du bitte hier bleiben?", fragte Nina. An ihrem Blick sah ich, dass sie es ernst meinte.
"Ähm..ja. Kein Problem." Ich sah Nina an, dass sie erleichtert war, dass ich nicht fragte, warum.
"Ich hab dich lieb, Kyra.", rief Nina bevor sie das Haus verließ.
Es tat gut zu hören, dass sie mich jemand mochte. Ich wusste nicht was ich mit mir anfangen sollte. Mir war total langweilig.
Ich drehte den Zettel, den Frau Renz mir gegeben hatte, in meinen hin und her. Ich hatte Nina versprochen nicht rauszugehen und meine Versprechen brach ich nie.
Irgendwann viel mir auf, dass eine Nummer auf dem Zettel stand.
Sollte ich die Nummer anrufen? Ich hasste telefonieren. Da konnte ich mein Gegenüber nicht sehen, das fand ich furchtbar.
Langsam wählte ich die Nummer.
Ich zählte bis zehn und drückte dann auf den grünen Hörer.
Das Duten des Telefons kam mir vor wie eine Ewigkeit.
"Morris Lang. Hallo?", meldete sich eine männliche Stimme.
Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte.
"Hallo?", fragte er abermals.
Mir verschlug es total die Sprache. Was sollte ich denn sagen?
"Hallo? Kyra bist du's?"
"Ähm...ja...hallo.", was besseres fiel mir echt nicht ein.
"Es freut mich, dass du dich bei mir meldest, wirklich.", sagte Morris, seine Stimme klang gleich etwas freundlicher, das machte mir Mut.
"Ja, ich dachte, ich rufe mal an."
"Kyra, es ist lange her, dass wir uns das letzte Mal gesehen haben. Du hast dich verändert und ich mich bestimmt auch. Ich würde gerne die heutige Kyra kennenlernen."
Ich freute mich total, meine größte Angst war gewesen, dass er nur von der Vergangenheit reden würde.
"Ja total gerne. Ich bin alleine daheim. Also, wenn du Zeit hast kannst du gerne zu mir kommen. Ähm...naja, wenn das dir passt."
Ich klang total dumm. Hoffentlich sagte er jetzt nicht nein.
"Könnte ich schon, aber ich habe einen Hund, den kann ich nicht alleine lassen. Wenn ich ihn mitnehmen kann, komm ich."
"OMG. Ich liebe Tiere! Klar, bring ihn mit."
Ich beschrieb Morris noch wo ich wohnte und dann legten wir auf.
Erst jetzt viel mir auf, dass ich ja gar nicht an hatte. Schnell lief ich in mein Zimmer, um mich umzuziehen. Es dauerte, wie immer, bis ich endlich etwas gefunden hatte, mit dem ich zufrieden war.
Ich war gerade fertig, als es auch schon an der Tür klingelte.

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