Kapitel 26

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Jeden Tag standen neue Übungen für mich an. Aber ich machte mich ganz gut. Ich wollte wieder laufen und ich wollte wieder fit werden.
Nach drei Wochen war ich endlich so stabil, dass ich wieder nach Hause durfte. Ich war über glücklich. Ich hatte es satt, die ganze Zeit im Krankenhaus zu sein und nur Ärzte um mich zu haben.
Nina war auch froh, als ich ins Auto einstieg. Zumindest hatte ich den Eindruck sie wäre glücklich.
Kamu begrüßte mich überschwänglich. Er sprang an mir hoch und riss mich zu Boden. Nina hielt ihn fest damit ich wieder aufstehen konnte.
Ich fühlte mich schwach früher war ich nicht umgefallen.
Ich setzte mich aufs Sofa.
"Nina? Denkst du, ich schaffe es morgen zur Schule zu gehen?", fragte ich zögernd.
"Bitte was?", Nina sah mich entsetzt an, "Kyra, du bist so schwach. Du kannst natürlich gehen wenn du magst, aber ich halte das für keine so gute Idee."
"Ich würde aber gerne gehen.", meinte ich ehrlich.
"Wir schauen mal wie du dich heute machst und dann reden wir nochmal. Wie wäre es, wenn wir gleich zur Polizei fahren und dann noch was trinken gehen und uns einen schönen Tag machen, Herzele?", schlug Nina vor.
"Ja, ich geh nur noch duschen."
Ich ging durch mein Zimmer ins Bad. Ich beeilte mich mit dem Duschen. Ich trocknete mich ab und stellte mich in Unterwäsche vor den Spiegel. Ich betrachtete mich seit langem mal wieder ganz. Meine Knochen standen überall raus. Ich ekelte mich vor mir sleber, aber irgendwie fand ich es auch fazinierend. Mein Gesicht war immer noch eingefallen, aber ich fand, dass ich schon besser aussah. Ich stellte mich voller Angst auf die Waage. Die Zahlen gingen hoch und runter. Ich starrte gebannt auf das Display. 39,8kg zeigte sie schließlich an. Ich erschrack. Wog ich wirklich so wenig? Ich rubbelte meine Haare trocken und zog mir eine schwarze Hose und einen dunkel grauen Pulli an. Ich stellte mich wieder vor den Spiegel und schminkte mich das erste Mal seit Monaten.
Als ich fertig war ging ich ins Wohnzimmer.
"Und wie seh ich aus?", sagte ich fröhlich und drehte mich einmal.
Ich merkte, dass sie sich ein Lächeln abzwang. Sie drehte sich aber ziemlich schnell weg.
"Nina bitte, ich geb mir wirklich Mühe.", meinte ich traurig.
"Ja ich weiß.", Nina nahm mich in den Arm.
"Na los, komm, wir gehen.", Nina zog sich ihre Jacke an und ging zum Auto. Ich blieb unschlüssig in der Tür stehen.
Ich sah zurück ins Haus.
"Kamu komm.", rief ich und sah wie er aus der Küche gerannt kam.
Er rannte zum Auto und ich machte die Tür zu.
"Darf er mit?", fragte ich Nina.
Sie sah mich scharf an, nickte dann aber doch. Also fuhren wir zu dritt zur Polizei. Ich fühlte mich immer unwohler. Ich zitterte und mir war kalt. Gleichzeitig aber schwitzte ich.
Ich wollte am liebsten wieder zurück nach Hause oder mit Kamu spazieren gehen. Ich fing an mit meinen Beinen zu wippen.
"Kyra, hör auf damit du machst mich nervös.", sagte Nina irgendwann.
Ich versuchte aufzuhören, aber es beruhigte mich.
Nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir endlich an.

"Hallo mein Name ist Nina Reck und das ist Kyra Larsson. Wir müssten erwartet werden.", sagte Nina zu einem Polizist, der am Empfang stand.
"Ja, natürlich. Kommen Sie.", murrte er. Ich hatte weiche Knie, der Typ war mir unsympatisch.
"Der Hund muss aber draußen bleiben.", meinte er als er Kamu sah.
"Nein.", fauchte ich und sah ihn böse an.
"Ist schon okay. Bring den Hund mit.", sagte eine Frau mit dunklen kurzen Haaren. Sie lächelte mich freundlich an. Ich sah sie unsicher an, dann suchte ich Ninas Blick. Ich fühlte mich total klein, wie ein Kind. Nina reichte mir die Hand und führte mich zu dem Raum, in dem die Polizistin stand.
"Hallo Kyra. Ich bin Jule Stroh und ich würde deine Aussage aufnehmen, wenn das okay ist.", stellte sie sich vor.
"Ja das ist okay.", antwortete Nina für mich.
Ich sah mich in dem Raum um. Er war sehr hell und hatte große Fenster. Eigentlich ein schönes Büro.
Ich setzte mich auf einen Stuhl und drückte Kamu an mich.
Nina setzte sich neben mich und drückte meine Schulter.
"Also Kyra, kannst du mir erzählen, was an dem Tag passiert ist.", fing Jule Stroh an.
Ich hielt Ninas Hand fest und erzählte alles was an dem Tag passiert war. Ich bekam gar nicht wirklich mit was ich sagte. Mit den Gedanken war ich ganz woanders. Irgendwann merkte ich gar nicht mehr was ich sagte.

"Kyra. Es ist vorbei. Komm wir gehen einen Kaffee trinken.", hörte ich Nina sagen.
Ich saß im Auto. Mir war plötzlich ganz schlecht. Was war passiert?
"Du hast dich abgespaltet um dich zu schützen, die Polizistin hat das, glaube ich, nicht bemerkt.", erklärte Nina mir.
"Bitte was?", fragte ich.
"Ach Herzele. Du hast einfach nur funktioniert und deinen Geist weggesperrt, das ist nicht schlimm. Also bei dir ist das nicht schlimm, bei jemand anderem würde ich mir Sorgen machen."
"Na wenn es nur das war."
Ich fühlte mich trotzdem komisch. Es war beängstigend Sachen zu tun ohne mitzubekommen was man machte.
"Na dann los, Nina, gehen wir einen Kaffee trinken."
Nina fuhr los und grinste mich an. Ich ließ mich tief in den Sitz sinken und machte die Augen zu. Ich war total müde und fertig. Alles was ich gerade wollte war schlafen.

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