Selena
Ich hatte mir die Stiefel von den Füßen gestrichen und sah nun, Justin beobachtend, auf der Couch in die Decke gekuschelt. Ich weiß nicht wieso oder was genau mich an Justin faszinierte. Vielleicht war es seine geheimnisvolle Art. Ich hatte so viele Fragen, die ich so gerne beantwortet haben würde. Aber nicht von irgendwem, sondern von Justin selber.
"Es wird bald wärmer. Wie wäre es mit einem Tee?"
Justin hatte sich zu mir gedreht und aufgestellt. Er sah mich mit seinem charmanten perfekten Lächeln an. Wie konnte man da nein sagen? Schon war er in der Küche verschwunden, die sich hinter mir, also hinter der Couch befand.
Selena, hör auf so über ihn zu denken! Du bist mit Liam zusammen, da darfst du es nicht!
Mein Unterbewusstsein hatte recht, aber ich kann es nicht einfach abschalten. Außerdem läuft hier rein gar nichts, da brauche ich kein schlechtes Gewissen haben. Ich zwang mich, mich nicht umzudrehen und Justin weiter zu beobachten. Stattdessen sah ich direkt in den Kamin, ins Feuer.
"Hier, bitte. Ich hoffe dir ist nicht mehr so kalt."
"Danke."
Ich nahm ihm die Tasse ab und spürte, wie die Wärme durch meine Hände sich in meinem ganzen Körper verteilte.
Oder liegt es daran, dass sich deine Hände kurz mit seinen berührten?
Manchmal wünschte ich mir wirklich, dass diese innere Stimme, die jeder hat, verschwinden würde.
"So nun erzähl mal, was willst du genau wissen?"
Ich sah Justin überrascht an. War er wirklich bereit alle Fragen zu beantworten?
"Nun ja..."
Er lachte etwas.
"Dann fang ich mal so an; An jenem Abend haben Jaden und ich Jemanden getroffen. Es war nicht gut, dass du uns gesehen hast. Das einzige was ich dir sagen kann ist, dass all das komplizierter ist als du denkst."
Ich nickte nur. Ich wusste nicht was ich darauf sagen sollte oder so gar konnte. Mein ganzer Mut war verschwunden.
"Hast du Geschwister oder so?"
War das einzige was ich heraus bringen konnte.
"Ja, zwei jüngere. Sie sind 8 und 6. Sie leben mit meinem Vater in Kanada."
Ich nickte. War Justin ein Familienmensch?
"Sie bedeuten mir sehr viel, falls du es dich fragst."
Er schien wohl bemerkt zu haben, dass ich darüber grübelte. Ich fühlte mich ertappt.
"Wie es bei dir steht, weiß ich ja."
Er machte eine Pause.
"Was ist mit deinen Eltern?"
Ich zuckte mit den Schultern und sah auf meine Tasse. Ich hatte bestimmt seit einigen Monaten nicht richtig mit ihnen gesprochen. Ich schrieb ihnen ab und zu e-Mails, auf die ich eher selten Antworten bekam. Seit einigen Wochen hatte ich damit aufgehört.
"Sie sind sehr beschäftigt. Wegen ihrer Arbeit, versteht sich. Sie sind nur unterwegs. Einen richtigen Kontakt habe ich nicht zu ihnen."
Ich sah auf.
"Wie ist es bei dir?"
Justin legte seine, mittlerweile leere, Tasse auf dem Tisch ab. Er setzte sich seitlich hin, so dass sein Körper zu mir gerichtet war. Seinen rechten Ellenbogen stützte er auf der Couchlehne ab und somit seinen Kopf mit seiner rechten Hand.
"Meine Mutter starb ziemlich früh. Ich konnte sie nie kennenlernen. Mein Vater hat mich groß gezogen. Später, als ich 14 war heiratete er Jazzys und Jaxons Mutter. Ich kam nie besonders mit ihr klar, aber es war nicht das Ende der Welt. Ich schätze, dass sie es nicht verkraften konnte, dass mein Dad ein Kind von einer anderen Frau hatte. Ich hatte immer einen guten Draht zu meinem Vater. Auch als Erin, die Mutter der beiden, mich in ein Internat steckte, behielt ich den Kontakt zu meinem Vater. Er wollte mich rausholen, aber ich wollte nicht weg. Es gefiel mir auf meinen eigenen Beinen zu stehen. Wenn ich sagen würde, dass mein Vater sich nicht um mich kümmerte, wäre es eine Lüge gewesen. Er kam mich mit den Kindern besuchen oder ich sie. Als ich aber älter wurde stieß ich sie alle immer mehr von mir ab. Ich gerat, nun ja, in die falsche Bahn und wollte nicht, dass meine Geschwister diese Seite von mir erlebten. Ich würde sie enttäuschen wie ich meinen Vater enttäuschte."
"Und um ihn wieder stolz zu machen bist du auf dem College."
Er nickte.
"Er hatte mir immer erzählt, wie sehr sich meine Mutter gewünscht hätte, dass ich einen guten Abschluss kriegen und Architekt werde."
Ich schluckte. Seine Jugend, Kindheit, muss sehr schwer gewesen sein, obwohl er all das mit so einem ruhigen Ton erzählte. Es schien, als ob es ihm nicht so viel ausmachen würde, aber ich konnte merken, wie sehr er seine Familie vermisste.
"Das... Das ist echt... Wow... Ich weiß echt nicht was ich sagen soll."
"Das brauchst du auch gar nicht."
Ich sah ihm in seine Augen. Durch das Licht des Feuers schien das Braun seiner Augenfarbe heller und karamellfarbender zu wirken. Es war ein schönes unschuldiges Braun. Ein Braun, welches er als Kind gehabt haben muss.
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UNKNOWN
Fanfiction"Das ist nicht der richtige Zeitpunkt sich in mich zu verlieben. Baby, ich bin nur ehrlich zu dir. Ich weiß, dass du alle meine Lügen geglaubt hast, aber in meinen dunklen Zeiten werde ich dorthin zurückkehren und alle meine Versprechen werden nich...