Kapitel 37

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Selena

Die eigentliche Frage ist doch wohl eher, was du hier machst.

Mein Blick war starr auf die Straße des Highways gerichtet. Die Uhr auf dem Armaturenbrett sagte mir, dass es schon längst nach Mitternacht war. Also war es normal, dass Jaden, Kat und T auf der Rückbank eingeschlafen waren. Eigentlich war auch ich müde, doch ich wollte so schnell wie möglich zurück am College sein und das alles möglichst vergessen. 

"Wieso ignorierst du mich?"

"Tu ich nicht."

Mein Griff ums Lenkrad wurde fester.

"Dann beantworte mir meine Frage."

"Was ist mit meiner."

"Sel."

"Was?"

Ich blickte kurz zu ihm. Sein Blick war ernst, doch ich konnte keine Emotionen sehen. Nichts definierbares.

"Du weißt nicht, wie gefährlich das heute war."

"Und das sagst du mir weil?"

"Weil du nicht hierher gehörst."

"Man Justin, das ist mir doch klar! Aber du gehörst hier auch nicht hin."

"Du kennst mich nicht."

"Das brauche ich auch gar nicht."

Der Junge brachte mich wirklich um! Wieso konnte er es nicht verstehen ohne dass ich es ihm erklären muss? Ich will ihm nicht mein Herz ausschütten, weil ich weiß, dass er es nicht nachvollziehen und verstehen kann. Nicht meine Liebe zu ihm.

"Ich kann dein Leben nicht aufs Spiel setzen."

"Es ist doch wohl meine Entscheidung was ich mache."

Es herrschte eine Stille zwischen uns. Beide unserer Blicke waren auf die Straße im dunkeln gerichtet. Keiner sagte etwas, doch es zerriss mich.

"Ich habe mir Sorgen um dich gemacht."

Ich atmete tief durch.

"Deswegen bin ich mitgekommen."

"Ich weiß."

Ich weiß? Ist das sein Ernst?!

"Justin, rede endlich mal Klartext!"

"Nicht hier."

Ich wusste, dass er die anderen meinte und damit meinte, dass es weder der richtige Zeitpunkt als auch der Ort ist. Aber was wollte er mir sagen? Ich platzte förmlich aus Neugier. 

"Lass mich fahren."

"Spinnst du?! Du kannst doch nicht fahren!"

"Ich sehe doch, dass du müde bist. Bevor wir einen Unfall bauen, lass mich fahren."

"Nein, außerdem ist es nicht mehr so lange."

Er hatte recht, ich war todmüde, aber ich konnte weder ihn fahren lassen oder die anderen aufwecken. Also raffte ich mich zusammen und konzentrierte mich auf den Weg. Es war wirklich nicht mehr lang. Nach einer Weile merkte ich, dass auch Justin eingeschlafen war. Na toll. Aber es ist berechtigt, immerhin litt er, teilweise leidet er immer noch daran, an einer Schusswunde und ich weiß immer noch nicht, was die Jungs durchmachen mussten und wie lange sie schon in Atlanta waren. Nach weiteren etlichen Stunden kam ich endlich an dem Gelände der Harvard University an. Die Zeit verflog viel schneller als gedacht und auch meine Müdigkeit wurde nicht weiter zu einem Problem. Zu meinem Glück war es Samstag und ich konnte somit ausschlafen, schließlich war es vier Uhr morgens.

"Wir sind da."

Ich weckte alle auf, nachdem ich den Schlüssel aus dem Zündschloss gezogen hatte.

"Wir schulden dir echt was."

"Schon okay Kat. Hier die Schlüssel."

Ich gab ihr die Schlüssel und öffnete die Fahrertür. 

"Ich bin dann mal weg. Gute Nacht."

Ich stieg aus und lief mit langsamen Schritten über den Parkplatz. Ich zog meine Jacke fester um mich und genoss es, wie die kalte Luft in mein Gesicht geweht wurde.

"Sel!"

Verwirrt blieb ich stehen und drehte mich um. Justin kam auf mich zu, noch immer hielt er seinen Arm.

"Ja?"

Er hatte mich erreicht. 

"Was ist...-?"

Bevor ich aussprechen konnte, hatte er schon seine Lippen auf meine gepresst. Sein Kuss war überraschend sanft und zärtlich. Ich war viel zu sehr geschockt um wirklich darauf zu reagieren, aber es war nicht von Bedeutung, da er sich schon von mir gelöst hatte. 

"Danke, dass du da warst."

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