Erinnerung

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Nele P.O.V

"Was?" Mein Blick ist starr auf Marco gerichtet, der mich mit einem immernoch bleichem Gesicht anschaut. "Ein Jack sagte, du schuldest ihm viel Geld. Und das du ihm das schnell geben sollst, sonst sucht er dich mit Spezialisten." Ich muss schlucken. Erst sagt Marco den Namen Jack, dann redet er auch noch von Spezialisten. "Marco, woher hat er deine Nummer?" "Du kennst den?", ignoriert Marco meine Frage, die mir selber ziemlich Angst macht. Ich, dieses nach außen hin tollpatschig und unschuldige scheinende Mädchen, war in Sachen verwickelt, die man noch nichtmal seinem ärgsten Feind wünschen möchte. Ich schaue auf und sehe, dass Marco mich immernoch erwartungsvoll ansieht. "Ja.", hauche ich. Als ich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht streiche, rutscht der Ärmel von meinem Pullover hoch und man erkennt deutliche Narben an meinem Unterarm vom Handgelenk bis zu meinem Ellbogen. "Was ist das?!" Marco schreit schon fast, als er vorsichtig mit seinen kalten Fingern über die Narben meiner Vergangenheit gleitet. "Ähm...Nichts..." Toll, mir fällt noch nichtmal eine Ausrede ein! "Nele! Lüg nicht!", faucht Marco genervt. Bei seiner wütenden Stimme zucke ich verschreckt zusammen. Sofort wird Marcos Blick weicher, doch ich habe die Erinnerungen wieder.

Es ist kalt. Ich liege auf hartem, feuchtem Boden. Meine Unterarme schmerzen und mein Kopf brummt. Ich habe furchtbare Angst, sehe alles durch einen Schleier. Gleich wird es passieren, gleich kommt er. Mein Leben ist kaputt. Meine Familie nicht mehr da. Meine Mutter - tut nichts dagegen. Nach außen die heile Familie. Der einzige Grund, wieso meine "Eltern" eine Tochter wollten, war dieser Grund. Sie als Spielzeug zu benutzen. In dem Moment geht die Tür zum Keller auf und ich höre schwere Schritte die Treppe hinunter schlurfen. Dann öffnet sich die Tür zu mir. "Na, Süße", lacht er und kommt näher. Verängstigt weiche ich soweit es geht zurück und ducke mich. "Mach es dir nicht schwerer, als du es eh schon hast!", brüllt Frank, mein Vater. Doch er hat es nicht verdient, als Vater betitelt zu werden. Deswegen nenne ich ihn nur noch bei seinem Vornamen. "Ich hätte mir als Endergebnis ja was schöneres erwartet, aber naja... War wohl deine Mutter dran schuld", lacht er höhnisch. Da brennen bei mir die Sicherungen durch. Er darf mich ja schlagen, vergewaltigen und beleidigen, aber bei meiner Mom versteh ich keinen Spaß! "Du EINGEBILDETES, ARROGANTEN ARSCHLOCH! WAG ES JA NICHT, NOCH EINMAL MOM ZI BELEIDIGEN! WAS DU HIER ABZIEHST IST ABSOLUTE KACKE, DU HURENSOHN!" Seine Wangenknochen beginnen zu beben, ein Zeichen für mich, das ich es ziemlich übertrieben habe. "Hast du es gerade gewagt?" Frank kommt näher. Ich wimmere. Er holt mit seiner Hand aus und schlägt mir voll ins Gesicht. Dann reißt er mich hoch und schleudert mich gegen die Wand. Ich keuche auf. Frank nimmt mein T-shirt und zieht es mir über den Kopf. Er macht sich an meinem Hosenknopf zu schaffen...

"NELE!" Jemand rüttelt mich und reißt mich so aus meiner Erinnerung. Dieser jemand will seine Arme um mich legen doch ich bin noch zu geschockt, ich bin noch voll im Traum drin. Panisch winde ich mich und schlage um mich. "EY!" Da erkenne ich Marcos Stimme. Völlig verstört lasse ich mich auf den Boden fallen. Genau dorthin, wo ich auch seelisch bin. Tot am Boden. Genau das bin ich...

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Jaaaa doch noch ein Kapitel :)

Only You, Baby [Marco Reus]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt