43. Kapitel

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43. Kapitel

Der Gang, in den wir gegangen waren, war stockfinster. Man sollte doch meinen, dass man in der heutigen Zeit eine bessere Beleuchtung als die spärlichen Flammen in diesem Gang haben würde. Während Madonna und Mirkov vorangingen, um uns den Weg zu weisen, bildeten Silas und ich den Schluss.

Er hatte sich in der Dunkelheit einige Schritte zurückfallen lassen. Ständig berührten sich unsere Fingerspitzen und breiteten ein beruhigendes Gefühl aus. Ein Gefühl, dass ich nicht alleine war, das machte er mir dadurch immer wieder bewusst. Denn er hatte bemerkt, dass mir in dieser Situation nicht ganz mulmig zumute war.

Ich traute Madonna nicht über den Weg und zu was für einer Position sie uns gerade führte. Seit dieser Night-Gjak-Geschichte verheimlichte sie irgendetwas, das hatte ich im Gefühl. Und auch wenn wenn Leila und ich zusammen das Geheimnis hatten lüften können, warum hatte sie es uns nicht erzählt?

Es wäre wahrscheinlich nicht die beste Idee gewesen, es vor der ganzen Schule herauszuposaunen, aber wie sollten wir es kontrollieren, was wir nicht kannten. Sofort rasten meine Gedanken zu Leila. Ob es ihr gut ging? Ob der Kampf schon angefangen hatte?

Hier unten bekam man nichts vom Geschehen mit. Okay, ich musste mich auf das Wesentliche konzentrieren sonst würden meine Sorgen um Leila mich noch wahnsinnig machen.

Der Gang führte uns immer tiefer ins Schloss, ein modriger Geruch kam auf, es roch irgendwie nach Tod und Verwesung, ich rümpfte automatisch angeekelt die Nase. Dieser Geruch war ja widerlich! War hier jemand gestorben?!

Bei dem Gedanken breitete sich Gänsehaut über meinen ganzen Körper aus. Den Anderen schien es ähnlich zu gehen, doch niemand unterbrach die Stille und beschwerte sich darüber.

Durch die wenigen Fackeln, die den Gang in ein schauriges Licht tauchten, konnte ich nicht genau erkennen, wo wir langgingen. Immer wieder bogen wir ab , nach rechts, nach links. Die grob verputzten Gänge von oben waren verschwunden und nun je tiefer wir in die unterirdischen Gänge , die schon mehrere hundert Jahre alt sein mussten, desto mehr Spinnweben umringten die wahrscheinlich mittelalterlichen Gemäuer.

Es wurde von Minute zu Minute unheimlicher, ständig drehte ich mich panisch um, da ich das Gefühl hatte, uns würde jemand verfolgen. Mein Herz schlug immer schneller und ich spürte meinen Herzschlag in jeder Faser. Wenn wir hier noch lange herumirrten, würde ich vor Panik noch durchdrehen.

Kurz bevor ich wirklich wahnsinnig geworden wäre oder mir vor Angst in die Hose gemacht hätte, blieben Madonna und Mirkov ruckartig stehen und der Gardist stellte sich beschützerisch vor Madonna, die einen Spruch murmelte. Ich sah mich um und erblickte eine kleine Holztür.

Wahrscheinlich sprach sie gerade einen Entriegelungszauber. Sie sprach lange, ihre klare und deutliche Stimme schallte durch die unterirdischen Gänge und hallte wieder in mein Ohr. Ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm, es fehlte nur noch ein Geist oder eine Zombiearmee.

Ein Klicken ertönte und die Tür sprang auf. Uns wurde bedeutet in den Raum hinein zu gehen. Ich sah nocheinmal nach rechts und links, doch ich wusste nicht einmal mehr, woher wir überhaupt gekommen waren. Verdammt, ich hätte den Weg irgendwie markieren müssen!

Jedoch hatte ich weder Brotkrumen noch ein Garn Wolle, womit ich eine Spur aus Faden hätte legen können. Denn ohne eine Spur, die ich nicht hatte, würde ich nie den Weg nach oben finden. Eine Flucht wäre also aussichtslos, ich würde mich hoffnungslos verlaufen.

Der Raum war geräumig und äußerst karg eingerichtet, ein winziger Schreibtisch mit einer kleinen Kerze stand in der einen Ecke, in der gegenüberliegenden eine Vitrine, die bis an die niedrige Decke reichte und randvoll mit Gläsern, Kolben und diversen mir unbekannten Gefäßen gefüllt war.

Als wir alle uns in dem engen Raum befanden, verriegelte Mirkov, der an der Tür stehen geblieben war, die Tür und hielt seine Hand an den Türgriff. Seine melodische Stimme drang durch den Raum. Ex ostium clauditio paternas. Erschrocken hielt ich die Luft an, das was sich hier gerade vor meinen Augen abspielte, war unmöglich, wenn man Leilas Worten Glauben schenken konnte.

"H-haben sie etwa gerade gezaubert?", wollte Ravenna völlig entgeistert wissen. Der Schock war ihr ins Gesicht geschrieben. Meine schlechten Lateinkenntnisse gaben nicht viel her, doch mir wurde bewusst, was Mirkov da gerade getan hatte. Wir waren in diesem Raum eingesperrt. 

"Scheiße, das ist eine Falle!", wurde es mir indem Moment bewusst, was ich sofort den Anderen mitteilte, doch es war bereits zu spät. Verdammt! Warum hatte ich nichts gesagt? Mir war diese ganze Situation von Anfang an nicht Geheuer gewesen, doch ich hatte mir eingeredet, dass ich mir die Anzeichen nur einbildete.

In nächsten Moment geschah alles auf einmal, Madonna und Mirkov kamen von beiden Seiten auf uns zu, die Hände erhoben, jederzeit bereit zu zaubern. Silas und Aidan nickten sich zu und warfen sich in dem Augenblick als aus den Fingern unserer Gegner rote Funken sprühten, genau vor Ravenna und mich.

Cruciatio ex momento. Immer wieder murmelten Madonna und Mirkov dieselben drei Wörter, die eine wahre Wolke roter Funken hervorriefen, welche Silas und Aidan mitten in die Brust trafen. Es war fürchterlich mitanzusehen, wie beide auf die Knie gingen und begannen am ganzen Körper zu zucken begannen.

Dieser Zauber war ein Fluch und ein besonders fürchterlicher noch dazu. Silas, der sich vor mich geworfen hatte, drehte verzweifelt den Kopf und sah mich flehentlich an. Dann sackten beide im exakt selben Moment zusammen und lagen wie versteinert auf dem Boden.

Entsetzt schrie ich auf und hielt mir die Hand vor den Mund. Waren sie tot? In meinem Schreck war ich einige Schritte nach hinten getaumelt und gegen Mirkov eiserne Brust geprallt, dieser schubste mich aber sofort wie einen Ping-Pong-Ball wieder in die entgegengesetzte Richtung, wo ich dann doch zum stehen kam.

"Es ist doch immer wieder faszinierend, welche Schmerzen einige wenige Wörter in einem Menschen hevorrufen können, nicht wahr Mirkov?", Madonnas Lippen zierte ein sadistisches Lächeln. Das war doch krank!

"Das ist doch Wahnsinn!", meine Wut hatte Besitz von mir ergriffen, doch als ich auf Madonna zustürmen wollte, war ihr Leibwächter sofort zur Stelle und packte mich an meinen Armen, bevor ich irgendetwas tun konnte. Ravenna stand stocksteif wie eine Salzsäule im Raum, ihr Gesicht war aschfahl, sie konnte das Geschehene noch immer nicht begreifen.

Ravenna atmete mehrmals tief ein und aus, danach wandte sie sich unserer Schulleiterin zu. "Was wollen sie von uns?", fragte sie mit kühler und ungewöhnlich gefasster Stimme. Madonnas Lächeln wurde breiter. "Wieso haben sie uns hergebracht?", fragte sie weiter.

Die Direktorin hatte bis jetzt auf dem Tisch gelehnt, nun erhob sie sich und schlenderte zu meiner Mitschülerin. "Sie wollen wissen, wieso sie hier sind... sie beide, naja sind in gewisser Weise etwas Besonderes. Und damit haben sie einen unschätzbaren Wert für mich.".

Ihre knochigen Finger mit den langen, schwarz-lackierten Nägeln fuhren über Ravennas Wange. Dieser war deutlich anzusehen, dass ihr das, was gerade passierte, überhaupt nicht gefiel und den panische Blick, den sie mir zuwarf, bewies mir selbst, dass alles hier noch ein böses Ende nehmen würde.


~

So, ich beende das Kapitel hier erst mal wieder. Habe gerade erfahren das das deutsche Team in Rio gerade die erste Medaille gewonnen hat, also Herzlichen Glückwunsch! Aber jetzt zurück zur Geschichte!!

Was denkt ihr? Was haben Madonna und Mirkov vor? Was wollen sie von Shaina und Ravenna? Und sind Silas und Aidan tot? Ich würde mich freuen eure Meinung dazu zu hören!!!

Dieses Kapitel widme ich @Leeia1. Danke für deine Votes ;)!

So oben ist noch eine Szene von Harry Potter (die Fans haben es ja warscheinlich eh schon erkannt), so stelle ich mir den Fluch vor. Das Video ist der Song, der mich beim Schreiben so krass motiviert hat. Also bis zum nächsten Mal ;)

J.



Wake of a WitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt