44. Kapitel

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44. Kapitel

Ich hatte in den vergangenen Minuten immer wieder versucht mich aus Mirkovs Griff zu befreien, doch selbst wenn ich das schaffte, hätte ich zwei Hexen, die mich ausschalten würden hinter mir her und ich würde die Tür entriegeln müssen.

Das würde noch nicht einmal Night schaffen, selbst wenn ich ihr den Kampf überlassen würde. Während des Fluchs hatte ich die unglaubliche Energie im Raum gespürt, es hatte mich an den Zauber in der Halle erinnert.

Der Zauber. Es kam mir vor, als wäre der Zauber und der Abschied von Leila schon Stunden hergewesen, doch es musste gerade mal eine halbe vielleicht eine Stunde her sein. Madonna fuhr immer noch über Ravennas Wange, die unter ihren Bewegungen immer wieder zusammen zuckte.

"Was wollen sie denn von uns? Wir haben Ihnen nichts getan!!", ich brüllte, im Moment überwiegte die Wut meine Angst, die ich so zu kaschieren versuchte. Tief in mir drin brodelte der Kessel und er konnte jeden Moment überschwappen oder im schlimmsten Fall komplett explodieren. Um hier heil wieder raus zu kommen, wäre das aber wohl die beste Option.

Madonna schüttelte lachend den Kopf. "Ach meine Liebe, hier geht es doch gar nicht darum, was sie beide getan haben sollen. Ich will etwas von ihnen. Und sie werden mir dabei helfen, es zu bekommen, es sei denn sie wollen enden wie ihre Wächter dort drüben.", sie wies mit dem Kopf auf Aidan und Silas.

Ich biss mir auf die Lippe und überlegte die ganze Zeit, was sie wohl vorhatte. Wenn ich rausfand was der Plan war, konnte ich es vielleicht noch irgendwie verhindern. Doch meine Hoffnungen auf Rettung oder Flucht schwanden von Sekunde zu Sekunde.

"Wir sollten anfangen, Lhadina.", Mirkov zerrte mich einige Schritte von der Tür weg. Erneut zog ich mit meinem ganzen Gewicht, doch Mirkov war starr wie eine Statue und bewegte sich keinen Milimeter. Madonna nickte zustimmend.

Sie zog an Ravennas Haaren, sie kreischte auf vor Schmerz, bis Madonna eine blonde Haarsträhne in der Hand hatte, sie lächelte zufrieden und platzierte die Strähne in einer metallenen Schüssel, die in der Mitte des Tisches stand.

Ravenna keuchte. Sie starrte unsere Schulleiterin an, beobachtete jeden Schritt genau, wahrscheinlich dachte sie darüber nach, wie sie alleine heil aus der Sache raus kommen könnte. Oder wie sie mich am besten demütigen würde.

Doch was Madonna dann tat, schokierte mich noch mehr. Sie ergriff Ravennas Hand, ein stumpfes Messer in der Hand und fuhr über ihre Handinnenfläche. Ich hörte meine Mitschülerin vor Schmerz aufstöhnen, wieder versuchte ich Mirkov abzuschütteln, doch wieder vergebens.

Ravenna wurde zum Tisch gezerrt und musste aus ihrer Hand Blut in die Schale tropfen lassen, sie zitterte am ganzen Körper, immer wieder drehte sie den Kopf zu mir, ich wusste nicht, ob sie mir etwas sagen wollte, wenn ja, dann verstand ich ihre Nachricht nicht.

Vielleicht wollte sie mir ein Zeichen schicken, den richtigen Moment zur Flucht, wir würden wohl oder übel zusammen arbeiten müssen, um beide hier lebend rauszukommen. Und ich wusste nicht, ob mir das gefiel. Sie könnte mir immer noch in den Rücken fallen und dadurch nur sich selbst retten!

Ravenna starrte immer wieder hin und her zwischen ihrer Hand, der Schüssel und Madonna, die gerade ein dickes, vergilbtes Buch hervorzauberte und auf dem Tisch aufschlug. Es schien, als würde meiner ehemaligen Feindin gerade ein Licht aufgehen.

"Haare... für den Körper und Blut. Haare und Blut, Haare und Bluut!", murmelte Ravenna nachdenklich, sie dachte nach, dann holte sie erschrocken Luft. Im nächsten Moment wollte sich auch schon umdrehen oder irgendeinen Spruch murmeln, doch Madonna ließ nur ein Ferulis!  von sich hören und Ravennas Körper erstarrte.

Wake of a WitchWo Geschichten leben. Entdecke jetzt