Unerwartet

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Wir reiten schon lange und kommen dem Rande des Gebirges aber nur langsam näher. Als die Mittagssonne am Himmel steht, rasten wir eine Weile. 

"Warum ist der Pass des Cahadras eigentlich am Sichersten?" Ich bin neugierig geworden und will wissen was es damit auf dich hat. 

"Es gibt viele Orks die sich in diesem Gebirge niedergelassen haben. Doch sie sind der Kälte auf dem Cahadras nicht gewachsen und können dort nicht überleben. Sie werden auch niemals dort oben auftauchen. Es ist einfach zu kalt für sie. Das ist ein Vorteil für uns" beendet er seine Ansprache. Wir rasten noch eine gute halbe Stunde und reiten dann wieder weiter. Der Rest des Weges verläuft schweigsam.

Am Abend kommen wir am Rande des Gebirges an und bauen unser Lager auf. Wir tränken die Pferde und versorgen sie. Dann stärken wir uns und legen und anschließend auf die großen Decken. 

"Wie alt warst du als deine Eltern verstarben?" fragt er mich leise. Ich schaue in den klaren Nachthimmel hinauf und betrachte die Sterne. 

"Ich war noch sehr jung. Ich kann mich nicht mehr erinnern wie alt genau ich war..." sage ich traurig. Legolas sieht mich mitfühlend an. 

"Es muss schrecklich gewesen sein ohne Eltern leben zu müssen... Ich weiß wie das ist..." seine Stimme klingt traurig und er betrachtet ebenfalls die Sterne an Nachthimmel.

"Was ist passiert?" frage ich nach. 

"Meine Mutter verstarb bei einem Orkangriff, als sie mit mir spazieren ging. Ich war noch sehr jung, aber irgendwie konnte ich mich retten. Ich habe alles mitbekommen. Wie sie gestorben ist... alles. Als mein Vater erfuhr, das meine Mutter gestorben war zerbrach es ihm das Herz. Ein Schleier der Trauer legte sich über ihn und er veränderte sich. Er wurde unbarmherzig und kaltherzig. Er beachtete mich nicht mehr und wollte nichts mehr von mir wissen. Immer wenn ich an die Tür seines Gemachs klopfen wollte um ihn um etwas zu bitten, hörte ich ihn dahinter weinen. Mein Vater war früher nicht so wie heute. Der Tod meiner Mutter hat sein Herz zerspringen lassen und dann wurde er so, glaub mir. Er kann nichts dafür..." 

Wir schweigen eine Weile und betrachten weiter den Nachthimmel. Dann breche ich das Schweigen. 

"Es tut mir so leid... das muss sehr schwer für dich gewesen sein vor allem, da du den Tod deiner Mutter noch mit eigenen Augen mitbekommen hast..." sage ich leise. 

"Ja das war es... doch meine Mutter erscheint manchmal in meinen Träumen oder ich höre ihre Stimme in meinem Kopf, wenn ich einmal in Schwierigkeiten stecke oder keinen Ausweg mehr weiß... Dann steht sie mir bei" sagt er und lächelt leicht. 

"Das ist schön... ich wünschte ich könnte solch eine Verbindung mit meinen Eltern aufnehmen..." sage ich ebenfalls lächelnd. Ich lege meinen Kopf auf seine Brust und er streichelt sanft meinen Rücken. Kurze Zeit später bin ich auch schon eingeschlafen.

Am nächsten Morgen werde ich noch vor Sonnenaufgang von Legolas geweckt. 

"Komm Meleth nîn wir müssen weiterziehen. Der Weg ist sehr beschwerlich und braucht viel Zeit. Wenn wir vor Sonnenuntergang auf der anderen Seite sein wollen, müssen wir jetzt los" sagt er leise und macht schon einmal die Pferde fertig, während ich aufstehe und die Decken zusammenrolle. Dann sitzen wir auf und reiten den Berg hinauf. Der Weg ist nicht sehr steil und deswegen nicht so beschwerlich für die Pferde. Um die Mittagszeit kommen wir am Pass des Cahadras an und steigen ab. Es ist sehr beschwerlich und man muss sehr gut auf den Weg achten, damit man nicht stolpert oder rutscht. Die Pferde führen wir am langen Zügel, damit sie genug Gleichgewichtsgefühl haben. Bei ein paar kleinen Felsen bleibt Legolas stehen und lauscht. 

"Was ist los?" frage ich flüsternd. 

"Ich höre Gebell..." sagt er und dreht sich um "Schnell, wir müssen die Pferde in die Höhle dort bringen" sagt er rasch und läuft auch schon los. 

"Welche Hö...hle" will ich sagen, bevor ich sehe wie Legolas mit Arod durch einen gut getarnten Höhleneingang läuft. Schnell gehe ich ihm mit Gilgalad hinterher und betrete dann mit ihm ebenfalls die Höhle. 

"Legolas... Du hast gesagt es kommen keine Orks hierher" sage ich angsterfüllt und stelle Gilgalad neben Arod. 

"Das war auch immer so aber sie scheinen nun gut genug gegen die Kälte geschützt zu sein" sagt er leise und besorgt. Das Gebell der Warge wird immer lauter und es sind auch die Schreie von Orks zu hören. 

"Werden sie uns finden?" frage ich mit zittriger Stimme und umarme Legolas. Er streicht mir beruhigend über den Rücken. 

"Nein bestimmt nicht..." sagt er, doch seine Stimme klingt nicht sehr überzeugend. Nun ist das Gebell und Geschrei sehr laut und wir hören wie die Warge stehen bleiben. Ich höre das Schnüffeln und das Scharren ihrer Tatzen im Schnee. Dann höre ich eine bedrohlich klingende Stimme. 

"Elben... die Fährte ist noch frisch... sie sind dort zu den Felsen..." sagt sie und ich merke wie sich die Warge langsam auf den Höhleneingang zubewegen. Langsam nimmt Legolas seinen Bogen von seinem Rücken und spannt einen Pfeil in die Sehne. Ich möchte es gerade auch tun sich er hält mich auf. 

"Du nicht... bleibe bei den Pferden..." sagt er und läuft auf den Höhleneingang zu. Ich sehe die Nase eines Warges im Höhleneingang auftauchen und Legolas schießt ihm einen Pfeil zwischen die Augen. Jaulend weicht dieser zurück und Legolas stürzt hinaus. Ich höre das Aufeinandertreffen von Schwertern und das Gebrüll von Orks und Wargs, die heulend zu Boden gehen. Ohne nachzudenken greife ich nach meinem Bogen und renne zum Höhleneingang. 

~Ich werde ihm helfen ob er es will oder nicht~ 

Beim Höhleneingang nehme ich schnell ein Pfeil aus meinem Köcher und spanne diesen in die Sehne, dann renne ich hinaus und erfasse mir einen schnellen Überblick über das Schlachtfeld. Einer der Orks hat mich bemerkt und kommt nun auf seinem Warg auf mich zu. Blitzschnell ziele ich mit meinen Bogen auf den Kopf des Tieres und schieße. Der Pfeil trifft den Warg direkt zwischen den Augen und er sackt mit einem Jaulen zu Boden. Schnell spanne ich einen neuen Pfeil in die Sehne und töte den Reiter. Dann eile ich zu Legolas und treffe einen Ork nach dem anderen mit meinen Pfeilen. Legolas sieht mich überrascht an 

"Liavenna?" sagt er bevor gerade noch einen Angriff eines Orks abwehrt und ihm sein Kurzschwert in den Magen rammt. Als die letzten Orks und Warge besiegt sind atme ich erleichtert auf. Ich blicke zu Legolas, der nur fassungslos dasteht und mich mit großen Augen und offenem Mund anstarrt. Ich kann mir ein Lachen nicht verkneifen. 

"Warum starrst du mich denn so an?" frage ich lachend "Noch nie eine Elbin kämpfen gesehen?"

Mittlerweile hat sich sein Gesichtsausdruck von überrascht zu fasziniert geändert. "Jedenfalls nicht so" sagt er und lächelt. Ich falle ihm im glücklich um den Hals und küsse ihn sanft. Er erwidert den Kuss und wir lösen uns langsam voneinander. 

"Danke Legolas" sage ich leise und lächle ihn an, dann gehen wir zusammen zu den Pferden zurück. 

"Ich würde sagen wir rasten ein wenig und ziehen dann weiter, denn es ist nicht mehr weit bis zum Ende des Pfades" 

"In Ordnung" stimme ich ihm zu und setze mich auf den Boden der Höhle. Legolas setzt sich zu mir und legt seinen Arm um mich. 

"Weißt du eigentlich wie stolz ich auf dich bin?" sagt er lächelnd und gibt mir einen Kuss auf die Wange. Ich lege meinen Kopf auf seine Schulter. So sitzen wir noch eine Weile, dann nehmen wir unsere Pferde an den Zügeln und bewältigen den Abstieg ohne weitere Zwischenfälle.


♢Eldarhen♢

Ich liebe Dich, LegolasWo Geschichten leben. Entdecke jetzt