Kapitel 13: Kampftraining
»Dann erzähl mal, was in den Kapiteln vorkam, die du lesen solltest«, forderte Gaia Maria am nächsten Donnerstag auf.
»Die Welt Meana besteht aus zwei Kontinenten, Reylia und Emerel, und wenigen Inselreichen, dessen Kultur selbst heute–«, begann das Mädchen, doch ihre Mentorin unterbrach sie: »Ich brauche keinen zitierten Roman sondern eine Inhaltsangabe.«
»In dem Lehrbuch Wissenskunde I: Meana wird die ma–«
»Maria«, meinte Gaia mit einem leicht genervten Unterton in der Stimme, »kannst du das nicht einfach ganz normal sagen?«
Die Schülerin lachte auf: »Nein!«
Gaia hatte sie früher schon einmal beobachtet, und sie hatte nie so oft gelacht, geschweige denn war sie so fröhlich gewesen. Wider Willen musste sie ebenfalls lachen. Es freute sie, dass Maria hier am Internat so glücklich war.
»Dann sag mir wenigstens, auf welcher Seite du jetzt bist.«
»Auf Seite 453«, meinte sie und machte eine bedeutungsvolle Pause, »Des zweiten Bandes«
»Schon?«
»Ja, wieso auch nicht? Es war interessant.«
Gaia lachte wieder. »Du bist auch interessant!« Dann wurde sie ernst und warf Maria ein Holzschwert zu, das diese erst einmal fallen ließ. »Dann beginnen wir mit dem Schwertkampf. Natürlich zuerst mit Schwertern aus Holz, immerhin wollen wir dich nicht verletzen. Ich werde dir zuerst die einzelnen Figuren zeigen, die bei uns im Orden gelehrt werden.«
Gaia präsentierte, korrigierte und lobte Maria, wenn sie etwas richtig machte. Unwillkürlich musste sie an ihren eigenen Kampflehrer denken, der den Cherrelan zum Opfer gefallen war. Er war schroff gewesen und hatte sie niemals gelobt, doch damals stand er schon unter der Fuchtel der Cherrelan. Als sie gefangen gehalten wurde, starb er. Sie bedauerte dies bis heute. Gaia schreckte hoch, als Maria ihren Kopf mit dem Holzschwert attackierte.
»Was sollte das?«, fragte sie harsch und hielt sich den schmerzenden Kopf.
»Mir tun die Arme weh, weil ich sie so lange in einer Position halten musste. Kannst du mit deinen Gedanken nicht beim Unterricht bleiben?«
»Entschuldigung, ich–«, begann sie und wurde von einer unbekannten Stimme unterbrochen: »Maria! Ich habe dich gesucht!«
Die Angesprochene drehte sich um, warf das Schwert weg und fiel der unbekannten Schwarzhaarigen um den Hals. »Mejra! Was suchst du denn hier?«
Gaia hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Würde sie Mejra ausreden lassen, könnte sie Liarëens kompletten Plan durcheinander bringen.
»Also – Mejra«, begann sie barsch, »Ich weiß, was du vorhast, und du wirst sie garantiert nicht nach Reylia bringen. Außerdem hat Maria gerade Unterricht!«
Mejra und Maria blinzelten sie überrascht, dann fragte letztere irritiert: »Was hast du dagegen, dass Mejra mir Reylia zeigt?«
»Es ist dir strengstens untersagt, mit jemand anderem als mir die magischen Welten zu betreten.«
»Bitte?«, stieß Mejra überrascht hervor, »Wer bist du, dass du das entscheiden kannst?«
Gaia zog die Augenbrauen zusammen und starrte Mejra finster an. »Dies war Anordnung von Königin Liarëen höchstpersönlich. Wage es ja nie wieder, ihre Autorität in Frage zu stellen!«
Der schwarze Engel zuckte unter ihrer Wut zusammen. »Entschuldigung, aber ich–«
»Kein Aber – geh!«
Maria runzelte die Stirn und fragte empört: »Was sollte das denn?«
Die Göttin seufzte leise. »Ich muss jetzt los. Wenn du Mejra hinterher gehst, werde ich es sofort bemerken, also versuche es ja nicht.«
Die jüngere Schülerin starrte ihrer Lehrmeisterin überrascht nach. Dass sie so unbedingt nicht nach Reylia durfte, hatte sie nicht gewusst.
Maria ließ sich in den Schneidersitz fallen und ging in Gedanken noch einmal die Figuren durch.
In der nächsten Zeit ließ Gaia sich nicht blicken. Mittlerweile waren Herbstferien, und die Vorbereitungen der Hochzeit am Ende derselben nahm Maria vollkommen ein, sodass sie nicht mehr darüber nachdenken konnte, und wenn ihr mal genug Zeit und Ruhe dafür blieb, füllte sie sie mit dem Rascheln von Buchseiten. So vergingen die Tage, und ehe sie sich versah, stand sie vor dem Spiegel und ließ sich von ihrer Großmutter Elizabeth die Haare hochstecken.
»Du bist wirklich hübsch geworden, Maria«, meinte sie leise und musterte ihre Enkeltochter. Diese konnte der alten Dame quasi von der Stirn ablesen, dass sie sich fragte, wie Mutter und Kind so unterschiedlich sein konnten. Während Aylins Haare in schulterlangen Löckchen Volumen zeigten, hingen Marias Haare glatt hinunter, und braune und blaue Augen waren sich nicht sehr ähnlich. Außerdem war das junge Mädchen ziemlich hell, während die Haut ihrer Mutter von der Sonne gebräunt war.
»Gehen wir jetzt noch zu Aylin?«, fragte Maria jetzt und glaubte, dass Elizabeth sich erneut fragte, warum sie ihre Mutter beim Namen nannte.
Das Mädchen war im Gesichterlesen ziemlich gut geworden.
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Quest Of An Äreviel 1: Die Legende Der Kierline
FantasyWenn der selbsternannte König fällt, Wird ein Stern erblüh'n in dieser Welt. Ein Flügelschlag, sanft wie der Wind, Der Stern nähert sich dem Ziel geschwind. Und in jener dunklen Nacht hat sie das Licht hervor gebracht. Eins vollbracht, warten noch v...