Kapitel 28

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Kapitel 28: Geburtstagsgäste und andere Katastrophen

Maria war sich sicher, diese Stimme noch nie gehört zu haben, doch ebenso sicher war sie sich, sie zu kennen. Vielleicht hatte sie sie in der einen Woche gehört, von der ihr jegliche Erinnerung fehlte?

Langsam wandte sie sich zu der Sprecherin um. Schulterlange, braune Haare, ein dunkelblaues, mittelalterliches Kleid, ein tropfenförmiger Saphir auf der Stirn. Stumpfe, blaue Augen, die alles Leid der Welt gesehen zu haben schienen. Königin Liarëen.

Augenblicklich schien alles andere zu verschwinden, nur noch die Brünette schien zu existieren. Alles andere verschwand aus ihrer Wahrnehmung.
Und plötzlich war sie nicht mehr wütend. Sie sah keinen Grund mehr dazu. Es war nicht wichtig. Das einzig Wichtige war Königin Liarëen.

Maria vollführte einen tiefen Knicks und stellte sich dann wieder aufrecht hin. Sonst stand sie immer relativ lässig da, doch nun war ihre Haltung gerade, sie hielt akkurat ihre Hände vor ihrem Schoß verschränkt. Es fühlte sich ... richtiger an.

Das Zeichen, das Karia auf ihren Arm gemalt hatte, begann zu kribbeln. Aber es war nicht unangenehm, sondern voller Wärme und Entspannung.

»Maria, Kind, wie hübsch du doch geworden bist«, meinte die Königin, und plötzlich schlich sich ein Lächeln auf ihr Gesicht, das die Traurigkeit aus ihrem Blick nicht ganz, doch zumindest vorübergehend verbannte.

»Danke sehr«, erwiderte das Mädchen geschmeichelt und lächelte zaghaft zurück. Sie konnte sich nicht darüber wundern, was genau die Königin damit genau meinte, denn es War nicht wichtig, spielte keine Rolle. Nichts tat es mehr als der Augenblick, das Gefühl der Glückseligkeit.

»Man könnte meinen, du seist ein verliebtes, kleines Mädchen«, holte Karia das Mädchen zurück auf den Teppich, und die Stimmung verflog. Einzig das Kribbeln auf der Haut blieb.

Maria wurde bewusst, dass alle sie anstarrten. Ihre Haltung verkrampfte sich.

»Liarëen-Eira, ich denke, wir sollten uns unterhalten.« Der Blick der Schülerin schweifte über ihre Klassenkameraden. »Allein.«

Auch, wenn es Maria verwunderte, binnen einer halben Minute war der Aufenthaltsraum leer.

»Gut, worüber sollen wir reden?«, fragte Liarëen. Das Lächeln war von ihrem Gesicht verschwunden.

»Penelope meinte, Ihr wolltet in einem Punkt mit mir sprechen. Welcher wäre es?«

Traurigkeit kehrte in den Blick der Königin zurück, sie wandte sich ab, trat an die Fensterbank und starrte in die Nacht hinaus.

»Bitte ... bitte verurteile mich nicht«, wisperte sie leise, dann atmete sie tief durch. Eine kleine Ewigkeit herrschte Stille, dann begann die Königin so leise, dass Maria es nur mit Mühe verstehen konnte, zu sprechen: »Es tut mir bis heute Leid und ich kann es mir immer noch nicht verzeihen, aber ...«

Liarëen stockte, und eine weitere Ewigkeit lag Stille über dem Raum. Auch, wenn sie nicht wirklich angenehm war, wartete Maria. Irgendwie spürte sie, dass es nichts bringen würde, sie zu drängen.

 Irgendwie spürte sie, dass es nichts bringen würde, sie zu drängen

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  Aylin stand am Fenster und starrte in die Nacht hinaus. Dass sie sich mit Maria stritt, war eigentlich eine Seltenheit. Und sie konnte es sich danach nie verzeihen, denn sie liebte dieses Mädchen wie nichts sonst. Sie hatte immer solche Angst, sie zu verlieren, dass sie irgendwann gehen würde. Dass sie die Wahrheit herausfand. Aber je mehr sie sie festzuhalten suchte, desto mehr schien sie ihr zu entgleiten. Eine heiße Träne rann über ihre Wange. Sie wollte Maria nicht verlieren, für keinen Preis der Welt, aber dennoch schien Tag X immer näher zu rücken. Der Tag, an dem sie für immer verschwinden würde.  

Aylin blickte auf den Brief Königin Liarëens hinab und zerriss ihn in einem Anfall von Verzweiflung. Er hätte ihr Maria beinahe schon einmal genommen - damals, ein paar Tage nach Weihnachten. Er war überhaupt an allem schuld!

Sie riss das Fenster auf und warf die Schnipsel in die eiskalte Nacht, wo sie einen Tanz begannen. Einen Tanz mit den Schneeflocken, die begannen, vom Himmel zu fallen, einen Tanz mit dem Wind, der Natur, der Willkür und Unveränderlichkeit des Schicksals.

Aylin wusste nicht, was sie der Königin, die sie doch nur von diesem einen Brief kannte, für Gefühle entgegenbringen sollte. War der Hass oder die Dankbarkeit, die ihr Herz erfüllten, stärker?

Ich weiß, dass es kurz ist. Aber ... aber ... aber Cliffhanger! Cliffhanger sind toll, aber nur bei mir. Na ja.

Ich habe eindeutig zu viel vorgeschrieben ...

LG

Eure Phoenix

Quest Of An Äreviel 1: Die Legende Der KierlineWo Geschichten leben. Entdecke jetzt