Kapitel 27

1.2K 116 107
                                    


Jetzt hat er mich!, schoss es mir durch den Kopf. Keine Sekunde zu früh, denn einen Moment später erschien Josh in meinem Sichtfeld. Ich wirbelte herum und wollte in die entgegengesetzte Richtung fliehen, doch da wurde mir der Weg von einem Container versperrt.

Verdammt!

„Da bist du ja endlich." Gelassen scharrte er mit seinen dreckigen Schuhen am Boden herum und kickte einen Stein weg. „Hast du wirklich gedacht, du könntest uns entkommen? Benutz mal deine grauen Zellen. Wir sind geübte Leute, du nur ein normaler Junge, der nichts über unsere Taktiken weiß." Er zuckte die Schultern. „Ich gebe dir die Chance, dich jetzt widerstandslos auszuliefern, und dir wird nichts passieren – wir können das auf die leichte Methode machen oder auf die harte. Deine Entscheidung."

Wütend fixierte ich sein hämisches Gesicht und musste mich zusammenreißen, um ihm nicht eine Hand voll Schlamm hineinzumatschen. Moment mal, wieso eigentlich nicht?

Ich seufzte. „Na gut."

Joshs Grinsen wurde noch breiter. „Wusste ich doch, dass du ein vernünftiger ..."

Blitzschnell bückte ich mich, griff mir einen Haufen nasser Erde und schleuderte ihn ihm entgegen. Er verfehlte sein Ziel nicht und traf meinen Gegner mitten ins Gesicht. Josh schrie auf und taumelte – allerdings nicht zurück, sondern nach vorne. Ich duckte mich unter seinen Armen hindurch und wollte wieder einen Sprint starten (die anderen drei waren offenbar irgendwo anders noch mit Suchen beschäftigt), aber Josh war sogar im blinden Zustand unschlagbar. Noch während er sich mit einer Hand den Dreck aus dem Gesicht wischte, holte er mit der anderen nach mir auf. Reflexartig machte ich einen Satz zurück, wobei ich jedoch in einer Pfütze ausrutschte, das Gleichgewicht verlor und in die steile Böschung stürzte.

Josh reckte sich noch nach mir, bewirkte damit allerdings nur, dass er ebenfalls ins Straucheln geriet und meinem Beispiel folgte. Noch im Fall versuchte ich, mich an irgendetwas festzuklammern, aber der Hang war einfach zu steil, sodass ich ziemlich ungebremst hinunterschlitterte und schließlich mit voller Wucht im Löschteich endete. Der Kälteschock ließ meine Glieder erst einmal erstarren, sodass die vollgesaugte Kleidung genug Zeit hatte, mich erst mal unter Wasser zu ziehen, bevor meine Körperaktivitäten wieder zum Leben erwachten und ich mich hochstrampelte, bevor mir der Sauerstoff ausgehen konnte. Keuchend kämpfte ich mich an die Wasseroberfläche und wollte die zwei Meter zum Ufer schnell zurücklegen, doch irgendetwas packte meine Jacke und zerrte mich zurück.

Josh.

Ohne nachzudenken stürzte ich mich auf ihn und drückte ihn ins Wasser, doch leider dauerte es keine fünf Sekunden, bis er den Spieß umgedreht hatte. Verbissen trat ich um mich und traf sogar ein paar Mal, bis er meinen Kopf plötzlich im Schwitzkasten hatte und mich unter Wasser drückte. Ich war so überrumpelt, dass ich versehentlich einen Schwall der Flüssigkeit in Nase und Mund geraten ließ. Zum Glück hatte Josh nicht vor, mich gänzlich zu ertränken, denn nur wenige Sekunden später zerrte er mich wieder an die Oberfläche. Hustend und Wasser spuckend schnappte ich nach Luft und musste mich zu meinem Leid an Josh festkrallen, um nicht aus Sauerstoffmangel gleich wieder unterzugehen. Meine Lunge fühlte sich seltsam eng an und brannte höllisch.

Josh legte mir einen Finger unter das Kinn und hob meinen Kopf an. Obwohl er ebenfalls unter Wasser gewesen war, klebten ihm immer noch Überreste des Schlamms im Gesicht. „Kapierst du jetzt, dass du keine Chance hast?" Fast liebevoll strich er mit seinem Daumen über meine Wange, und wenn ich gekonnt hätte, hätte ich ihm den Finger abgebissen. „Wären die Umstände nicht so ... unpassend, könnten wir jetzt weitermachen, wo wir letztes Mal unterbrochen worden sind."

Ich starrte ihn an. Wovon sprach er? „W-was?"

Er lächelte. „Wie schade, dass du dich nicht daran erinnerst ..."

Stay away  - ZiallWo Geschichten leben. Entdecke jetzt