Kapitel 19

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"Kann ich reinkommen?", fragt mich Kyle, als er die Tür öffnet und mich sanft anlächelt. Unsicher nicke ich. Was macht er hier? Ich sitze hier auf der Intensivstation und halte Lilys Hand. Sie war vor einer Stunde aufgewacht. Ich, so ungeduldig wie ich bin, habe sie sofort mit Fragen überrumpelt. Jetzt im Endeffekt natürlich vollkommen verantwortungslos. Das arme Kind will jetzt nur in Mamas Arme und nicht ins Kreuzverhör genommen werden. Lily schwieg und die Schwester brachte sie in die Intensivstation für eine Nacht. "Du bist doch schon drin", scherze ich leicht. "Schläft sie?", fragt Kyle und schnappt sich einen Stuhl. "Wie haben sie dich hier reingelassen?", frage ich verwundert. Vorhin war Schichtwechsel und die neue Schwester ist verdammt mürrisch. Sie wollte mich erst reinlassen, als ich ihr meinen Personalausweis gezeigt habe. "Dein Freund täuscht gerade Atemprobleme vor", gibt er gelassen zurück. Verwirrt schaue ich ihn an. Bryon hilft Kyle? Sind die beiden jetzt beste Freunde oder wie?
"Warum täuscht er Atemprobleme vor?", frage ich noch immer verwirrt. "Und mein Freund ist er auch nicht...", füge ich noch schnell hinzu, als ich bemerke, dass ich vergessen habe darauf einzugehen. Eigentlich müsste ich nicht drauf eingehen und bin ihm keine Rechenschaft schuldig, aber ich will es einfach. Ich will nicht mehr lügen. Wirklich nicht! Es hat 5 Jahre lang gereicht. Lügen bringen nichts. Irgendwann kommen sie eh alle ans Licht!

"Weil ich mit dir reden muss. Ich weiß, eigentlich steht mir diese Frage nicht zu. Es ist deine Tochter und ich möchte mich nicht einmischen, aber warum hast du es verschwiegen?", fragt er mich direkt. Ich setze mich gerade auf und beiße mir auf die Lippe. "Ich hatte Angst, dass du sie mir wegnimmst.", haue ich raus. Keine Lügen. Nur die Wahrheit! "Wie meinst du das?", hakt er nach. "Naja, dass du mich vor Gericht zerrst und das volle Sorgerecht beantragst. Ich meine, unsere Vergangenheit war nicht gerade rosig. Du hättest mir das alles vor Gericht an den Kopf werfen können. Du warst zu dem Zeitpunkt reich und hoch angesehen und ich nur eine kleine Assistentin. Du hattest eine wunderschöne große Wohnung und ich eine Wohnung, in der gerade Mal eine Person leben kann. Mein Konto ist nicht so umfangreich wie deines. Ich hatte einfach Angst, dass sie mir irgendwer wegnimmt. Sie war eine Stütze. Das einzig Positive in meinen Leben und ich hatte panische Angst, dass irgendwer sich zwischen Lily und mich stellt", beantworte ich seine Frage. Harte Worte. In meinen Gedanken habe ich mir das nicht so schlimm vorgestellt. Ich stelle Kyle ja als den totalen Bösewicht dar.
Kyle schaut auf den Boden und reibt sich langsam seine Hände. "Du hast richtig gehandelt", höre ich Kyle sagen. Verwundert schaue ich ihn an. Ich hatte eher mit Aufruhr und Anschuldigungen gerechnet. Es stimmt also wirklich, dass Männer in der Monatsmitte auch so etwas wie die Menstruation bekommen. Erst hasst er mich und schreit mich an, weil ich mich nicht scheiden lassen will und jetzt versteht er mich und ist nett, sanft und besorgt.

"Ich habe dich zu dem Zeitpunkt gehasst und hätte alles getan um dich am Boden zu sehen. Ich hätte dir Lily aus den Armen gerissen und dich in eine Ecke gedrängt. Du warst für mich zu dem Zeitpunkt der Teufel auf Erden. Wo andere Leute die Flitterwochen zelebrieren, schläfst du mit deinem Ex, welcher die Wochen oder auch Monate davor schon genug Verwirrung gebracht hat. Ich wusste, dass du ihn noch liebst wollte es jedoch nicht wahr haben. Ich habe diesen Kerl gehasst. Und als wir geheiratet haben, hatte ich endlich das Gefühl, gewonnen zu haben. Ich habe das Mädchen, dachte ich. Und danach musste ich spüren, was es heißt wirklich zu verlieren. Ich wurde gewaltsam auf den Boden gedrückt und musste zugeben, dass Liam gewonnen hat. Wir haben uns nie bekämpft oder öffentlich unsere "Gefühle" für einander gestanden, aber wir wussten, wir hassen uns und kämpfen um dich. Er hat gewonnen und ich habe dich gehasst. Ich hätte dir Lily weggenommen, ja.", erzählt er langsam. Er spricht mit so viel Ehrlichkeit, dass ich eine Gänsehaut und Tränen in den Augen bekomme. "Deswegen wolltest du dich bestimmt auch nicht scheiden lassen, oder?", fügt Kyle hinzu. Ich schaue zu Lily und nicke leicht. "Ja", erwidere ich nur. Mehr kann ich jetzt einfach nicht über die Lippen bringen.

"Weißt du, Victoria, ich will, dass du weißt, dass ich dir nicht böse bin. An deiner Stelle hätte ich auch so gehandelt, hundert pro... Ich habe erfahren, dass du nicht weißt, wer der biologische Vater ist. Und ich möchte dir hiermit vergewissern, dass ich es auch nicht erfahren will. Ich verlange nicht von dir einen Test zu machen. Ich brauche keinen Test um mir die Aufmerksamkeit von Lily zu erwünschen. Ich habe nur einen kleinen Wunsch: Ich will eine Stunde in der Woche mit Lily und dir verbringen. Auch wenn sie vielleicht gar nicht meine biologische Tochter ist, will ich Sie kennenlernen", nach seinen wunderschönen Worten herrscht Stille. Ich schaue Lily an und Tränen laufen an meinen Wangen hinab.

Ich habe ihn all die Jahre als Bösewicht gesehen und er sagt solche Worte. Er will mir nichts böses, also nicht mehr. Er will Lily kennenlernen. Er will Zeit mit ihr verbringen. Er interessiert sich für sie.

"Ist okay. Mehr als okay", ich wische meine Tränen weg und schaue ihn mit einem kleinen Lächeln an. Kyle steht auf und stellt den Stuhl zurück. Kurz bevor er geht, dreht er sich noch einmal um. "Ach und Liam sagt, egal was ich zu dir gesagt habe, er sagt das eins zu eins auch. Also mache dir zwei Stunden in der Woche frei und falls Liam mal nicht kann, nehme ich dann seine Stunde", sagt er amüsiert. Ich fange leise an zu lachen. Dummkopf. Er geht aus der Tür. Beide wollen Lily kennenlernen. Damit hätte ich wirklich nicht gerechnet!






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Neeues Chapteeerr

Da Kyle in letzter Zeit ein richtiges Ekel war ist er in diesem Kapitel besonders süß.

Bin wieder richtig drin in "DNC", also könnte ihr euch auf viele neue Kapitel freuen :)

LG JULIA ❤

Bearbeitet von jjwayne

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