Nach meinem Rundgang mache ich mich auf den Weg zurück zu meinem Büro. Ich muss noch einige wichtige E-Mails bezüglich den New Yorker Ball beantworten. Ich werde, so wie die letzten 5 Jahre, den Ball nicht besuchen. Einerseits habe ich eine Tochter zu Hause und anderseits möchte ich nicht auf Kyle treffen. Wir haben vor 5 Jahre auf so einen Ball geheiratet. Ihn jetzt auf so einem Event nach den ganzen Jahren zu treffen, ist nicht gerade erfreulich. Es klingt kindisch, aber ich kann gut auf den Ball verzichten. „Ms. Parker, kann ich kurz mit Ihnen reden?", ertönt es von der Tür. Sofort drehe ich mich um. Hoffentlich ist das kein Veranstalter des New Yorker Balls. Die letzten Jahre lief mir immer irgendein Mann hinterher und nervte mich so zu Tode mit diesem Ball. „Was kann ich für Sie tun?", ich lächele einen Mann Mitte 30 an. Er trägt einen Anzug und einen Aktenkoffer. Er reicht mir seine Hand und ich schüttele diese, so wie es eben sein muss.
„Ich möchte nicht lange um den heißen Brei reden, Sie haben wahrscheinlich noch wichtige Termine, denen Sie nachgehen müssen", ich nicke. Lily abholen, Einkaufen, Essen kochen, Baden und Schlafen legen. „Ich bin der Anwalt von Mr. Big. Es geht um die Scheidung. Ich", sofort unterbreche ich den Mann. „Gehen wir doch in mein Büro", ich drehe mich nach links und rechts. Warum verstehen das Kyle und sein Anwalt nicht, dass das niemanden was angeht. Sie machen das doch extra, so laut zu reden. Der Mann nickt und ich gehe voraus. Mit einem unwohlen Gefühl im Magen gehe ich in mein Büro und schließe die Tür hinter ihm. Dann bin ich mal gespannt, was jetzt auf mich zukommt. Wirklich nett sieht er nicht aus. „Setzen Sie sich doch bitte. Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Wasser? Kaffee?", frage ich während ich um den Tisch gehe und mich auf meinen Platz setze. Mit einem sanften Lächeln schüttelt er seinen Kopf. „Nein, danke. Ich würde gerne mit Ihnen direkt über die Scheidung reden. Mein Mandant möchte sich scheiden lassen, warum Sie nicht?" Gefühlslos sehe ich ihn an. Er geht direkt aufs Ganze und nimmt kein Blatt vor den Mund. Direkt raus hauen. Ich lehne mich leicht nach hinten und lächle den Mann an. „Ich beantworte keine Fragen ohne meinen Anwalt.", langsam lehne ich mich nach vorne und nehme mein Handy, welches auf meinem Schreibtisch liegt. Mr. State hat mich gewarnt. Alles was ich sagen werde, wird gegen mich verwendet. Anwälte machen das ja immer sehr gerne. Die eigenen Worte im Mund umdrehen.
Ich entsperre mein Handy und drücke auf die Nummer meines Anwalts. „Ms. Parker, das war eine einfache Frage, ich glaube Sie können diese auch ohne ihren Anwalt beantworten oder?" Ich lächele den Mann weiterhin an. Ein Piepen ist zu hören und ich halte mein Handy an mein Ohr. „Guten Tag Mr. State. Ms. Parker wieder am Apparat. Der Anwalt meines Mannes stellt mir gerade Fragen, die ich ohne Sie nicht gerne beantworten würde", ich komme mir vor wie ein kleines Kind, das petzt, aber einen anderen Ausweg sehe ich gerade nicht. Extra betone ich in diesem Satz „Mein Mann". Kyles Anwalt zieht seine Augenbrauen zusammen. „Wo befinde Sie sich gerade?", fragt mein Anwalt. „Ich befinde mich gerade in meinem Büro. Wollen Sie vorbei kommen?", frage ich. „Ich bin in 5 Minuten bei Ihnen", erwidert mein Anwalt und legt auf. „Mein Anwalt, Mr. State wird in 5 Minuten da sein und dann können wir alles besprechen." Ich lächele weiterhin. Kyles Anwalt lehnt sich nach hinten und seufzt. Das hat er sich wohl nicht erhofft, als er hier her gefahren ist.
5 Minuten später ist ein Klopfen zu hören und ich sage etwas lauter „Herein". Mein Anwalt kommt grinsend herein. „Mr. Ment, schön Sie zu sehen", mein Anwalt geht auf Kyles Anwalt zu und reicht ihm die Hand. „Hallo State", erwidert er genervt. Etwas verwirrt beobachte ich die Situation. „Kennen Sie sich?" „Mr. Ment versucht schon seit 5 Jahre in einem Fall gegen mich zu gewinnen, aber leider vergebens", mein Anwalt grinst Mr. Ment an. Ich kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. Ich habe also den „guten" Anwalt abbekommen. Mein Anwalt Mr. State setzt sich neben Kyles Anwalt Mr. Ment hin. „Also was wollen Sie von meiner Mandantin?" Mr. State stellt seine Tasche auf den Boden und grinst Mr. Ment an. Er kann es sich wahrscheinlich ebenfalls nicht verkneifen. „Ich habe Ms. Parker nur gefragt, warum Sie sich nicht von Mr. Big scheiden lassen möchte", er schaut zu Mr. State. Wirklich fröhlich wirkt Kyles Anwalt nicht mehr. Ruhig beobachte ich die Situation. Es geht bei den beiden ab jetzt wahrscheinlich nur noch ums gewinnen. Wahrscheinlich war Mr. State deswegen auch so fixiert aufs Verheimlichen von Lily, auf illegalem Wege. Vielleicht wusste er, dass Kyles Anwalt ein „Feind" von ihm ist. Kann man Feind überhaupt sagen? Ein Rivale. Ein Gegner.

DU LIEST GERADE
Dein neuer Chef
RomanceNach einer 5 Jährigen Europa Reise kehrt Tori zurück nach New York. Sie kauft sich eine Wohnung, ist Chefin von einem erfolgreichem Unternehmen in New York und versucht mit Lily so gut es geht ein "normales" Leben zu führen. Leider erweist es sich...