Mein Wecker reißt mich brutal aus meinem Schlaf. Seufzend quäle mich aus meinem Bett. Mit 29 ist das frühe aufstehen noch immer beschissen. Ich würde jetzt alles tun um weiter schlafen zu können. Schlendernd gehe ich ins Badezimmer und mache mich grob fertig. Zähne putzen, Haare kämmen, Zopf binden, nichts besonders eigentlich. Anschließend gehe ich ins Wohnzimmer um nach Bryon zu sehen. Bryon hat gestern Nacht noch weiter montiert, während ich schlafen gegangen bin. Dieses Wochenende waren wir wirklich fleißig. Wir haben die Kinderzimmermöbel, die Schlafzimmermöbel und fast die Hälfte der Wohnzimmermöbel aufgebaut. Alleine würde ich wahrscheinlich noch immer an meinem Bett herumschrauben. Bryon ist wirklich ein Engel.
Verwirrt starre ich auf das Sofa. Warum liegt Bryon nicht dort? Bevor ich schlafen gegangen bin, sagte ich noch zu ihm, dass er schlafen gehen soll. Ich habe ihm noch extra das Sofa vorbereitet und jetzt liegt er hier nicht. Ich gehe in die Küche, um zu schauen, ob Bryon dort steckt. Meine Vermutung bestätigt sich. Ich sehen eine Muskelmasse mit blonden Haaren auf dem Boden schlafen. Ich gehe auf ihn zu und streichle ihn am Oberarm. „Bryon, geh ins Bett. Leg dich schlafen", flüstere ich. Der arme muss jetzt wohl übertriebene Rückenschmerzen haben. Einfach goldig, wie viel er für mich macht. Er streckt sich leicht und stöhnt auf. „Nein, nein. Ich mache weiter", er setzt sich auf und schnappt sich einen Schraubenzieher. Mit geschlossenen Augen dreht er den Schraubenzieher in meine Küchenwand. Ich muss leicht anfangen zu lachen. „Komm! Wir gehen jetzt schlafen." Mit meiner ganzen Kraft versuche ich ihn hoch zu hieven, was aber in der Theorie etwas leichter ist. „Bryon komm", murmele ich und versuche ihn hoch zu heben. Er seufzt erschöpft und steht auf. Ich stütze ihn leicht und so gehen wir ins Schlafzimmer. Langsam lege ich ihn in mein Bett und decke ihn zu. „Ich hole jetzt Lily und Max ab und du schläfst jetzt etwas". Ich nehme mir meine rausgelegten Klamotten von gestern und gehe aus dem Schlafzimmer. Im Wohnzimmer ziehe ich mich dann an und fahre direkt zum Flughafen.
~„Madam? Madam?", eine Person holt mich aus meinem kurzen Halbschlaf. Ich öffne meine Augen und fahre über mein Gesicht. Umziehen ist anstrengend! Eine Stewardess lächelt mich leicht an. „Wir landen gleich, bitte schnallen Sie sich an". Ich nicke abwesend und schnalle mich an. Ein Blick aus meinem Fenster verrät mir, dass wir in wenigen Minuten landen und ich endlich Lily wieder sehen kann. Ich freue mich schon auf Lily und Max. Es ist zwar nur eine Woche gewesen, aber es kommt einem als Mutter wie ein Jahr vor. Lily und Max waren die letzte Woche über bei meinen Eltern. Es wäre viel zu schwer gewesen auf zwei Kinder zu achten und gleichzeitig umzuziehen und zu renovieren.
Nachdem wir landeten, fahre ich direkt zu meinen Eltern. Nervös spiele ich mit meinem Bettelarmband. Bei Lilys Geburt habe ich es für uns beiden gekauft. Lily und ich besitzen beide das gleiche. Mittlerweile ist sie 5 und kann das Armband tragen. Es ist zwar noch etwas groß, aber sie war so stur und bestand einfach darauf es jetzt zu bekommen. „Wir sind da", murmelt der Taxifahrer. Ich zücke mein Portmonee aus meiner Handtasche und überreiche dem Taxifahrer einen 50 Doller Schein. „Behalten sie den Rest". Wie viel der Preis beträgt ist mir gerade egal. Ich springe aus dem Taxi und laufe schon fast zur Haustür. "Mommy!", höre ich meine Tochter schreien. Sie kommt grinsend auf mich zu gerannt. Trägen steigen in meine Augen. Ich habe sie so verdammt sehr vermisst, dass kann man gar nicht so richtig beschreiben. Ich bücke mich leicht und breite meine Arme aus. Sie kommt bei mir an und spring in meine Arme. "Mommy! Mommy! Ich habe dich soooo vermisst!" Sie drückt ihren kleinen Körper gegen meinen. Ich wische mir eine Träne weg und drücke sie an mich. "Ich dich noch mehr." Sie löst sich von mir und grinst mich breit an. "Ich habe dich vermisst und habe dann ein Bild gemalt, komm ich zeig es dir!" Sie nimmt meine Hand und zieht mich mit. Sie führt mich in mein altes Kindeszimmer und geht zu ihrer Bettseite. Lily geht aufs Bett und zieht unter ihrem Kissen ein Bild hervor. Sie guckt kurz prüfend drauf und überreicht es mir dann. "Das bist du und das bin ich. Man erkennt uns an unseren Armbänder." Sie bewegt ihr rechtes Handgelenk und es fängt an zu klimpern. "Und das ist Bryon und daneben steht Max. Er spielt mit seinen Autos." Sie zeigt aufs Bild. "Ist das schön?", sie schaut mich mit ihren großen brauen Augen an. Tränen bilden sich wieder in meinen Augen. "Ja, ja ist es Lily" Ich nehme Sie in den Arm. "Mami hat dich ganz ganz ganz doll liebe", murmle ich. In solchen Momenten bin ich überglücklich sie zu haben. Sie ist mein ein und alles. Mein Grund zu Leben. Mein Grund nicht zu sterben. Lily löst sich von mir und lächelt mich mit ihren großen braunen Augen an. Wirklich alles hat sie von mir. Sie ist eine Ebenbild von mir, nur ihre Augenfarbe hat sie von ihrem Vater. "Ich gehe mir ein Pudding holen. Willst du auch etwas haben? Ich kann meinen Pudding teilen, wenn du willst." Ihre Augen funkeln beim Reden. Gott, die Liebe, die ich für Sie empfinde, kann man nicht beschreiben. Ich schüttle meinen Kopf und lächle sie an. Sie nickt nur und läuft nach unten.

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Dein neuer Chef
Roman d'amourNach einer 5 Jährigen Europa Reise kehrt Tori zurück nach New York. Sie kauft sich eine Wohnung, ist Chefin von einem erfolgreichem Unternehmen in New York und versucht mit Lily so gut es geht ein "normales" Leben zu führen. Leider erweist es sich...