Vorzeichen Kapitel 1: Planänderung

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Zeus segne die Erfindung des Wochenendes! Dad war bis Montag in Seattle für eine gesponserte Fortbildung und ich war - jetzt kommts- GANZ ALLEINE zu Hause! Ich schloss die Haustür auf, warf meine Tasche in mein Zimmer und tanzte erstmal den Flur entlang in die Küche. In der Mikrowelle war Brokkoli-Auflauf. Ach Daddy, denkst du so sehr das dein 15 Jähriges Mädchen nicht kochen kann? Wen juckts. Dad kocht göttlich. Scheiss auf Hebe, Dads Auflaufe sind am besten. Während der Auflauf sich in der Mikrowelle drehte, tanzte ich den Walking Man und schaltete die Stereoanlage auf. Alleine sein ist und bleibt am besten. Und ich konnte erfreut auf ein gechilltes Wochenende gucken da ich - anders als andere Halbblute- mir keinen Kopf um Monster machen musste. Wieso? Magie machts! In diesen seltenen Momenten genieße ich es, Hekates Tochter zu sein. Abgesehen von dem ADHS und dem Scheiss Dyslexia-Problem ist es cool, zaubern zu können. Ich glaub, von allen von Hekates Kindern bin ich die Einzige, die so denkt. Meine älteren Geschwister- wohlbemerkt, älter. Ich bin Hekates jüngstes Kind aktuell- sind immer so schweigsam und ernst und wollen Mom's Anforderungen entsprechen. Klar, sollte ich auch, muss ich auch. Aber wieso beim lernen Trübsal blasen wenn man dabei tanzen kann? Ich war viel zu positiv dafür, dass mein Heim die Unterwelt sein sollte. Nicht, dass ich tot oder ein böser Mensch bin. Aber da Mom unten ist, ist es ja nur logisch das ich theoretisch nach unten gehöre. Die Mikrowelle piepste und ich drehte mich zu ihr. "Aua!", ich warf den Teller in die Luft und fing ihn kurz wieder, bis ich zur Essentheke angelangt war und den Teller ablegte. Ich rauschte in mein Zimmer und zog mich endlich um. Für Juni war es mal wieder relativ warm draußen und ich musste logischerweise mehrmals Klamotten wechseln. Ich zog eine kurze Sportshorts an und ein Sporttop. Ich sammelte meine verschwitzen Klamotten zusammen und warf dabei zufällig einen Blick in meinen Spiegel. Ein schiefer unordentlicher Knoten aus Locken ragte hervor. Obwohl die Sonne abartig schien war ich nach wie vor geisterhaft blass. Ich verzog das Gesicht als ich auf meinen zierlichen Körper sah. Kurven hatte ich, ja, aber ich war im Großen und Ganzen leider doch zierlich. Wütend klappte ich die Schranktür auf und holte ein lockeres, federleichte weites Tanktop raus und zog es mir über. Weg mit dem blassen Bauch! Als ich wieder in den Spiegel sah, gefiel ich mir besser. Meine blauen Augen sahen nun zufriedener aus. Blaue Augen- mein Dad schwört jedesmal, dass Mom die selben Augen hat. Aber als Göttin der Magie könnte sie theoretisch eine Menge mit ihrem Aussehen machen. Ich tapste ins Bad und warf meine verschwitzten Klamotten endlich in den Wäschekorb, ehe ich zu meinem geliebten Auflauf huschte. Auf dem Weg dahin habe ich mir Mom's Buch von meinem Nachttisch stibizt. Hekate schien eine Vorliebe für detaillierte Protokolle zu haben. Das Buch das ich von ihr zum 12. Geburtstag bekommen habe - Bemerkung: sie war nicht persönlich da gewesen- ist ein altes magisches Buch. Es ist in alten Schriftzeichen verfasst, die nur meine Geschwister und Ich entziffern können und das Buch erklärt den Verlauf, Gebrauch und die Arten von Magie, auch wo sie benutzt werden. Nettes kleines Geschenk, eine Art Magie-Lexikon. Eines, dass ich auswendig können muss als Hekates Kind: ich muss Magie lernen, lieben und leben. Und das Buch soll mir helfen. Ein hoch auf dich, Hekate. Und deine Fähigkeit die unmöglichsten Dinge von deinen armen Kindern zu verlangen. Ich hob mein Brokkoli-Stück hoch und warf es mir in Mund, verbrannte mich aber daran und hustete. Als ich zum Glas greifen wollte, stieß ich dabei ausversehen die Flasche um. Fluchend trank ich mein Glas aus und stellte die Flasche hin, kramte dann aus der Schublade angepisst ein Lappen heraus. Ich hatte die Sauerei gerade angefangen zu beseitigen, als es klingelte. Welcher Idiot stört mich an meinem freien Wochenende?! Ich tapste zur Tür und öffnete sie. Und starrte mit offenen Mund die Person gegenüber von mir an. "Hades hab Gnade mit meiner Seele- Piper?!", Piper McLean ist die liebe Aphrodite-Tochter aus dem Camp. Ich verstand mich schon immer gut mit ihr und das sah man auch an unserer herzlichen Umarmung.

"Anastasia! Wie schön dich endlich wieder zu sehen", meinte Piper sichtlich glücklich und schob das Mädchen eine Armlänge weg. Ich betrachtete das Mädchen von oben bis unten. Sie war circa einen Kopf kleiner als ich und sah aus wie aus gesponnenen Glas- dünn, nein, zierlich. Sehr sogar. Was sie definitiv als anders kennzeichnete war ihre geisterhafte Blässe. Bei der Hitze waren nichtmal ihre Wangen rosa. Sie war durch und durch blass. Eine Flut aus mahagonifarbenen Locken war zu einem unordentlichen Knoten zusammen gebunden und löste sich wieder. Sie hatte Locken wie ein Baby- lang, seidig schimmernd und bilderbuch gleich. Sie glich einem grauen Mäuschen das nur mit Mädchen befreundet war und ich mochte es nicht, wie zerbrechlich sie wirkte. War diese Maus echt ein Halbgott? Stark sieht anders aus. Nach einem kurzen Plausch mit Piper bemerkte das Mause Mädchen auch die restlichen von uns. Und sie umarmte auch Jason und Leo. Also doch nicht nur Mädchen als Freunde, meldete sich mein Unterbewusstsein. Sie sah die Reihe durch, nickte Hazel zu und ihr Blick fiel auf mich. Mein Herz verkrampfte sich. Was war das?

Die Augen des Mädchens waren absolut unnormal. Groß, puppenhaft. Das war ja noch ok. Aber die Farbe irritierte mich zu Tode. Ein blau wie ich es nie in Augen gesehen habe. Taubenblau, flüsterte eine Stimme in mir. Das Mädchen sah mich an ohne zu blinzeln und im Gegensatz zu dem Rest ihre Körpers strahlten die Augen Klugheit, Sicherheit und immense Stärke aus. Aber auch etwas anderes. Ja. Das hatte mich so erschreckt. Wenn man anders auf die Augen guckt, denkt man es seine die eines Geistesverwirrten. Wer war diese spindeldünne Schreckschraube? "Ana, das ist Hazel's Halbbruder Nico", sie hieß Ana, nein. Anastasia. Wer nennt sein Kind bitte Anastasia? Sie nickte mir zu und bat uns alle doch noch herein. Der Gedanke, dass sie Hekates Tochter ist, wurde immer abweisender. Die Wohnung war hell in weiß und metallgrauen Tönen gehalten, mit ein paar Orchideen hier und da. Sie führte uns in ein Wohnzimmer und bot uns gastfreundschaftlich etwas zu trinken an. Die Wohnung und das bisherige Auftreten des Mädchen waren so gegensätzlich zu dem ihrer Geschwister, dass ich gesunden Zweifel hegte, dass diese Anastasia wirklich ein Kind Hekates war. "Schmunzel nicht", meinte Hazel plötzlich neben mir. "Sie wird uns helfen"

Ich war total überrascht- Piper war da und hatte Jason, Leo und zwei Hadeskinder im Schlepptau. "Warum ist Adele nicht da? Und wie gehts Clary?", ich plapperte munter umher. So viel zum Thema einsames Wochenende. In der Küche hantierte ich kalte Getränke aus dem Kühlschrank heraus. Als ich wieder ins Wohnzimmer kam, erwischte ich einen bedrückten Ausdruck auf Pipers Gesicht, der sich aber sofort auf hellte. Mein Verstand warnte mich und jetzt kam das Misstrauen hoch. Warum waren sie hier? Ich durchbohrte Piper mit meinem Blick und sie seufzte. Erwischt. "Was ist los?", fragte ich runzelte die Stirn. Jetzt wurde es interessant. "Ana, wir würden deine Hilfe brauchen", ich sah zu Hazel die mir etwas hin hielt. Okay, was war los? Ich nahm die Papierfetzen und starrte sie an. "Was ist das?", fragte Jason und ich sah die Fetzen genau an. Die Schrift kannte ich. Und ich wusste, dass sie die Schrift nicht kennen konnten. "Anleitung", sagte ich und lief zur Küchentheke. "Weißt du auch für was?", Piper stand auf und folgte mir. Ich inspizierte die Fetzen genauer. "Schwer zu sagen. Schlüsselhyroglyphen wurden auseinander gerissen", ich reichte die Schnipsel Piper zurück. "Wer auch immer das Dokument zerrissen sein, muss ein Hyroglyphenkundiger sein", ich sah wie sich Pipers Augen weiteten. "Ein Kundiger?", fragte sie. "Woher willst du das wissen?", fragte Leo gleich danach. Dumm wenn man es nicht lesen konnte- hier hatte ich den eindeutigen Handicap. "Es wurden alle wichtigen Hyroglyphen, die den Inhalt beim Namen nennen, zerrissen. Tatsache ist, dass es eine Anleitung für etwas ist. Und sie wurde so zerrissen, dass niemand mehr den Inhalt rausbekommt.", ich griff nach meinem Glas auf der Küchentheke und füllte es auf. "Kannst du es vielleicht zusammen flicken", fragte Jason nach. Er sah beunruhigt aus. "Wird schwer. Sehr schwer sogar. Das Pergament hat schon ein paar Fasern verloren", ich trank aus meinem Glas und sah in die Runde. "Für was fragt ihr das?", ich hatte eine Weile gewartet bis ich gefragt habe. Meine Worte davor schienen ihnen irgendeinen Plan zerschmettert zu haben- jedenfalls sahen sie sehr unglücklich aus. "Seid ihr auf einer Mission?", fragte ich dann weiter. Und das war das Signal für alle aufzuspringen. "Ja. Danke für deine Hilfe. Wir sehen uns", Piper umarmte mich nur flüchtig und alle rauschten plötzlich zur Haustür. "Wartet! Ich will euch helfen!", warf ich ein und folgte ihnen noch. Unfair! Lassen sie mich reinschnuppern und jetzt?! "Lass dein Handy an. Falls was ist ruf ich dich an", meinte Piper und mit einem mal war ich wieder allein. Komisch.

Irgendetwas schien nicht okay zu sein, dass war klar. Sonst wären sie nicht extra zu mir gekommen. Mit Hyroglyphen! Aber von wo hatten sie die?

Ich konnte es mir stupide nicht erklären, also ließ ich es vorerst beruhen und genoss meinen Freitag.

Sie können die Hyroglyphen nicht lesen. Sie nicht. Aber ihr. Ihr.

Als ich die Augen aufschlug, zeigte mein Wecker 1 Uhr morgens an. Ich suchte ihm halbdunkel mein Handy und wählte Marys Nummer. Tote Leitung.

Alabaster? Tote Leitung.

Zacharias? Tote Leitung.

Meine Halbgeschwister waren nicht erreichbar.

Ich wählte nun Pipers Nummer. Nach etlich langen Klingeln ging sie ran. "Anastasia?", fragte sie müde. "Wo ist Mary? Und Alabaster? Zacharias?", fragte ich direkt. Und wie ich es geahnt hatte- betretenes Schweigen. "Verschwunden", hauchte Piper und mir wurde eiskalt.

Inevitable - The Shards of CosmosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt