4. Scherbe: Familientreffen der Sonderklasse

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Diese elendigen Dreckseelen haben sich halber an unsere Knöchel gehängt. "Herr gott, Nico, kannst du denen nicht sagen das sie das lassen sollen?!", fragte ich genervt und funkelte eine der Seelen sauer an. Die bekam große Augen beim Anblick von Nico und verzog sich. "Sie betteln um Erlösung, Ana. Die hören bestimmt nicht auf", sagte er ruhig, jedoch sah auch er schon sehr angepisst aus. "Also, Anastasia. Ich vertraue dir voll und ganz bei dem was du machst, dass weisst du", Gina-Alexis meldete sich von hinten. Was konnte jetzt nur kommen? "Und wo denkst du das Schicksal anzutreffen?", fragte sie. Ich sah nicht zu ihr. Ich hatte definitiv einen Plan. Vor der Abreise hatte ich den mit Nico ausgetüftelt. Chiron musste ja nicht alles wissen.

"Atropos streitet zur Zeit mit meiner Mutter. Mom will ein bestimmtes Schicksal nicht wahrhaben aber es müsste eintreten", sagte ich einfach und ruhig und wandte meine Konzentration wieder voll und ganz dem Weg zu. Egal wer mit Atropos verhandeln will: Mary wird bald mausetot sein. Es war grausam. Einfach schrecklich! Mary ist... Ist eine so liebenswürdige und verpeilte Schwester. Die Fund der Anderwelt hätte nicht sein dürfen! "Ich frage mich, was sie dazu angereizt hat, das Buch aus der Bibliothek zu entnehmen. Geschweige denn es zu lesen", murmelte Nico neben mir. Ich spähte zu ihm. "Frag ich mich auch", hauchte ich und ich erwischte ihn wie er zu mir spähte. Seine rabenschwarzen Haare war so durcheinander, als sei er gerade erst aufgestanden. Die Schatten unter seinen Augen ließen diese noch dunkler wirken und er sah einfach so müde wie immer aus. "War sie jemand der-", ohne zu überlegen schüttelte ich den Kopf. Mary war immer glücklich mit dem was sie hatte. Sie wollte nie mehr und hat das beste daraus gemacht. Und jetzt wird sie sterben müssen weil sie etwas herausfand, was die aktuelle Hierarchie der Macht nochmal umstellt. Und ich konnte nichts machen. Was konnte ich den schon überhaupt?! Bis jetzt habe ich alle nur aus Glück geschafft. Ich wurde nicht verschleppt sondern Dad. Ich war am Leben. Alle waren gefangen außer ich. Und wie? Aus Glück. Fortuna muss wohl in der Nähe gewesen sein. Aber jetzt, wo ich sie am meisten brauchen würde, jetzt, wo es um das Leben meiner Familie geht, jetzt war sie meilenbreit weg. Grausam.

Es machte mich sauer, depressiv und frustrierte ungemein. Ich konnte nichts machen, die dummen Moiren haben schon gewählt. Wieso nur? Ich war nutzlos. Und was ich zur Zeit tat war mein letzter Versuch, vom Schicksal Gnade für das Leben meiner Familie zu Erbetteln. Aber wie weit ich auf Gehör treffen würde, stand noch in den Sternen. Ich sah von dem dunklen, tot Weg ab und ließ meinen Blick in der düsteren Unterwelt- meinem mütterlichen Heimatort- wandern. Sehr sehr duster. Ein paar Blumen würden das ganze aufhellen. Und diesen ekligen, verwesten Geruch bekämpfen. Mein Blick blieb an der Seite haften. Ein paar roter Augen starrte mich an. Nicht Nico. Sondern mich. Automatisch blieb ich stehen und die anderen um mich herum stoppten ebenfalls. "Scheiße! Empousai!", fluchte Gina-Alexis und zückte ihren Wirbelhammer. Sie schwang das schwere Metallteil in der Luft und die Empousai ignorierten sie. Sie starrte mich ängstlich an. Ich sah hinter mich. Aber Nico war ein paar Schritte vor mir. Ich sah in die Ferne. Nichts. Die starrte also echt mich an. "Ehem, gibts ein Problem?", fragte ich die zwei Kreaturen und sie zuckten erschrocken zusammen. "Wir dachten, die dunkle Lady sei noch in ihrem Turm", hauchten sie. Wer soll wo gewesen sein? Ich legte irritiert den Kopf schief. "Sag mal rafft einer von euch was sie sagen", fragte ich die Anderen. Jedoch sahen sie entweder irritiert oder ungläubig aus. Allein Harry starrte die Empousai mit riesen Glubschern an. "A-Aber dunkle Lady! Wir dachten ihr habt noch die Audienz mit der Zerstörerin am laufen", murmelte eine der beiden. Plötzlich machte es klingeling. Sie redeten von Mom und Atropos. "Atropos ist im Turm?", fragte ich aufgeregter. "Ja, aber Mylady...", plötzlich schwollen die roten Augen der Wesen an. "Halt- du riechst nach Halbblut!", schrie die eine. "Aber sie sieht aus wie die dunkle Lady!", warf die andere ein. "Sie ist aber zu jung für die Lady!" - "Könnte aber locker ihr Zwilling sein! ", ich betrachtete das Spektakel zwei streitender Empousai eine Weile lang. Ganz amüsant, wie die sich gegenseitig als Schlampe auf altgriechisch bezeichnen. Nach einer Weile aber wurde es langweilig. "Wie kann man die stoppen?", fragte Gina-Alexis. "Ana, sie gehorchen Hekate aufs Wort. Und wenn du ihr schon so ähnelst...", Harry sah zu mir und ich seufzte. Okay, jetzt darf ich Boss sein. "Klappe halten alle beide!", meinte ich rau und die Empousai zuckten tatsächlich zusammen. "Ich will wissen, wo Mutters Turm ist", sagte ich und die Eine sah mich sauer an. "Sie ist also nicht die dunkle Lady", fauchte sie und ich zog die Braue hoch. "Ach, mal sehen was Mutter dazu sagt, dass ihre Empousai sich verweigern den Bitten ihrer Kinder nach zugehen!", meinte ich barsch zurück und alle beide zuckten zusammen. Sie deuteten hinter sich ein tote Wiese entlang zu einem Turm, der zu einem Palast gehören konnte. Ich trat mit stolzer Brust vor und beide Kreaturen machten sich klein und lächerlich viel Platz für mich.

Inevitable - The Shards of CosmosWo Geschichten leben. Entdecke jetzt