Der erste Schultag

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June

„Da müssen wir hindurch?" fragte ich verzweifelt und schaute die solide Wand an.

Meine Mutter nahm meine Hand und sagte: „Ja. Da durch. Keine Angst, ich bin bei dir."

Aber das beruhigte mich nicht im Geringsten. Sie bat mich doch tatsächlich gegen eine Wand zu laufen. Ich fragte weiter: „Und was wenn ich dagegen knalle?"

Meine Zwillingsschwester seufzte ungeduldig, nahm etwas Abstand und rannte los. Aber anstatt gegen die breite Wand zu laufen, verschwand sie, wie Mama es versprochen hatte. 

„Jetzt du, Kleine." sagte die tiefe Stimme meines Vaters und er schaute mir dabei in die Augen. Meine Oma hatte immer gesagt, dass er die Augen von seinem Vater geerbt hat. Sein Vater. Mein Opa. Der gefürchtetste Mann in der Zauberwelt....

April

Und nur nach einer Millisekunde war ich auf der anderen Seite der Mauer. Dicker Dampf waberte durch die Luft und versperrte mir die Sicht auf den Bahnsteig. Ich hörte nur zwei Jungs in der Nähe laut miteinander diskutieren und das laute Maschinenwerk des Zuges.

Langsam verschwand der Dampf und ich sah zum ersten Mal den Hogwarts-Express. Er war knallrot und hatte etwas majestätisches, wie er da zwischen all den Hexen und Zauberern stand.

Über meinem Kopf thronte ein großes Schild mit der Aufschrift: „ Gleis 9 ¾".

Bewundernd starrte ich es an, als etwas in meinen Rücken stieß. Verwirrt machte ich zwei Schritte nach vorne, stolperte aber über meine eigenen Füße. Es riss mich runter und ich spürte sofort einen starken Schmerz in meinem rechten Knie, da ich zuerst auf diesem gelandet war.

Wütend sah ich auf, und sah June ins Gesicht, dass verwundert auf mich herabsah: „Was machst du da unten?" fragte sie mich und schaute mich mit ihren großen Augen an.

„Nach was sieht's denn aus? Ich wollte schauen wie der Boden schmeckt!" fuhr ich sie an.

„Bäähh, April bist du eklig...." rief meine etwas naive Zwillingsschwester.

„Und du bist dumm! Du bist gerade gegen mich geknallt, und ich bin gestolpert!" schrie ich wütend. Sie sah mich verletzt an und gab mir ihre Hand. Ihre Augen füllten sich mit glitzernden Tränen und schon bekam ich ein schlechtes Gewissen.

Ich nahm ihre Hand und sie half mir hoch. Zum Glück war sie größer als ich (auch wenn Dad sie immer noch „Kleine" nannte) und somit hatte sie keine Probleme damit mich hochzuziehen.

„Wo sind Mum und Dad?" fragte ich sie und schaute mich dabei nach beiden um. „Sie mussten weg. Es gab einen Unfall im Ministerium, irgendjemand wurde angegriffen. Aber ich soll dir ausrichten, dass sie dich lieb haben und du nicht vergessen sollst, ihnen regelmäßig zu schreiben." sagte sie und sah sich verwundert um.

Ich nahm meinen Gepäckwagen, auf dem meine Katze Heart schlief, und schob ihn in Richtung Zug.

Es machte mich traurig, dass ich meine Eltern erst wieder zu Weihnachten sehen. Aber dafür hatten wir uns einen emotionalen Abschied gespart.

Ausnahmsweise schwieg auch June und wir hievten unsere Koffer in den Express und suchten uns ein freies Abteil. Die meisten waren noch leer, da sich die anderen Schüler noch von ihren Eltern verabschiedeten. Ich verzog mein Gesicht, als ich sah wie die Eltern Probleme hatten, ihre Kinder loszulassen und gehen zu lassen. Wieder war ich dankbar für den Notfall im Ministerium. Wer wohl angegriffen wurde?

Nachdem wir uns ein schönes Abteil ausgewählt hatten, setzten wir uns hin und warteten bis der Zug losfuhr, als plötzlich die Abteiltür aufging und ein Kopf mit Sommersprossen und karottenrotem Haar schaute herein.

ZwillingsdesasterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt