Immer das Problem mit den Männern

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Katy

Mühevoll und vollkommen verkatert vom letzten Bereitschaftsdienst in der Kleintierklinik stecke ich meinen blonden Schopf durch das geöffnete Fenster. Zu meinem Erstaunen ist es draußen milder und wärmer geworden, als es noch vor wenigen Stunden war.

"Und, Kat?" fragt eine helle liebliche Stimme hinter mir. Sie gehört meiner besten Freundin und Schwester Linda, die beinahe ihren selbstgemachten Smoothy aus der Hand verliert, bei dem Versuch sich auf mein neues weißes Sofa zu setzen.

"Besser." murmele ich leise und ziehe meinen Kopf zurück, bevor ich mit einer geschmeidigen Bewegung das Fenster wieder verließe.

Linda lächelt angestrengt zu mir herüber. "Meinst du, wir schaffen es bis zum nächsten Cafè?"

Grinsend schnappe ich mir die frisch gekaufte Ray-Ban Fliegersonnenbrille vom Tisch. "Die Frage ist, ob du es schaffen wirst."

Linda versucht mich für eine Sekunde frech anzufunkeln, doch zuckt ruckartig wieder zusammen, als sie den Muskelkater in ihren Rippen spürt. Meine Schwester versucht ihr Leben seit Jahren immer und immer wieder umzustrukturienen. Mal war sie in der Hippiephase, die mit Sconde Handkleidung, Lavendelduftstäben und Do-it-yourself-Löwenzahnhonig bestückt war, mal steckte sie ihr gesamtes Interesse in die Kunst der Aufzucht von südländischen Bonseibäumen, um ihr wahres YingYang zu finden und mal versucht sie ihre nicht vorhandenen Fettröllchen durch ein Fitnessmaraton zu verbrennen. Dafür liebte ich sie umso mehr. Sie ist das Ausgefallenste, was meine Familie zu bieten hat - womöglich sogar das Einzige. Mein Wunsch Tierärztin zu werden, pflege ich seit meinem dritten Geburtstag, als ich das erste Mal in Dads Tierarztpraxis durfte. Ich war vollkommen begeistert von all den Instrumenten, den Düften und den süßen kleinen Tieren.

Nun sind allerdings 34 Jahre vergangen und ich habe mit großem Erfolg Dads Praxis übernommen. Es gibt nie in meinem Leben etwas, was ich nicht schon längst geplant habe. Ich liebe schlichtweg Ordnung und Zuverlässlichkeit. Womöglich nicht immer zur Freude meiner spontanen aufgeschlossenen Schwester.

Der sonst zwanzig-minütige Weg von meiner Wohnung zum nächsten Café zieht sich um das dreifache in die Länge. Doch ich habe es nicht eilig. Ganz im Gegenteil; der Tag in der frisch renovierten Kleintierpraxis war wunderbar anstrengend gewesen - genauso wie ich es liebe. Zwischen den neuen Röntgengeräten und dem veralteten Behandlungstisch hatte Sparkle, der viel zu kleine Jack Russel Terrier von Mr. Dane, seinen gesamten Blaseninhalt verloren. Das ist keine Seltenheit in einer Tierarztpraxis und erst recht nicht für den alte Sparkle. Jedoch war es der darauf kommende Unfall von Schwester Becky. Mit einer furchtbar aussehenden Rutschpartie im Hundeurin wamste Becky mit der Schulter und der halben Stirn gegen den alten Behandlungstisch, der darauf zur Seite umfiel. Das Ende vom Lied war ein heulender Hund und eine aufgeregte Schwester ... oder war es umgekehrt? So genau will ich mich nicht mehr daran erinnern.

Der Kellner des kleinen Straßencafés in einer etwas abgelegenen Straße L.A.'s grinst uns bereits voller Vorfreude entgegen und zeigt auf einen leeren Platz im Inneren, direkt am Fenster.

"Der ist ja perfekt!" quietsche ich fast vor Begeisterung über den besten Platz des Cafés. Er ist perfekt! Man hat einen super Ausblick auf das Kuchenbuffett und das attraktive Männerbuffett, das sich auf der Terrasse niedergelassen hat.

Doch kaum will ich einen weiteren Fuß vor den anderen setzen, stürmt auf mich ein mittelgroßer hellbrauner wuschliger Hund zu und schnuppert voller Neugierde an mir herum. "Hey, du! Wer bist du denn?"

Ich bücke mich und streichele ihm durch das weiche Fell. Voller Freude kläfft der Hund auf und stellt seine Vorderpfoten auf meine Knien ab.

Eine tiefe männliche Stimme lässt den Hund herum drehen. "DODGER! KOMM HER!"

Tierisch verliebt - Chris Evans FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt