Grippe? Da hilft nur Liebe!

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"Katy, du bist krank." sagt Melinda in ihrem strengen Mutterton.

Mürrisch antworte ich vom OP Tisch zurück. "Bin ich nicht." Jedoch macht der aufkommende Hustenanfall meine Antwort etwas unglaubwürdig.

Rasch dreh ich mich vom narkotisierten Frettchen weg und huste durch den Mundschutz durch. Als ich mich erneut umdrehe, sieht mich die Operationsschwester  streng mit einer hochgezogenen Augenbraue an. "Wann hast du das letzte mal richtig geschlafen, Katrina?"

Die Frage hätte ich ihr sofort in einem Atemzug beantworten können. Genau vor drei Wochen, als ich Chris den Laufpass gegeben hatte. Jedoch kann ich das Melinda unter keinerlei Umständen sagen. Womöglich würde sie dann mit mir im Schlepptau zu seiner Wohnung laufen und würde ihn ordentlich anschnauzen. Ich kenne sie doch!

Vorsichtig schneide ich den Tumor aus dem Darm des Frettchens ab. "Ich habe übermorgen nur eine Frühschicht. Danach geh ich brav in mein-"

Rasch drehe ich mich erneut um und niese so laut, dass es im ganzen Saal schallte.

"Gesundheit."

Wie von einer Herde Elefanten überrannt, drehe ich mich zurück und beende den Satz. "Bett und schlafe für die nächsten Tage."

Mit einem letzten Schnitt entnehme ich den Tumor und lege ihn in den OP-Becher.

"Soll ich dir nachher in meiner Pause etwas aus der Apotheke holen?"

"Nein, danke, Melinda."

Ich schnappe mir Nadel und Faden und beginne das verletzte Organ zu flicken. Dabei spüre ich wie sich ein quälender Schmerz in meiner Kehle breit macht und hinaus will. Tränen breiten sich in meinen Augen aus. "Würdest du kurz übernehmen?" frage ich mit heiser Stimme und drücke ihr die Nadel in die Hand, bevor ich zum Ende des Raumes laufe und alles heraus huste, was sich als dicker Schleim in meiner Kehle festgesetzt hat.

Ich fühle mich wie ich aussehe - mega scheiße. Mit jedem Huster merke ich meine Wirbelsäule und jede einzelne Rippe. Mein Kopf hämmert ohne Pause gegen meine Schläfen und Tränen laufen vor Schmerz aus meinen Augen.

"Mir ist bewusst, dass du dich seit jeher weigerst Medikamente zu nehmen. Aber dein Husten ist nicht mehr gesund, Katrina ." Ich sehe zu der Schwester hinüber, die konzentriert den Darm vernäht. "Ich mach das hier. Du legst dich in der Zeit im Pausenraum hin und ruhst dich aus. Sidney hat mir erzählt, dass du seit Wochen durcharbeitest. Ist irgendwas passiert? Du wirkst in letzter Zeit so aufgelöst. Geht es um den Schauspieler?"

Verfluchte Langzeitangestellte! denk ich mir und sehe zu Boden.

Ohne mich anzusehen, sticht sie weiter. "Klär das mit ihm! Du brauchst Gewissheit."

Es gibt keinen Tag, an dem ich nicht an ihn denke und mich nach seinen Grübchen, seinen Haaren, seinem Bart, seinem Geruch, seiner Stimme und seinen Muskeln sehne. Ich will mein Gesicht an seine Brust drücken und mich an ihn klammern. Aber vor allem will ich ihn wieder bei mir haben und diesen schrecklichen Schmerz in meiner Brust ablegen.

Müde nicke ich und gehe aus dem OP Saal heraus. Der Mundschutz fliegt im hohen Bogen in den Mülleimer, genau wie mein blutverschmierter OP Kittel, die Kopfhaube und die Handschuhe. Langsam drehe ich den Wasserhahn auf und säubere meine Hände.

Trottend schleiche ich in den Aufenthaltsraum, lege mich auf das Sofa und schlafe auf der Stelle ein.

Als ich die Augen wieder öffne, ist es  draußen inzwischen dunkel und irgendjemand hatte mir eine Decke umgelegt. Schlaftrunken beugte ich mich auf und fuhr mir durch mein ungeschminktes Gesicht. Seit meinem Streit mit Chris habe ich zu sämtlichen Verschönerungsversuchen keine Lust mehr. So sehe ich dementsprechend auch aus. Dunkle Augenränder, meine Haare hängen in einem Dutt auf meinem Kopf fest und etliche Trauerfalten haben sich auf mein Gesicht geschlichen.

Tierisch verliebt - Chris Evans FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt