Noteinsatz für die Liebe!

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"Ich seh doch total ..." Ich dreh mich nochmal mit dem gold-creme farbenen Kleid vor dem Spiegel und begutachte mich aus jedem Winkel. Es ist unbeschreiblich schön. Die goldenen und cremefarbenen Linien schlängeln sich elegant um meinen Körper und bündeln sich an meinem linken Oberschenkel, der durch einen großzügigen Schlitz zum Vorschein kommt. Die Schleppe und der Träger an meiner rechten Schulter machen das ganze perfekt. Ich fühle mich wie ein kleiner Hollywoodstar.

"Hinreißend? Sexy? Mega gut? Unverschämt entzückend?" Linda springt von ihrem Sessel vor der Umkleidekabine auf und gesellt sich neben mich.

Nervös sehe ich zu ihr auf. "Ich dachte mehr an fremdartig. Ich erkenne mich darin selber gar nicht wieder."

Vor Freude klatscht meine Schwester in ihre Hände und tanzt wie eine dressierte Robbe um mich herum. Es ist immer wieder befremdlich zu sehen, wie albern Linda doch sein kann. Im selben Moment jedoch kommt mir auch das Bild von ihr in den Kopf, als sie vor sieben Jahren den Debütantinnenball mit ihrem damaligen Freund eröffnete." Du siehst so toll aus! Das ist dein Kleid! Das musst du nehmen." Rasch fummelt sie das Preisschild aus meinem Rücken und grinst noch breiter beim Anblick des Preises. "Kostet auch nur 7.500 Dollar. Das ist ja quasi geschenkt!"

Wie bitte?

Entsetzt reiße ich ihr das Schild aus der Hand und versuche verzweifelt im Spiegel die Zahlen zu entschlüsseln.

"Entspann dich! Ich denke, er hat dir Geld überwiesen!"

Himmelgott, da steht wirklich diese höllisch hohe Anzahl an Zahlen. Wie sollte ich mir das nur leisten?

"Katy, du nimmst es! Ohne wenn und aber! Chris' Veranstaltung, Chris' Problem."

Aufgebracht fahre ich mir durch die vordersten Partien meiner Haare und kämme sie stürmisch auf. "Ich will sein blödes Geld nicht."

"Katy!" fährt meine Schwester auf. Ihr Gesicht nimmt einen ungesunden Rotton an, indes sich ihre Hände zu Fäusten ballen. "Катерина Анна Белая! Вы проглотить свою гордость теперь, наконец, вниз и принять это платье!"

Beeindruckt hebe ich eine Braue an. Das meine Schwester einmal russisch mit mir spricht, kommt mir völlig fremd vor - auch wenn wir beide die russische Staatsangehörigkeit besitzen, reden wir beide so oft in unserer Muttersprache, wie wir Weihnachten feiern. Die Sache musste ihr echt nahe gehen "Fein! Dann nehme ich es halt."

Ein triumphales Grinsen legt sich auf das zarte Gesicht meiner Schwester. Zum letzten Mal hatte ich dieses Lächeln bei ihr gesehen, als ihre Petition zum Thema Wilderei der Elefanten Anklang bei der Regierung gefunden hatte - auch wenn der Spaß nur von kurzer Freude war, weil sich die Sekretärin der Ministerin für Umweltschutz im Absender geirrt hatte.

Ich reiße den Vorhang der Umkleidekabine herum und beginne mich wieder aus dem enganliegenden Kleid zu schälen.

"Hast du eigentlich eine Ahnung, wie so eine Oscar Veranstaltung von - Himmelgott ist das Teil eng - statten geht?"

Ich höre wie Linda seufzt. Sie hat es wirklich nicht leicht mit mir. Während sie in ihrer Jugend Brad Pitt- und David Hasselhoff-abhängig war und man statt der schicken mintgrünen Raufasertapete nur noch die ölverschmierten hüllenlosen Oberkörper von New Kids on the block aus allen möglichen Positionen aus sehen konnte, war ich seit jeher ein Kind des Buches gewesen. Meine Vorbilder waren Marie Curie und Katherina die Große, nach der ich auch benannt wurde.

Linda versuchte damals alles, um mich aus diesem Bücherrwurmleben zu bekommen; öffentliche Proteste vor unserer Mutter, einen Brief an den Weihnachtsmann, mit dem Wunsch nach einer medieninteressierteren Schwester und sogar eine Bücherverbrennung 1987 - da war sie gerade einmal sieben Jahre alt.

Tierisch verliebt - Chris Evans FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt