Flugangst

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Nervös greife ich in meine Packung Erdnusscracker rein und hole mir eine Handvoll heraus, ehe ich sie mir in den Mund stopfe.

Panik durchdringt meinen Körper. Fliegen ... im Flugzeug ... in 10.000 Meter Höhe ... Grundgütiger.

Ich schiebe mir eine weitere Ladung in den Mund und überlege nach Fluchtmöglichkeiten. Zwar ist mein Koffer schon längst im Flugzeug, aber das sollte kein weiteres Problem sein. Die drei Kleider und Hosen konnte ich mir auch neu kaufen.

Ich sah zu Chris hinüber, der noch mit Cap und Sonnenbrille gekleidet am Check Inn steht und unsere Dokumente und auch die von Dodger herüberreicht. Für einen Moment sieht er kurz zu mir herüber und grinst mir schüchtern zu. Nur mühselig kann ich das Lächeln erwidern, bevor ich mich tiefer in den Bank senke. Ich, die selber einen Hut und fast das selbe Brillenmodel wie Chris trage, ziehe den Panamahut ein Stück tiefer in mein Gesicht und vergrabe mich in der hellblauen Bluse.

Meine Flugangst und ich sind bereits seit Jahren eng verschlungen.

Wegen eines Kunden musste ich vor zwei Jahren nach Phoenix reisen. Ich fühlte mich damals wie in einem schlechten Film. Das Flugzeug wackelte und klapperte bei jedem Windschlag. Die Stewardessen waren kaum meiner Sprachen mächtig und dazu gab es ein seltsames Gericht, dass mich stark an Griesbrei mit Fisch erinnerte.

Was, wenn das Militär einen Übungsschuss macht und uns trifft? Oder noch schlimmer: sie während des Fluges eine mehrstündige Liveübertragung vom letzten Celine Dion Konzert brachten?

Mir wird übel.

"Katy, alles in Ordnung? Du siehst ein wenig mitgenommen aus." fragt Christopher und setzt sich mit den Tickets neben mich. Für einen Moment sehe ich die Teile an und überleg sie ihn aus den Händen zu reißen und abzuhauen. Doch das wäre nicht fair. Schließlich hat er sie gekauft.

"Alles gut. Ich bin ... nur schon lange nicht mehr geflogen."

Liebevoll nimmt er meine Hand in seine und drückt einen Kuss darauf. "Ich bin neben dir, Baby." Er zeigt auf die Zahlen, die neben einem einzelnen Buchstaben stehen. "Siehst du? Ich sitze genau neben dir. First Class natürlich."

Hysterisch lache ich und sinke weiter in die Bank ein. "Das ist prima!" Dann würden wir gemeinsam abgeschossen werden - in der ersten Klasse! Untergang mit Champagner und Kaviar ahoi!

Eine Stimme ertönt durch die Lautsprecher. "Letzter Aufruf für alle Gäste des Fluges 378 von Los Angeles nach Boston, Flugstart 15 Uhr."

Seine warmen großen Hände ziehen mich von der Bank auf, bevor er meine Handtasche nimmt und mit mir zum Check Inn läuft.

Rasch zeigen wir unsere Ausweise und dürfen durch einen Gang ins Innere des Flugzeuges. Es ist riesig - dafür, dass es nur nach Boston geht.

Chris zerrt mich durch den Eingang, bis zum Bereich der ersten Klasse.

Meine Herren!, denke ich mir und folge ihm durch die Luxus Zellen.

Vor meinen Augen türmen sich kleine Zimmer auf, in denen ein einzelner riesiger Stuhl steht, samt Flachbildfernseher, Spielekonsole und einem kleinen Tisch. Selbstverständlich alles hochmodern und aus echtem Mahagoniholz geschnitzt.

Wie soll ich denn soüberleben, wenn ich ganz alleine in so einer Zelle leben müsste?

Doch er zieht mich weiter. Vorbei an der kleinen Minibar, in der allerlei alkoholische Getränke stehen, vorbei an den Luxustoiletten, bis wir im hintersten Teil ankamen. Hier sind wieder kleine Zellen, doch mit einem wesentlich breiteren Stuhl, der aussieht, als könnten zwei Mann reinpassen.

Tierisch verliebt - Chris Evans FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt