4.Kapitel - Endlich angekommen

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Es fing schon an zu dämmern, als wir endlich das Dorf erreichten. Wir liefen durch die fast verlassenen Straßen und begegneten nur selten jemandem, doch ich war zu müde um mich genauer umzusehen. Wir waren den ganzen Tag gelaufen und ich war zu alledem noch von dem Fluss geschwächt, auch wenn ich das nie zugeben würde. Außerdem grübelte ein Teil von mir immer noch über die Sache mit Kirion/Keks. Das war echt schräg.

»Kathessa? Wir wollten eigentlich nicht noch durch das ganze Dorf laufen.« ,rief Jas mir hinterher. Mir schoss das Blut in die Wangen und ich lief schnell zurück zu meinen Begleitern. »Ups.« Mehr fiel mir gerade nicht dazu ein. Er lachte und hielt mir die Tür zu einer Gaststätte auf.

Ich trat ein und mich empfing sofort eine ausgelassene Atmosphäre und Essensgeruch. Mein Magen rannte direkt in die Richtung, aus der der Geruch kam und ich hatte Mühe, nicht hinterherzurennen. Jas legte mir einen Arm um die Schultern und führte mich zu einem freien Tisch. Kaum saßen wir, kam auch schon ein junges Mädchen angeflitzt, nicht viel älter als ich. Ihre glatten blonden Haare reichten ihr etwa zur Mitte des Rückens und sie hatte eine kleine Stupsnase.

»Hi, ich bin Serafina. Was kann ich euch bringen?« Jas bestellte irgendwas, das sich lecker anhörte, also nahm ich dasselbe. Die Brüder bestellten ebenfalls und Serafina zischte davon. Ich unterdrückte ein Gähnen und wandte mich an meinen Onkel.

»Also, was machen wir hier?« »Wir bleiben erst einmal bis morgen früh hier. Dann reisen wir weiter zu jemandem, der dir deine Fragen beantworten kann. Und mehr sag ich dazu nicht.«, sagte er. Ich schob trotzig den Unterkiefer vor und guckte Jas böse an. Wie ich solche Antworten hasste. Als wäre ich ein kleines Kind, das nichts versteht von dem was die Erwachsenen so reden.

»Wieso sagst du dazu nicht mehr?«, bohrte ich weiter und er sah mich mit einem undefinierbaren Blick an. »Das ist schwer zu erklären, belass es einfach dabei.«, erwiderte er. Doch das hatte ich keineswegs vor.

»Aber ich will das wissen.« Ich sah, wie er versuchte, eine andere Erklärung zu finden und irgendwann aufgab. »Hör mal, es geht bei dieser ganzen Geschichte um deine Eltern. Deine richtigen Eltern. Und ich bin nicht die Person, die dir alles erklären wird, okay?« Ich zuckte leicht zurück. Sein Tonfall wurde immer harscher und ich verkniff mir eine Antwort.

Ich konnte den Zorn eines anderen nicht haben. Also lenkte ich meine Gedanken auf die Gegenwart und sah mir die Gaststube an.

Die Einrichtung bestand hauptsächlich aus dunklem Holz, was dem Ganzen einen gemütlichen Eindruck verlieh. Fast alle Tische waren mit lachenden Menschen gefüllt und ich sah alle Generationen von alt bis jung.

Eine Gruppe fiel mir besonders ins Auge. Sie saß in einer etwas dunkleren Ecke und fiel trotzdem auf. Am auffälligsten war allerdings der schelmische Blick den sie alle besaßen, doch auch irgendetwas anderes zog meine Aufmerksamkeit auf sie. Aber ich kam einfach nicht drauf. Ich hätte wohl noch weiter gestarrt, hätte nicht ein Junge meinen Blick erwidert. Neugierig sah er aus schokoladenbraunen Augen zu mir rüber. Sein Gesicht strahlte vor Neugier und Ausgelassenheit und ich riss mich zusammen, nicht den Mund aufzuklappen. Er war verdammt hübsch und sofort war ich neidisch. Warum durfte er so gut aussehen und ich nicht? Irgendwann fiel mir auf, dass ich ihn immer noch anstarrte und wandte knallrot den Blick ab.

Glücklicherweise kam in diesem Augenblick Serafina mit dem Essen angetaumelt. Sie schwankte bedenklich unter dem riesigen Tablett und knallte es mit voller Wucht auf den Tisch. »Hoppla, tschuldigung.«, kicherte sie. »Bin noch in der Ausbildung.« Sie verteilte die Teller und klemmte sich das Tablett unter den Arm. »Kann ich euch sonst noch was bringen?«

Das Reich der vier MächteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt