Ich wurde von der hereinscheinenden Sonne geweckt, was mir noch passiert war. Normalerweise schlief ich wie ein Stein und es kam häufig vor, dass ich sogar meinen Wecker überhörte. Das war eine echte Plage.
Gähnend streckte ich mich und erkannte, jetzt wo es hell war, dass das Zimmer ein kleines Bad besaß. Müde trottete ich hinein und genoss das eiskalte Wasser, das mich endgültig weckte.
Ich durchsuchte den kleinen Schrank und fand einen Kamm. Nachdem ich meine Haare zusammengeflochten hatte ging ich runter in die Stube, um die Anderen zu suchen.
Dort herrschte bereits reges Treiben und die Bedienung hatte alle Hände voll zu tun. Jas oder die Brüder fand ich allerdings nicht. Dafür aber Serafina, die mir begeistert zuwinkte.
»Morgen Kathessa, dein ernster Begleiter hat was für dich dagelassen«, begrüßte sie mich und kramte einen kleinen Beutel aus ihrer Tasche. Er enthielt einige Münzen und einen Zettel. Neugierig faltete ich ihn auseinander und las ihn.
»Die Münzen sind für dein Frühstück. Ich bin mit den Brüdern unterwegs. Bleib in der Nähe und komm gegen Mittag wieder hierhin.
Jas«
Ich zog eine Augenbraue hoch und nickte überflüssigerweise. Dann grinste ich Serafina an. »Gaston, Ihren besten Tisch bitte. Ich darf mir nämlich ein Frühstück kaufen.«
Meine neue Freundin grinste zurück. »Sehr wohl, Ma'am. Wenn Ihr mir wohl folgen würdet.« Sie führte mich zu einem kleinen Tisch und verbeugte sich. »Bitte sehr. Möchtet Ihr im Voraus zahlen?«
Ich verkniff mir ein Grinsen und zog eine hoheitsvolle Miene. »Wenn's genehm ist, so würde ich dies bevorzugen«, näselte ich und Serafina prustete los. »Klar«, lachte sie und nahm mir meine Münzen ab.
Dann verschwand sie in Richtung Küche und kam nach einigen Minuten wieder. Während ich anfing zu essen, plapperte sie los. »Ich hab Mama gerade gefragt und sie hat mir für heute frei gegeben. Das heißt, ich zeig dir unsere wunderschöne Stadt.«
»Ist das hier nicht ein Dorf?«, warf ich ein. Sie streckte mir die Zunge raus. »Auf jeden Fall musst du meine Freunde kennenlernen«, fuhr sie fort.
Kaum hatte ich den letzten Rest runtergeschluckt, wurde ich auch schon raus gezerrt und folgte Serafina durch die wunderschöne Stadt. Wir liefen durch ein paar Straßen und um so viele Ecken, dass ich mich wunderte, warum Serafina sich nicht verlief.
Dann hielten wir vor einem Haus, das überall viele Erker verteilt hatte, sodass es an ein kleines Schloss erinnerte.
Serafina klopfte an die große Doppelflügeltür und einen Moment später öffnete ein junges Mädchen in unserem Alter die Tür. Kastanienbraunes Haar floss in sanften Wellen über ihrem Rücken und ihre schokoladenfarbenen Augen leuchteten erfreut bei Serafinas Anblick. »Fine, wie schön dich zu sehen!«, rief sie und umarmte ihre Freundin.
Dann sah sie mich. »Oh, wie schön, ein neues Gesicht. Und wen haben wir hier?« Ich lächelte über ihre überschwängliche Art und stellte mich vor. »Ich heiße Kathessa. Ich bin auf der Durchreise hier.«
Auf einmal erhellte sich ihr Gesicht. »Jetzt weiß ich wieder, warum du mir bekannt vorkommst. Du hast Alessandro gestern angestarrt.« Sie lachte bei dem Gedanken daran, während ich am liebsten im Boden versunken wäre. Denn sie hatte Recht.
Jetzt erkannte ich sie als das Mädchen, dass neben dem seltsamen Jungen gesessen hatte. »Äh... tut mir echt leid. Ich fand nur seine spitzen Ohren so wunderlich«, entschuldigte ich mich bei ihr. »Ach, das fand er sicher nicht schlimm«, lachte sie verschmitzt und winkte uns rein.
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Das Reich der vier Mächte
FantasyParlos, das Reich der vier Mächte, schwebt in immer größerer Gefahr, und Kathessa, wie sollte es anders sein, ist mit seinem Schicksal eng verwoben. Denn Parlos war einmal das Reich der fünf Mächte. Die fünfte Macht hat sich abgewendet und wurde ve...