7.Kapitel - Mondnacht und andere Kuriositäten

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Als wir den Festplatz erreichten, war die Party schon in vollem Gange. In der Mitte war eine große Tanzfläche aufgebaut und daneben stand ein Trupp Musikanten.

Ich hielt Ausschau nach Lou und Fine, denn wir wollten uns hier wieder treffen. Doch Jas schob mich sanft weiter.

»Du musst wissen, dass wir eine Mondnacht immer zu Ehren einer der vier Herrscherinnen feiern. Kennst du diese schon?« Ich nickte und erinnerte mich an den Crashkurs von Lou. Wenn ich mich recht erinnerte, feierten wir heute Talaria. Jas fuhr fort, als er mein Nicken gesehen hatte. »Das heißt, wir bauen irgendwo eine Art Altar auf und drumherum wird gefeiert. Es ist Brauch, dass man erst zu dem Altar hingeht und... wie soll ich sagen? ... betet«, erklärte er.

»Ich bin aber nicht besonders gut im Beten«, wandte ich ein. Er machte eine wegwischende Handbewegung, die mir nicht gerade weiterhalf und kniete sich vor den Altar. Ich folgte seinem Beispiel und überlegte.

Was soll man einer mächtigen Herrscherin wie Talaria sagen? Ein Kompliment machen? »Die Deko auf deinem Altar ist sehr hübsch, ehrlich. Außerdem mag ich deine Jahreszeit, den Frühling, sehr. Dann ist es immer so schön bunt und fröhlich. Obwohl der Sommer ja meine Lieblingsjahreszeit ist. Aber nur, weil ich da Geburtstag hab«, murmelte ich leise vor mich hin. Das war ja gar nicht so schwer gewesen, auch wenn ich eventuell nur banales Zeug gebrabbelt hatte.

Ich öffnete meine Augen, die sich von selbst geschlossen hatten und trat einen Schritt zurück. »So, und wo ist jetzt das Buffet?«, fragte Kirion und sah sich suchend um. „Keine Ahnung. Aber wenn es keins gibt, ist der Abend gelaufen«, antwortete ich.

»Mit wem redest du?«, fragte plötzlich jemand hinter mir. Ich drehte mich um und sah Alessandro dort stehen. Mein dämliches Herz machte einen kleinen Satz und ich brauchte einen Moment, um mich auf seine Frage zu konzentrieren.

»Äh... mit wem ... ich rede mit Kirion«, stammelte ich. Verdammt, warum konnte er mich nur so aus der Fassung bringen? Vielleicht, weil er einfach so umwerfend aussah? Weil ich mich aus unerklärlichen Gründen von ihm angezogen fühlte? »Wer ist Kirion?«, fragte er.

Zusammenreißen jetzt. Kein Gestotter mehr. »Kirion ist einer meiner Freunde«, erklärte ich ihm und zeigte in die Richtung, wo er gerade gestanden hatte.

»Tut mir ja echt leid, aber da steht keiner«, erwiderte Alessandro und ich sah, wie er versuchte, nicht zu lachen. Ich drehte mich um und tatsächlich war Kirion weg. »Hä?«, machte ich. »Wo ist er denn jetzt?«

»Ich kann dir ja suchen helfen«, bot Alessandro an. »Wie sieht er denn aus?« Ich unterdrückte ein Kichern. »Schwer zu beschreiben. Aber ich glaube, er könnte am Buffet sein.«

Ich lief los und quetschte mich durch die Menschenmenge. »Ist er eher dunkelhaarig oder mehr blond?«, fragte Alessandro weiter. »Eher blond«, antwortete ich und unterdrückte ein Lachen. »Ehrlich, man kann ihn nicht wirklich beschreiben.« Da hatte ich plötzlich ein Bild vor Augen. Kirion stand an einem Großen Tisch voller Leckereien.

Er war südöstlich von mir aus gesehen. Ich lief los. Woher wusste ich denn plötzlich, wo Südosten war?

Doch tatsächlich hatte ich recht. Er hatte das Buffet gefunden. »Hey du Pappnase! Wieso lässt du mich alleine, ohne was zu sagen?«, rief ich ihm zu. »Ich dachte, du wärst lieber allein mit deinem Freund.« Ich knuffte ihn in die Seite, was ihm vermutlich genauso sehr wehtat wie der Zusammenprall mit einer Feder.

»Hast du mir wenigstens was übergelassen?«, fragte ich. Er nickte. »Klar. Schokokuchen, der beruhigt die Nerven. Genau das Richtige für dich«, neckte er mich. »Und für deinen Freund«, fügte er belustigt hinzu.

Das Reich der vier MächteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt