Ich liebe dich.

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"Ich bin schwul. Ich glaube... I think I am gay..." Seine Stimme erstarb und er begann wieder zu weinen.
Ana blieb ungläubig stehen und verstand nicht ganz was grade passiert war, bis ein Film vor ihrem inneren Auge ablief, sein angespanntes Verhalten mit den männlichen Models, sein selbstverständliches bleiben in der Ankleide als sie sich umziehen wollte, Leons komische Worte vorhin im Hotel.
Sie kniete sich jetzt ohne Zögern vor ihn und schlang ihre Arme um seine bebenden Schultern, bevor sie mit ruhiger Stimme auf ihn einredete.
"Das ist doch großartig!" Sagte sie und griff seine Hand und zum ersten Mal lächelte er nun und somit öffnete sich ein Teil von ihm, den er schon lange unter Verschluss gehalten hatte.
Er erzählte von seiner strengen Familie in Georgia, seinem Job in dem all düse Schulen Männer sein Geheimnis zu wissen schienen, sein Kampf mit seiner selbstakzeptanz. Fast zwei Stunden saßen sie da und redeten bis er sich beruhigt hatte. Ana versuchte ihr bestes zu geben und blieb offen und verständnisvoll und schien ihn damit zu erreichen. Als sie irgendwann vermehrt stimmen und scharren an der Garderobe hörten und mit bekamen das sich die Veranstaltung langsam auflöste, machten auch sie sich auf den Weg zurück zum Geschehen. Morris bedankte sich lange und aufrichtig bei ihr, bevor er sich auf den Weg nachhause machte und Ana sich auf die Suche nach den anderen begab. Aber sie fand niemanden, fast eine Stunde suchte und wartete sie auf jemanden aus ihrer Gruppe aber sah niemanden außer irgendwann Layla, die überrascht die Brauen hob als Ana sie ansprach.
"Äh die anderen sind alle schon gegangen! Wieso bist du noch hier?"
"Gegangen?" Fragte Ana verdutzt und sah erneut auf ihr Handy, kein Rückruf von Michael.
"Ja die wollten schon ziemlich früh alle ins Hotel habe ich überhört, dann ist dieses blonde Püppchen dich suchen gegangen weil keiner wusste wo du warst und dann ist sie wieder gekommen hat mit Shindy getuschelt und dann sind alle gegangen, also eine größere Gruppe... Ist alles ok?" Layla griff nach ihrem Arm aber Ana war bereits los gehastet. So schnell wie sie sich in dem hautengen Catsuit bewegen konnte, holte sie ihre Sachen und lief vor die Tür, stieg in ein Taxi und keuchte ihm "Waldorf Astoria!" Entgegen und verbrachte die Fahrt auf ihrer Lippe kauend, immer wieder Michael anrufend.
Eine schreckliche Vorahnung hatte sich in ihr ausgebreitet, die offene Tür, der komische Lichtblitz. Was wenn diese dumme Schlampe Ihnen nachgegangen war, den Kuss gesehen und sogar gefilmt oder fotografier hatte. Natürlich würde sie das sofort unter Michaels Nase reiben.
Wütend krallte Ana ihre Nägel in ihren eigenen Unterarm und blickte sich hastig um, gleich wären sie da.
Sie konnte nicht glauben das sie sich jetzt erklären musste vor ihm, natürlich hätte sie ihm sofort von dem Kuss erzählt aber nun würde sie erstmal gegen diese Schlange antreten müssen.
Michael ist klug, er wird dir mehr vertrauen als ihr, beruhigte sie sich als jetzt die Hotelausfahrt vor sich sah und unwirsch nach ihrem Geldbeutel kramte. Sue warf dem verwirrten Fahrer irgendwelche Scheine zu und hastete aus dem Wagen, in den Aufzug und drückte immer wieder das P.

Als sie in die Suit trat hing ein grauer Zigaretten Nebel in der Luft, laute Musik und stimmen drangen von der Küche und dem Wohnbereich und sie stolperte aus dem Flur. Farid, Felix, Ali, einige Männer und Frauen die sie nicht kannte und auf dem Balkon Josip und Ari. Aber wo war er. Und wo war sie.
"Ana?" Sagte Farid überrascht und ging auf sie zu,
"Was machst du hier?"
"Was mach ich hier? Ich wohne hier wenn mein Freund in der Stadt ist? Etwa so groß mit Bart?" Sagte sie aufgebracht und schaute sich um,
"Ja klar, aber er meinte du kommst heute nicht mehr her?"
"Wo ist er!?"
Farid zeigte wortlos Richtung Schlafzimmer und Ana eilte an ihm vorbei. Bitte, bitte lieber Gott, lass die Schlange nicht mit ihm dort drin sein.

Wie in Zeitlupe öffnete sie die Tür und trat ein.
Michael saß rauchend auf dem Bett, die Ellbogen auf seine Knie gelehnt ließ er seinen Kopf tief hängen und aschte achtlos auf den Boden.
"Michael?" Sagte sie vorsichtig und gleichzeitig erleichtert, als sie niemanden bei ihm sehen konnte.
"Was willst du hier?" Die eiskalte Stimme die jetzt aus ihm kam, als er sie mit leeren Augen betrachtete, traf sie mitten ins Herz.
"Michael ey, es ist nicht so..."
"Ana ich habe euch auf einem Foto gesehen, wenn du jetzt sagst, es ist nicht so wie es aussieht, dann schwöre ich..."
"Jetzt hör mir zu man. Ist mir scheiss egal wie das wohl wirken muss wenn diese Fotze Paparazzi spielt und dich-" setzte Ana mit sanfter Stimme an um ihm klar zu machen das das alles nicht so ernst war,
"Nenn sie nicht so!" Sagte er streng und fuhr sich durch das Gesicht.
"Was?" Alles zog sich jetzt in ihr zusammen,
"Nenn sie nicht so, sie hat das einzig korrekte getan."
"Michael sie ist uns nachgestiegen und hat Fotos gemacht von einem Moment der völlig verkehrt dargestellt wurde, um dich gehen mich aufzuhetzen und scheinbar hat es ja funktioniert!" Antwortete sie unwirsch und starrte ihn an, er wirkte betrunken und verletzt aber auch völlig unnahbar.
"Und wie war es mit dem geilen Designer Prachtkerl... Hat er dich direkt da gefickt?"
"Michael!" Sagte Ana und spürte einen Klos in ihrem Hals.
"Du magst es doch in Abstellräumen oder? Weißt du nicht mehr? Hat er-"
"Morris ist schwul." Sie hatte es ausgesprochen um Michael davon abzuhalten noch verletzender zu werden. Die Worte hatten ihre Wirkung nicht verfehlt. Er blickte jetzt auf, völlig klar.
"Was redest du da?"
"Ich schwöre es dir, auf meine Eltern, er ist schwul. Er hat mich geküsst um sich irgendwas zu beweisen. Er hatte es nicht leicht und dachte, weil wir uns so gut verstehen vielleicht könnte er dann... Aber er ist schwul, er hat geweint. Und viel geredet und ich habe ihm vergeben... Und was auch immer du gesehen hast war ein zugegeben schlecht wirkender Moment aber nicht die Wahrheit." Ihre Stimme klang matt und sie betrachtete ihn, in seinem Gesicht geschah sehr viel. Erleichterung und Verwirrung und ein unergründlicher Schmerz spiegelten sich jetzt in ihm.
Ana ging auf ihn zu und kniete sich vor ihn, "Es tut mir so leid, ich weiß wie das gewirkt haben muss! Aber bitte... Ich liebe dich. Ok? Ich will dir das schon so lange sagen tut mir leid das es jetzt ist, aber ich liebe dich."
Es sprudelte aus ihr heraus und der Schmerz in seinem Gesicht verschwand einen Augenblick und wurde ersetzt durch etwas anderes, das Ana nicht verstand, war er traurig? Er umfasste Ihre Gesicht und küsste sie
"Ich liebe dich auch!" Flüsterte er und obwohl scheinbar der Schock und der Schmerz der letzten Stunden in seiner Stimme mitwirkten, glaubte sie ihm und legte ihren Kopf auf sein Knie.

Berliner Nächte (Shindy FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt