Berliner Nächte (Shindy FF)

Was will ich?

Es ist viel passiert.
Mädchen trifft Junge, Sex, Liebe, Streit, Versöhnung, Liebe, Streit, OP, Versöhnung, Drama, Betrug, Versöhnung? Ich bin gespannt.
Erstmal ein kleiner Zeitsprung... Und vielleicht ist euch ja schon aufgefallen, das auf dem Foto oben ein anderer bärtiger Mann abgebildet ist, vielleicht verrät  das ja schon was?
Wie immer gerne Kritik oder Tipps ansonsten wünsche ich viel Spaß und liebe Grüße 😊

Ana saß auf dem großen hellen Sofa ihrer neuen Wohnung und hievte feierlich den letzten Umzugskartons zwischen ihre Beine. Aus den hochwertigen Lautsprechern ihrer neuen Anlage, die ihr Bruder ihr netterweise Anfang der Woche installiert hatte, lief ein ruhiger JDilla Remix und durch die offen stehende Terrassentür, wehte eine angenehme frische Brise. Das Licht brach warm, durch die großen Fenster der Erdgeschosswohnung und die Schatten der Bäume und Büsche des Vorgartens, malten wirre Muster an die frisch gestrichenen aber noch kahlen Wände. Es war Mai, jedoch lag bereits der Geruch von Frühsommer in der Luft und sie atmete tief ein, bevor sie ihren Kaffee leerte und sich daran machte, einige dunkle Kladden vom Boden des Kartons hervor zu kramen.

Es handelte sich um einige Notiz und Tagebücher der letzten Monate und obwohl die Bücher recht dünn waren, war nur eins davon bis fast zum Schluss vollgeschrieben. Seit zehn Jahren hatte sie die nervige Angewohnheit immer wieder mit ausdrücklicher Bestimmtheit, sich fest vorzunehmen, jetzt wirklich Tagebuch zu führen. Vor allem zum Neujahr hin, nahm sie sich diese unmöglichen Aufgaben jedes Mal aufs neue vor.
Auch dieses Jahr hatte sie sich mit schönen schlichten Büchern eingedeckt, hatte sich einen schicken silbernen Schreibstift gekauft und mit den Worten "Liebes Tagebuch, dieses Jahr ziehe ich es wirklich durch..." Den Anfang vom Ende besiegelt. Bis März hatte sie durchgehalten, im April wurde es schon weniger und diesen Monat hatte sie nicht einmal daran gedacht etwas aufzuschreiben, immerhin drei Einhalb Monate, dachte sie und schüttelte schmunzelnd den Kopf.
Sie griff nach einer Zigarette und zögerte einen Moment, bevor sie andächtig eins der Büchlein aufschlug und sofort spürte sie ein altbekanntes ziehen in ihrem Magen, als sie sich zurück geführt fühlte, an das Ende und den Beginn zweier Jahre, die schlimmer nicht hätten enden oder beginnen können.
"5. Januar, ich bin Mittzwanziger, ich arbeite in einem Job den ich nicht besonders mag, meine Beziehung ist zerstört, ich hasse meine dunkele kleine Wohnung, ich vermisse meine Familie, ich rauche fast eine ganze Schachtel Zigaretten am Tag, ich bin seit Weihnachten nicht mehr nüchtern, ich fühle mich nicht mehr schön, ich habe Angst das ich mich nie wieder verlieben werde, ich liebe meine Freunde und Familie und fürchte mich vor dem Moment in dem sie erkennen, das ich ein wertloser kleiner Loser bin, ich habe Angst vor meiner Zukunft, ich will... Was will ich, ich will ihn vergessen."
Sie blätterte mit ernstem Blick einige Seiten weiter,
"18. Januar, er hört nicht auf anzurufen. Ich habe meine Nummer gewechselt, ständig ruft er Yasser und Kimba an. Er klingelt an meiner Tür ich will ihn nie wieder sehen."
"28. Januar, ich vermisse ihn, vor allem nachts, manchmal so sehr das es weh tut. Ich werde verrückt. Gestern war es so schlimm, ich hätte ihm alles verziehen glaube ich. Oh Gott was ist mit mir los..."
"4. Februar, heute fahre ich in den Urlaub, Kimba und ich wollten wieder auf die Malediven aber alles erinnert mich an ihn. Ich ertrage schon Berlin kaum noch. Wir fahren für zwei Wochen nach Mexiko. Hoffentlich stürzt mein Flugzeug ab. PS. Ich sollte weniger dramatisch sein."
Ana schnaubte kurz bei dieser Notiz und blätterte zum Ende der dünnen Kladde.
"2. März, ich habe heute online einen Artikel gesehen über ihn, er wurde mit dieser Schauspielerin gesichtet und fotografiert, diese Spanierin, von GZSZ oder Wiesenhof oder wie der Dreck heißt. Ich glaube ich habe nur nicht geweint weil Kimba dabei war. Wieso tut es immer noch weh. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse ihn. Ich hasse-"
Ana schlug das Buch energisch zu und pfefferte es zurück in die Kiste.
Sie strich mit ihrer Hand sachte über die Einschläge der anderen Bücher, bevor sie auch diese ergriff und in den Karton packte, wieso tat sie sich das an, fast ein halbes Jahr hatte sie mit diesen stetig um die gleiche Kacke zirkelnden Gedanken verschwendet, wofür?
Schließlich tat sich bei ihr so viel und bewies ihr damit wie gut es ihr ohne Michael ging, wie erfolgreich und glücklich sie ohne ihn sein konnte.