Das Hass-Hass Prinzip

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[Perspektivenwechsel]

Ich lehnte mich an eine der kühlen Wände in der Aula unserer Schule und wartete auf Ashley.
Ich hatte fast alles vergessen was nach den Horrorfilmen passiert war und ich hatte ein echt ungutes Gefühl.
Denn an das letzte an das ich mich erinnern kann ist, dass ich auf Julians Bett lag und ihn geküsst habe.

Ich bin so dumm-
Was ist nur mit mir los?

Ben durfte nichts von der Sache erfahren, deswegen beschloss ich die Sache unter Schweigen zu begraben und zu hoffen, dass mich Julian nicht drauf ansprach.

"Guuten Morgen.", ertönte Ashleys Stimme neben mir und riss mich völlig aus meinen Gedanken.
"Eh hi.", sagte ich kurz angebunden und bewegte mich in Richtung Treppenhaus.

Nicht mal Ashley wollte ich davon erzählen, denn je weniger es wissen desto besser...

"November, hallo du bist so abwesend, ist alles klar?"
"Ja alles supi.", riss ich mich zusammen und setzte ein Lächeln auf.
"Ich bin nur ein wenig müde..."

Am Sonntagmorgen, nachdem ich bemerkt hatte, wo ich war, war ich aus Panik so schnell wie möglich abgehauen.
Seit dem hatte ich Julian nicht wieder gesehen und ich war echt froh drum.
Ben hatte ich geschrieben, aber auch nur, dass ich nach Hause gegangen wäre, wegen meinem Vater...

...und ich musste ihn nochmal anlügen.

Irgendwie fühlte ich mich schlecht, aber der Kuss mit Julian geht mir einfach nicht aus dem Kopf.

War es möglich mit Ben zusammen zu sein und ihm die Gefühle für Julian zu verheimlichen?

"November hallo, ignorier mich nicht."
Ashley stand nun vor mir Hände wedelnd und versuchte mit mir zu reden.
"Ich will dir was erzählen!"
"Hm?"
Sie schwieg, wollte schon anfangen zu sprechen, doch brach ab: "Ist egal, ich erzähls ein ander Mal."
Anschließend lächelte sie.

Im Unterricht konnte ich mich null konzentrieren. Meine Gedanken waren die ganze Zeit bei Ben und Julian.

Es ist ja nicht so, dass ich einfach mit Ben abbrechen könnte, schließlich bin ich nicht die Sorte Mädchen, die einfach so mit einem Kerl zusammenkommt. Ich mag ihn wirklich sehr, vielleicht liebe ich ihn sogar, aber Julian auch.

Ich war so durcheinander und konnte keinen klaren Gedanken fassen.
Tief einatmend, setzte ich mich wieder gerade hin und versuchte mitzuschreiben, aber ständig ließ ich den Stift sinken und starrte aus dem Fenster.

Plötzlich klopfte es an der Tür, irritiert drehte ich meinen Kopf zur Tür.
Ein Mitglied der Schülervertretung war reingekommen um weitere Mitglieder zu holen, da nun eine wichtige Sitzung stattfand.
Der Junge der reingekommen war starrte mich an und dann fiel mir ein, dass ich ja ein Mitglied war.

Wie kann man sowas vergessen?

"Tut mir leid.", entschuldigte ich mich, ließ mein Zeug liegen und folgte dem Schüler nach draußen.
"Sorry, ich hatte irgendwie grade nicht die SV aufm Schirm.", lachte ich nervös als wir die Tür hinter uns geschlossen hatten.
"Schon gut November, wir wissen alle, dass du manchmal ein bisschen verpeilt bist."
Er lachte.
Der Junge, der mich abgeholt hatte hieß Jason und war einer der jenigen mit denen ich mich am besten aus der SV verstand.
Er hatte eine Freundin, die viel älter war als er, er war auch älter als ich, aber das störte mich nicht, meistens freundete ich mich sowieso eher mit älteren an.

Ich folgte ihm in den riesigen SV-Raum in dem regelmäßig Treffen stattfanden und sah schon die ersten bekannten Gesichter wieder und dann fiel er mir ins Auge.

Julian-
Was will der denn hier?

"Tut mir leid, dass ihr mich extra holen musstet, ich bin etwas gestresst.", entschuldigte ich mich und ließ mich auf einen Stuhl fallen.

Natürlich weit weg von Julian.

Und sofort spürte ich seinen stechenden Blick. Es war aber kein sanfter, vertrauter, sondern ein arroganter, herablassender Blick.

"So da nun alle zusammen sind, will ich euch ein neues SV Mitglied vorstellen..." Jason zeigte auf Julian und symbolisierte ihm sich selbst vorzustellen.
"Jo, ich bin Julian, würde gerne in der SV tätig werden und meine Ideen einbringen."
"Irgendwelche Einwände? Schließlich ist das keine offizielle Wahl, sondern eher so halb eingeschleust, arrangiert, na ihr wisst was ich meine."
"Am besten stimmen wir ab.", schlug ein Mädchen, das ich nicht so gut kannte vor und ich war so froh darüber.

Ich wollte Julian echt nicht in der SV haben.

Das war mein Platz der Macht, den wollte ich jetzt echt nicht Julian überlassen.

"Okay. Wer ist dafür?", fragte Jason in die Runde und ich sah, dass einige nicht dafür waren, was mich nochmal bestärkte nicht für ihn zu stimmen.

Er konnte so ekelhaft zu Leuten sein die er nicht mochte und so einer passte so gar nicht in die Schülervertretung.

Allein schon der herablassende Blick.

"Gut, da die Mehrheit ja dafür ist, Willkommen in der SV!"
Ich seuftze.
Julian schaute mich an.
Seine Augen waren so kühl und allgemein gab er sich ganz anders als Samstagabend.

Samstagabend- diese warmen Hände, seine Lippen.

Er macht mich irre.
Und wegen ihm konnte ich jetzt nicht mal mehr die SV Sitzungen genießen.

Na dankeschön...

Ich ignorierte Julian den Rest der SV Sitzung so gut ich konnte, bis er natürlich schon seinen ersten Vorschlag machte.

"Ich hab eine Idee, eine Veranstaltung, eine Art Schulball, aber nur für die Oberstufe, damit auch Alkohol ausgeschenkt werden darf. Außerdem richten wir nicht so viel Chaos an."
"Super!"
"Find ich auch. Außer es gibt Langweiler, die was dagegen haben..?"
Julian setzte ein verschmitztes Lächeln auf und schaute mich an.

Hatte er mich gerade Langweilerin genannt?
Was zur Hölle? Ich dachte, er hätte Gefühle für mich und son Scheiß.

Ich war sauer und wollte unbedingt mit ihm reden, egal ob wir uns nun geküsst hatten oder nicht.

Er kann nicht machen was er will.

Am Ende der SV Sitzung wartete ich auf Julian. Es waren fast alle weg, also konnte ich ihn auch gewaltsam dazu bringen mit mir zu reden. Gerade als er aus der Tür des Raumes rauskam schnappte ich ihn mir am T-Shirt und zog ihn mit mir.

"Hey! Was soll das?"
Doch ich ließ mich nicht beirren.
"Hey!"
Ich knallte ihn gegen eine Wand, weiter weg vom SV Raum und begann wütend zu zischen:
"Was. Soll. Das."
"Was meinst du?"
"Diese arroganten Blicke, dieses Hass-Hass Prinzip? Ich dachte du hasst mich nicht mehr?"
Nun packte er mich an den Schultern und drehte mich, so dass ich nun an der Wand stand.
"Tarnung."
"Hä?"
"Hast du es schon wieder vergessen?"
"Was."
"Gott, du bist echt schwer von Begriff."
Verdutzt starrte ich ihn an.
"Dieses Freundschaft+ Ding, was wir Samstag abgemacht hatten. Wir machen Feindschaft+ draus. Wenn Ben glaubt, dass wir uns hassen, müssen wir uns nicht mehr zusammen treffen. Das ist einfacher."

Freundschaft+ mit Julian? Wann hatte ich das denn ausgemacht?

"Du erinnerst dich echt nicht mehr... Wow November du hattest nicht mal was getrunken..."
"Warte, darauf muss ich erstmal klar kommen."
"Hilft das?"
Er kam näher und küsste mich sanft.
Mein Körper zitterte...

...diese Wärme.

"Ja, aber was mache ich mit Ben?"
"Wie gesagt, Hass-Hass Prinzip. Und jetzt geh mir aus den Augen du störst mich."
Er lächelte mich an und gab mir einen Kuss auf die Wange, bevor er sich umdrehte, die Hände in die Hosentasche steckte und davon ging.

Ich war total platt.

Was stellt er nur mir mir an?
Und was hatte ich ihm da nur versprochen?

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