Ich bin ja so dumm. Ich dachte wirklich... Ich meine... Ich dachte es wirklich.
Ich hatte mich auf einer Bank in der Fußgängerzone unserer Stadt niedergelassen. Weit weg von "ihm".
Mein ganzes Make-up war verschmiert, denn ich weinte immer noch.Ich brauch ihn nicht.
Dennoch, ich beruhigte mich langsam wieder. Mein Schluchzen hatte aufgehört und ich weinte nur noch still vor mich hin.
Träge hob ich meinen Kopf um das Treiben der Passanten zu beobachten.
Manche betrachteten Schaufenster, andere aßen Eis, wieder andere waren mit SMS schreiben beschäftigt.Was jeder einzelne von ihnen wohl dachte? Zumindest sitzen sie nicht heulend in einer Fußgängerzone.
Inständig hoffte ich, dass Julian mich nicht fand. Ich wollte nie wieder mit ihm reden. Das Beste war es, einfach weiter zu machen wie bisher.
Ich starrte meine Finger an. So blass und schwarz verschmiert, von dem Make-up welches sich beim Wischen meiner Augen abgerieben hatte.
Ich fasste mir an die Stirn.Ich will es einfach nicht glauben.
"Ehm... Hallo?"
Eine männliche Stimme riss mich aus meinen Gedanken.
Ich war schon schon fast dabei meinen Mund aufzumachen und die Person anzuschreien, sie soll verschwinden... Doch es war gar nicht Julian.
Vorsichtig schaute ich nach oben in ein freundliche Gesicht.
"Eh-eh... Hallo.", stammelte ich und schaute schnell wieder nach unten.Statt Julian, hatte mir ein blonder, großer Junge, mit strahlend schönen blauen Augen entgegen geblickt.
Sein Blick traf mich wie ein Blitz.Er sieht wirklich verdammt gut aus.
"Ich wollte eigentlich nur fragen, ob hier frei ist, beziehungsweise ob ich hier telefonieren darf aber wie ich sehe ist das grade echt unangebracht."
Wieder schaute ich nach oben.
Er hatte so ein freundliches und ehrliches Lächeln.
Er ließ sich neben mir auf der Bank nieder.
"Was ist passiert? Das 'Alles-okay' kann ich mir ja sparen, das sieht man ja..."
Er fuhr sich nervös lächelnd durch die Haare.
Ich schüttelte den Kopf.
"Hm, schon okay, wenn du nicht reden willst. Ich bin übrigens Ben."
"November."
"Ach du bist das!", sagte er überrascht und holte sein Handy raus.
"Ich bin ein Kumpel von Julian."Na toll. Der erste Typ den ich total verheult treffe ist natürlich auch noch ein Freund von Julian, wie sollte es auch sonst sein.
Ich setzte einen genervten Blick auf.
"Julian hasst mich.", sagte ich kurz angebunden."Ja ja, ich weiß. Darauf hackt er ständig rum."
Wow, Julian hatte anscheinend echt keine besseren Hobbys.
Was aber interessanter an der Tatsache, dass Ben das wusste, war, dass Julian seinen Kumpels anscheinend auch nichts von "Uns" erzählt hatte.
Heuchler.
Ich verschränkte die Arme.
"Naja, aber ich hasse dich nicht, ich hab keinen Grund. Ich find dich sogar echt hübsch und total nett... Immer wenn er von dir anfing hab ich gar nicht zugehört."
Ich errötete.
"Selbst mit verschmiertem Make-up?"
"Jap."
Er lachte und gab mir einen Pieks in die Seite, dann wischte er auf seinem Handy rum und hielt mir sein Handy hin.
"Er hat uns mal das Bild hier gezeigt. Er betitelte es als 'Was-zur-Hölle-ist-das' aber ich fand es echt schön..."
Stille trat ein.
"Achja. Krieg ich deine Nummer?"
"Klar."
Ich lächelte seit langem mal wieder und nahm sein Handy um zu tippen.
Währendessen kam eine Whatsapp rein...>Scheiße Ben, es ist was richtig beschissenes passiert. Ich muss mit dir reden.< ...Von Julian.
"Du hast eine Whatsapp bekommen.", meinte ich und gab ihm sein Handy zurück nach dem ich fertig mit Tippen war.
Er schaute aufs Display.
"Wenn man vom Teufel spricht.", sagte er und lachte.
Ich brachte ein erzwungenes Lachen zu stande.Oh je. Wenn er nur die geringste Ahnung hätte.
"Wartest du kurz?"
Ich nickte.
Er tippte kurz, dann hielt er sich das Handy ans Ohr."Jo, Julian. Was ist los?"
Ein Nuscheln als Antwort.
"Okay... Soll ich jetzt vorbei kommen?"
Ein Nuscheln.
"Okay, dann heute Abend. Wo ich grade bin? In der Stadt, geh gleich nen Kaffe trinken...", er lächelte mir zu.
Ein Nuscheln.
"Okay, komm heute Abend dann vorbei. Das wird wieder, Bruder."
Er legte auf."Was ist denn los?"
Natürlich wusste ich was los war, dennoch interessierte es mich wie viel Julian eben gesagt hatte.
"Ach nur ein Mädchen."
Ich nickte.Er hatte also nur die halbe Wahrheit gesagt.
"Kommst du?"
Irritiert starrte ich ihn an.
"Na ich ladt dich zum Kaffe ein. Dann kannst du dir auch dein Gesicht ein bisschen auffrischen."
Ich starrte ihn immer noch an.
"Ja los komm! Ich will dich kennen lernen!"Plötzlich spürte ich meine Hand in seiner und wurde mit zu einem Café gezogen.
Gefühlte Sekunden später fand ich mich, ihm gegenüber sitzen, mit sauberem Gesicht, in einem kleinen Café und einem großen Stück Kuchen vor mir, wieder.
"Also erzähl mal, was ist passiert... Vorhin, als du so schrecklich geweint hast."
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich will ehrlich gesagt nicht drüber reden."
"Okay.", er lächelte.
"Dann erzähl mal.
Wieso hassen du und Julian sich eigentlich gegenseitig so sehr?"Gute Frage.
Es waren zwei Stunden vergangen, als Ben plötzlich aufschreckte und auf die Uhr schaute.
"Oh verdammt. Ich muss ja noch Bier kaufen und dann zu Julian."
"Ist schon okay.", ich streckte mich.
"Ich zahle!", meinte Ben und legte das Geld für Kaffe und Kuche auf den Tisch.
Danach gingen wir zum Ausgang des kleines Cafés, wo wir uns verabschiedeten.
"War echt schön, danke.", ich lächelte ihn an.
"Fand ich auch. Lass uns mal wieder was zusammen machen."
"Und danke für das Aufheitern."
Er nahm mich in den Arm und umarmte mich fest.
Ich schloss meine Augen und atmete den Duft seines Deos ein.
Dann lösten wir uns wieder von einander und verabschiedeten uns noch einmal mit einem kurzen Winken, bevor wir in verschiedene Richtungen davon gingen.Er ist wirklich toll.
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Feindschaft+
RomansaHighest Ranking: #002 in Romantik (Oktober/November 2016) November kann es nicht glauben, erst diese absurde Party auf der sie total verwirrt aufgewacht ist und sich an nichts mehr erinnern kann und dann auch noch ein Bild auf dem sie Julian küsst? ...