» Schau deinem Feind ins Auge «

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»Fantastischer Auftritt!«, begeistert fiel mir Marciella um den Hals. Meine Mundwinkel zuckten leicht nach oben und ich flüsterte ein kleinlautes: »Dankeschön.« Ich konnte mir zwar ihre Begeisterung nicht erklären, da ich die ganze Zeit nur emotionslos geradeaus geblickt hatte. Schliesslich musste ich ja an Finnley denken. »Gute Arbeit.« Ich fuhr herum und erblickte Kellie die mich stolz ansah. Doch in dem Augenblick, erlangte etwas anderes meine Aufmerksamkeit. Mein Atem ging schwerer und ich ballte meine Hände zu Fäusten. »Felicia? Was ist den los?« Ich spürte nichts mehr ausser Wut in mir. "Thélmo!", presste ich gequält zwischen meinen Lippen hervor und deutete auf den Blondschopf, der sich lachend mit seinem Bruder unterhielt. Thélmo war dieses Jahr anscheinend Mentor. Ich vergass alles um mich herum und lief zielstrebig auf ihn zu. Würde ich ihn schlagen? Oder gar umbringen? Ich wusste es nicht, sondern lief einfach auf ihn zu. Auch wenn er sterben müsste, mir war es egal! »Felicia, halt!«, rief Drake und zog an meinen Arm. Doch ich schüttelte ihn ab und ging voran, als ich plötzlich zu Boden gerissen wurde und alles schwarz vor meinen Augen wurde.

»Finnley!« Schluchzend presste ich mich an seine Brust. »Shh, Feli«, gab er mit ruhiger Stimme zurück. »Mach dir keine Sorgen, ich komme wieder!« »Versprich es!«, weinte ich. »Versprochen, mit wem sonst solltest du dann immer zum Steg gehen?«, er lachte leise. Ich lächelte ihn ebenfalls schief an: »Du hast recht, ohne dich wäre es komisch. Einfach unvorstellbar.« Er nickte und drückte mein Kinn hoch: »Kopf hoch.« Tapfer wischte ich mir die Tränen aus dem Gesicht. »Gut so«. er drückte mich wieder an sich. Ich atmete seinen vertrauten Duft ein. »Sie müssen jetzt gehen!« Die strenge Stimme eines Friedenswächter erklang hinter mir, worauf ich mich noch näher an Finnley presste. »Nein, Nein!« »Kommen Sie!« »Feli, bitte! Wir werden uns wieder sehen, versprochen!« Ohne dass ich etwas erwidern konnte, wurde ich aus dem Raum gezogen.

Als ich meine Augen öffnete, lag ich auf einem gemütlichen Wasserbett mit einer grünen Decke. Ich warf die Decke zurück und schwang meine Beine über das Bett. Als ich an mir runter sah, sah ich dass ich ein Pyjama trug. Es war dunkelblau und es war das Wappen von Distrikt 4 abgebildet. In dem Raum, indem ich mich befand, gab es zwei weitere Türen, einen riesigen Kleiderschrank und ein grosses Fenster, wo man auf die Strassen vom Kapitol blicken konnte. Müde öffnete ich den Kleiderschrank und holte mir eine schwarze Jeans und einen grünen Pullover heraus. Danach öffnete ich die Türe mit der Aufschrift Badezimmer. Das Badezimmer war riesig! Fast grösser als mein Zimmer in Distrikt 4. Ich zog mein Pyjama aus und duschte mich. Danach föhnte und kämmte ich meine Haare und flechtete sie zu einem Zopf. Danach zog ich mich an und verliess das Badezimmer. Neben der anderen Türe lagen bestimmt zwanzig verschiedene Paar Schuhe. Ich entschied mich für grüne Ballerinas mit leichten Absätzen. Anschliessend verliess ich das Zimmer und suchte nach Phoebe, Drake und Kellie.

»Guten Morgen«, flötete Kellie und grinste mich abschätzend an. »Gut geschlafen?« Ich nickte leicht und setzte mich neben Drake an den Esstisch. »Ich.. Ich kann mich nicht an gestern erinnern«, gab ich kleinlaut zu. Kellie musste sich das Lachen verkneifen: »Wie auch? Du warst die ganze Bewusstlos!« Entsetzt blickte ich Phoebe, Drake und Kellie abwechselnd an, diese wichen aber meinem fragenden Blick aus. »Warum?« »Du wolltest Thélmo umbringen, aber Kellie konnte dich knapp davon abhalten«, piepste Phoebe und trank ein Schluck Milch aus ihrer Tasse. »Was?«, mit weit aufgerissenen Augen sah ich zu Drake, »Warum habt ihr es nicht zugelassen?« »Das wäre nicht gut angekommen«, sagte er. »Tribute tötet Mentor.« Ich verdrehte die Augen: »Und was ist dann passiert« »Wir haben dich dann ins Zimmer gebracht und Marciella blieb dann noch ein bisschen bei dir.« Ich nickte und beschmierte mein Brot mit Butter. Herzhaft biss ich hinein. »Also, heute steht das erste Training an«, kündigte Kellie ernst an. »Ich will, das ihr ALLES ausprobiert, okay?« Sie sah zu mir: »Auch die Waffen.« Ich sah auf mein Brötchen und machte: »Mhm-Mhm.« »Gut so! Ah, da kommen ja schon Marciella und Oliva!« Ich drehte mich um und wurde sofort von Marciella mit Wangen Küsschen begrüsst. Dann wurde ich vom Stuhl gezogen und in mein Zimmer gebracht.

»Na also, du siehst perfekt aus!«, lachend drehte Marciella mich im Kreis. Ich trug der vorgeschriebenen Trainings Overall und meine Haare waren zu einem strengen Dutt gebunden. Dazu trug ich etwas Wimperntusche und einen leicht schimmernden Lipgloss. Nicht wirklich spektakulär. Ich bedankte mich Marciella und ging zum Aufzug, um ins Trainingscenter zu gelangen. Doch als der Lift beim zweiten Stock stehen blieb, ahnte ich schlimmes. Die Aufzugstüre ging auf und er trat hinein. » Hallo! Felicia, richtig?«, er lächelte und reichte mir die Hand, welche ich aber ignorierte. Ich presste die Lippen auf einander. Thélmo!

Revenge ~ Das Spiel der Rache [#1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt