» Die 23. Hungerspiele «

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»Hier rein.« Ein Friedenswächter öffnete die weisse Türe mit der Aufschrift Distrikt 4 Weiblich. Ich kniff die Augen zusammen und spannte meinen ganzen Körper an. Unsanft wurde ich in den kahlen, fensterlosen Raum geschubst und ich musste aufpassen, dass ich nicht über meine eigenen Füsse stolperte. Der einzige Farbfleck in diesem Raum war Marciella die mich mit grossen Augen musterte. Aber sie zwang sie zu einem Lächeln. »Hi, Felicia.« Ich sah auf die grauen Fliesen unter meinen Füssen. »Hallo Marciella.« Meine Stimme klang ungewohnt zerbrechlich und ein ängstlicher Unterton schwang in meiner Stimme mit. »Hier, das musst du anziehen», die Blondine reichte mir eine schwarze Hose, die ähnlich aussah wie meine Regenhose, die ich in Distrikt 4 trug wenn es regnete und ein braunes T-Shirt, mit Ärmel die mir bis zur Mitte meines Oberarms reichten. Als ich in die Hosen schlüpfte, bemerkte ich, dass es tatsächlich Regenhosen waren, die innen mit weichem Material gefüttert waren. Das braune T-Shirt dagegen, war stink normal und es hielt auch nicht, wie die Hosen, die Kälte draussen. »Wird es eine Arena mit viel Regen sein?«, fragte ich leise und deutete auf die Hosen. »Das sind nämlich Regenhosen.« »Ich weiss es leider nicht, aber wahrscheinlich schon. Oder vielleicht auch eine Arena mit Schnee«, Marciella half mir dabei, eine ebenfalls schwarze Jacke anzuziehen, die auch wie eine Regenjacke aussah. Innen drin wurde sie ebenfalls mit einem warmen Material gefüttert und nun hatte ich auch nicht mehr sehr kalt. Marciella band dann meine dunklen Locken noch zu einem strengen Dutt, nicht das sie mich beim kämpfen stören würden. Aber auch die Schminke konnte sie nicht weglassen. Sie schminkte mich dezent mit ein wenig Wimperntusche und einem Rouge, welche meine Wangen rötlich schimmern liess. »Schliesslich sind überall Kameras und es macht sich nicht gut hässlich hinter Tributen her zu sein«, sagte sie. »Soll das heissen ich sei hässlich?«, fragte ich unsicher, aber mit einem Grinsen im Gesicht. »Nein! Nein, natürlich nicht«, sagte Marciella kichernd. »Aber mit Make Up siehst du noch besser aus.« Gut heraus geredet, dachte ich mir innerlich grinsend. »Noch 60 Sekunden.« Die Roboter Stimme erschrak mich so, das ich einen Schritt nach hinten hüpfte. »Du schaffst das schon, Felicia.« Marciella lächelte mich unglücklich an. »Ich weiss dass du es schaffen wirst.« »Natürlich«, sagte ich leise und in Gedanken fügte ich ein »Vielleicht« hinzu. »Noch 40 Sekunden.« Ich presste meine Lippen aufeinander und ging auf die Glasröhre zu. »Wir sehen uns«, hörte ich Marciella sagen und stieg in die Röhre. »Noch 20 Sekunden.« Ich hob mein Kinn an und versuchte möglichst selbstbewusst zu lächeln, was aber heftig in die Hosen ging. »Noch 10 Sekunden.« Ich schloss die Augen. Wie hatte sich damals Finnley in dieser Situation gefühlt? Hatte er Angst? War er so Siegessicher wie in der Arena? »Noch 5 Sekunden.« Ein Zischen brachte mich dazu meine Augen zu öffnen. Die Röhre hatte sich geschlossen und Marciella winkte mir traurig zu. Ich hob die Hand und wollte zurück winken, doch da setzte sich die Röhre schon in Bewegung.

Dunkelheit umhüllte mich und es schien so, als würde sie nie aufhören wollen. Unsicher und ängstlich rieb ich meine Hände aneinander und versuchte an Distrikt 4 zu denken. Das Meer. Der Steg. Unser Haus. Delphia. Mom. Finnley. Ich schloss die Augen. Das Meer. Der Steg. Unser Haus. Delphia. Mom. Finnley. Plötzlich spürte ich wie ein eisiger Wind durch meine Haare pfiff und ich zwang mich, die Augen zu öffnen. Mein Herz machte einen Satz. Die Angst überkam mich. Nur etwa 80 Meter trennten mich von dem silbernen, gigantischen Füllhorn. Die anderen Tributen und ich standen auf einer erhöhten Platte auf einem riesigen Feld. Der Rasen war mit einer weissen Masse überzogen. Schnee. Es gab zu meiner Erleichterung auch einen Wald. In der anderen Richtung gab es zwar auch Bäume, allerdings nicht viele, da man durch die Bäume ein weiteres Feld sehen konnte. Mein Blick ging wieder zum Füllhorn. Im Füllhorn konnte ich das glänzen der Klingen von den Schwertern, Messern und Speere erkennen. Weiter vorne sah man auch Rucksäcke, Schlafsäcke, Plastikplanen. Nun sah ich zu den Tributen. Alle standen in dem genau gleichen Abstand wie ich vom Füllhorn weg. Neben mir Stand das Mädchen aus Distrikt 9. Ich glaubte, dass sie Celine hiess. Auf der anderen Seite von mir stand das zwölf Jährige Mädchen aus Distrikt 10, welches Zarah hiess. Alle Tributen gingen auf Startposition .Einige richteten sich auf das Füllhorn, andere auf den Wald oder auf das Feld. Ich wusste nicht was ich tun sollte. Sollte ich zum Füllhorn? Ich hatte schliesslich Streit mit Flake, wollte er mich überhaupt noch bei den Karrerios? Mein Blick schweifte zu Willow, die mich musterte und anschliessend auf das Füllhorn zeigte. Sie wollte mich also nicht umbringen. Ich nickte langsam und richtete mich auf das Füllhorn. »Herzlich Willkommen! Hiermit beginnen die 23. Hungerspiele!« Kurz darauf, erklang der Gong.

Revenge ~ Das Spiel der Rache [#1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt