» Es kann nur ein Gewinner geben «

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Missmutig beugte ich mich über Flake. Er zitterte am ganzen Körper und hustete sich die Seele aus dem Leib. Crystal hatte sich neben ihn gekniet und tastete seine starken Arme ab. Konzentriert begutachtete sie eine rote Stelle am Unterarm. »Ein Schürfwunde?«, fragte ich und ging in die Hocke. »Wahrscheinlich«, antwortete sie abwesend. »Es muss behandelt werden, sonst stirbt er.« Sie wand sich von ihm ab und kramte in ihrer Jackentasche herum. »Da haben wir es ja«, murmelte sie und holte ein kleines silbernes Döschen heraus. »Was ist das?«, fragte ich sie. »Salbe gegen Einhorninfektionen«, erwiderte sie und deutete auf das Etikett, welches am Rand befestigt war. »Einhorninfektionen?«, verwundert starrte ich in die rosane Masse im Döschen. »Ein Sponsoren Geschenk«, sie hielt kurz inne und starrte zu Boden. »Es war für Willow.« Ich erstarrte und ich hielt meinen Atem an. »War?« Doch Crystal ging nicht darauf ein: »Kannst du dich daran erinnern, wo das Einhorn ihr den Arm aufgeschlitzt hatte? Kurz darauf, als wir fast beim Füllhorn waren, fing sie an hysterisch zu kreischen und wollte Flake das Genick brechen. Dann bekam sie das Sponsoren Geschenk, es saugt das Gift heraus.« Sie tauchte mit zwei Finger in die rosane Masse und schmierte sie sanft auf Flakes Unterarm. Dieser zuckte zusammen, als die kalte Masse seine Haut berührte. Er hustete wieder und schloss dann die Augen. Sein Atem ging regelmässiger und er stiess ein erleichtertes Seufzten aus. »Gleich wird er wider ganz der Alte sein. Nur ein bisschen schwächer vielleicht«, erklärte Crystal und kam wieder auf die Füsse. Sie nahm ihren Bogen vom Boden und spannte vorsichtshalber einen Pfeil in die Sehne. »Wir sollten nicht so unvorsichtig sein«, meinte sie und sah sich angespannt um. »Du hast Recht«, stimmte ich ihr zu und fischte aus meiner Jacke eines meiner Wurfmesser. Wir lauschten, doch man hörte nur der schwache Wind, der durch die Bäume pfiff.

»Hmpf!« Crystal und ich wirbelten herum, angriffsbereit. Flake war gerade dabei, sich aufzurappeln. In der rechten Hand hatte er sein Schwert umgriffen. Instinktiv wich ich einige Schritte zurück und hielt mein Messer in Wurfposition. »Hallo, willst du mich umbringen?«, schnaubte Flake mit einem frechen Grinsen. »Wolltest du schliesslich auch«, gab ich knapp zurück. Flake hielt inne und musterte mich mit grossen Augen. Crystal stiess einen uneleganten Ton zwischen den Zähnen hervor und wand sich ab. »Ich.. Ich wollte dich umbringen?«, fragte er ungläubig und schüttelte den Kopf. »Nein.. Das wollte ich nicht!« Er trat einen Schritt auf mich zu und legte seine kalte Hand an meine Wange. »Es tut mir leid, ich wusste nicht, was ich tat«, meinte er leise. Ich blickte ihm in seine eisblauen Augen und senkte den Blick. »Muss wohl so sein«, erwiderte ich emotionslos und liess das Messer in meiner Jacke verschwinden. »Felicia! Ich..« Ich nahm seine Hand von meiner Wange und legte sie ihm auf seine Brust. »Es ist schon gut«, schnell trat ich einen Schritt zurück und schenkte ihm ein schiefes Lächeln. Es kann nur ein Gewinner geben, Flake!, fügte ich in Gedanken dazu und drehte mich um. Und dieser werde ich sein.

Revenge ~ Das Spiel der Rache [#1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt