» Ein kleiner Streit «

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Ich biss die Zähne zusammen und machte einen Laut, der wie ein Knurren klang. »Ich habe dich etwas gefragt!«, fauchte sie mich leise an. Ich versuchte sie mit meinen Händen von mir runter zu schubsen, aber sie war zu stark und zu schwer. »Antworte mir, oder es wird nicht schön ausgehen für dich!« Die Klinge in Crystals Hand blitzte im Mondlicht gefährlich auf. »Ich packe nur«, zischte ich und versuchte sie immer noch erfolglos von mir abzuschütteln. »Für was?« »Geht dich nichts an!« »Ich kann auch die anderen rufen, dann sehen sie was du für ein falsches Miststück bist und sie bringen dich um, ohne das ich was gesagt habe.« Sie verzog ihren Mund zu einem arroganten Lächeln. »Geh. Runter. Von. Mir«, zischte ich leise und betonte jede Silbe. »Nein!«, ihr Lächeln verschwand und sie legte die Spitze des Messers an meine Wange. Die scharfe Spitze vergrub sich in meine Haut und es brannte fürchterlich. Ich wollte schreien, aber ich beliess es bei einigen salzigen Tränen. Ich schmeckte in meinem Mund eine metallische Flüssigkeit. Blut. Sie fuhr mit dem Messer quer über meine Wange zu meinem Ohr und ich fühlte, wie Blut aus der Wunde quoll. Ich werde sterben, armselig verbluten. »Felicia!« Crystal sah verwirrt nach rechts und ich nutzte den Moment, wo sie unaufmerksam war. Ich tastete schnell nach der Axt, welche nur wenige Zentimeter neben mir lag und knallte mit dem Griff gegen Crystals Schläfe. Sofort glitt sie bewusstlos auf den Boden. Sie war doch bewusstlos, oder? Ich lauschte. Keine Kanone erklang und ich atmete erleichtert auf. Ich rappelte mich auf und hob das Messer von Crystal auf und steckte es in meine Jacke. Kurz überlegte ich und dann nahm ich Crystal an den Händen und schliff sie zu ihren Schlafplatz, wo ich sie so positionierte das es aussehen würde, als wäre sie mit die Kopf gegen das Füllhorn geknallt und deshalb wäre sie bewusstlos geworden. Schliesslich wollte ich kein Risiko eingehen. »Felicia!« Ich kniff die Augen überrascht zusammen und mein Blick ging zu Flake, welcher sich in seinem Schlafsack wie Sterbender krümmte. Er träumte von mir? Am liebsten hätte ich mich an ihn gekuschelt, durch sein Haar gestrichen und gesagt: »Ich bin ja da.« Aber ich riss mich zusammen. Ich hatte nicht mehr lange Zeit. Schnell nahm ich die Axt vom Boden und schwang den Rucksack über meinen Rücken. Ich schritt leise vom Füllhorn weg.

Meine Wange brannte und ich hatte das Gefühl, gleich bewusstlos umzufallen. Ich fasste mir an die brennende Stelle. Fehler. Ich zog schnell die Hand weg und musste mir einen Schrei verkneifen. Ich blickte auf meine Hand und sah, das sie überall voller Blut war. Scheisse. Ein Blick auf den Boden verriet mir, das sich der weisse Schnee sich durch mein Blut rot verfärbte. Ich liess mich auf den Boden fallen und kramte im Rucksack nach einer Salbe. Allerdings hatte ich nur die Salbe gegen Verbrennungen und gegen Schürfwunden dabei. Meine Wunde konnte man bestimmt nicht als eine lächerliche Schürfwunde bezeichnen. Trotzdem tauchte ich mit dem Finger in die kalte Masse gegen Schürfwunden und schmierte damit meine Wange ein. Sie brannte zwar nicht mehr sehr stark, aber es tat trotzdem noch weh. Ich verstaute die Salbe wieder und zwang mich, aufzustehen und weiter nach Happy Ausschau zu halten.

Inzwischen hatte ich den ganzen Waldrand nach Happy Ausschau gehalten, aber ich hatte sie nicht gefunden. Ich hatte ihr doch gesagt, sie soll sich das beste Versteck in der Nähe des Füllhorns suchen. »Happy«, wisperte ich in die Dunkelheit und meine Hand umschloss den Griff meines Messers noch mehr. »Ja?« Mit einem spitzen Schrei fuhr ich herum und wollte gerade mein Messer werfen, als ich die roten Locken meiner Freundin entdeckte. »Idiotin«, zischte ich. »Ich hätte dich beinahe umgebracht.« »Beinahe ist nicht ganz«, sagte sie lächelnd. Doch ihr Lächeln verschwand, als sie meine Wange sah. »Verdammt, was hast du denn gemacht?«, panisch fuchtelte sie mit den Armen herum. Ich verdrehte die Augen: »Ich hatte einen kleinen Streit.« »Hat dich jemand beim abhauen gesehen?« »Ja, Crystal.« Happy zog scharf die Luft ein. Ich schwang den Rucksack über den Rücken und hielt ihn ihr entgegen. »Schlafsack, Essen, Wasser, Handschuhe, Mütze, Taschenlampe und Medizin.« Sie nahm den Rucksack dankend entgegen. »Ach ja, hier noch deine Waffe«, ich hielt ihr die Axt entgegen und deutete auf den Rucksack. »Dort sind noch zwei Messer drin.« Sie nickte und sah mich dann verwundert an: »Und für dich?« »Ich werde noch bei den Karrerios bleiben.« »Was?« Entsetzt blickte sie mich an: »Warum?« »Es ist sonst zu auffällig«, log ich, denn eigentlich dachte ich nur an meinen Traum mit Finnley, wo er mich gewarnt hatte. »Ich habe mit meinem Blut eine Spur gelegt, unabsichtlich. Ich würde dir also rasch ein neues Versteck suchen.« »Aber.. Wir sind Verbündete. Ich lass dich nicht im Stich.« »Ich werde kommen, wenn es soweit ist«, murmelte ich und blickte zum Himmel. »Ich muss los, vielleicht sind schon einige wach.« »Komm bald zu mir, ja?«, Happy fiel mir um den Hals. Ich nickte leicht: »Ja, klar.«

Leicht benommen folgte ich meiner eigenen Blutspur hinaus aus dem Wald. Das brennen meiner Wange kam wieder zurück und jede, Schritt, den ich machte, war wie eine Qual für mich. Am liebsten hätte ich mich auf den Boden gelegt und wäre einfach eingeschlafen und dann zu Hause wieder erwacht. Nur etwa 90 Meter vom Füllhorn entfernt, endete die Blutspur. Nachdenklich betrachtete ich den grossen Blutfleck und ging dann leise auf das Füllhorn. Ich wollte ja niemand wecken. Doch als ich gerade ins Füllhorn eintreten wollte, traf mich der Schlag. Crystal hielt sich stöhnend die Schläfe und die anderen drei sassen besorgt um sie herum. Flake bemerkte mich als erstes. Wütend starrte er mich an: »Wo warst du?«

Revenge ~ Das Spiel der Rache [#1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt