» Getäuscht «

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Die dünne Äste streiften mein Gesicht und ich spürte wie meine zarte Gesichtshaut von den Zweigen aufgerissen wurde. Ich kreischte vor Schmerzen auf und versuchte mich an einem Ast fest zu halten, was mir aber nicht gelang. Unsanft landete ich im Tiefschnee. Ich spürte wie warme Flüssigkeit aus den Gesichtswunden trat. Ich rang nach Luft und musste laut husten. Ein Wunder, das ich diesen Sturz überlebt hatte. »Verdammte Scheisse«, fluchte ich leise und wollte mich aufsetzen, doch ich konnte mich keinen Zentimeter rühren. Mein Blick schweifte den Baum hinauf und ich versuchte, Happy zu finden. Doch ich konnte keine roten Locken erkennen. Vielleicht wäre es auch besser so, das sie sich versteckt hatte. Schliesslich hatten die Karrerios meinen Schrei gehört und würden bestimmt zurück kehren. »H..Happy?«, fragte ich dennoch kleinlaut. »Oh, du suchst mich?« Vorsichtig drehte ich meinen Kopf nach links. Happy lehnte mit einem frechen Lächeln an einem Baum. Ich zitterte immer mehr: »Happy? Bitte hilf mir, ich glaube ich habe mir etwas gebrochen.« Sie stiess sich vom Baum weg und lachte heiser. »Oh man, ich dachte echt, der Sturz würde dich umbringen. Tja, hab dich wohl nicht heftig genug geschubst. Dann mach ich es halt alleine.« »Was?« Ich versuchte mich aufzurappeln, doch alles schmerzte so und ich sackte immer wieder zusammen. »Ach, du dummes Ding«, tadelte sie lachend. »Es kann nur ein Gewinner geben. Und das wird ganz bestimmt nicht Felicia Miller sein.« »Happy, was soll das? Wir sind doch Freunde?«, ich versuchte den Schmerz zu unterdrücken und kam zitternd auf die Füsse. »Echt, wie dumm muss man sein?«, sie verdrehte die Augen und wirbelte ihre Axt in ihrer Hand herum. »Es gibt keine Freunde bei den Hungerspielen. Es gibt nur Killer und Opfer. Und ich werde hier der Killer sein.. Und du mein Opfer, Felicia.«

Wie konnte ich mich nur so in einer Person täuschen? Im Trainingscenter war sie so anders. Sie war nett, lustig und clever. Und jetzt? Jetzt war sie eiskalt, mörderisch und gemein. »Wir sind doch Verbündete, Happy! Hast du das vergessen?«, erinnerte ich sie und stütze mich schwach an einem Baum ab. Alles schmerzte, wahrscheinlich hatte ich mir eine Rippe gebrochen. »Verbündete hin oder her«, schnaubte sie und machte einen Schritt auf mich zu. »Ich hätte dich so oder so umgebracht.« Meine Brust zog sich zusammen und ich spürte etwas, was ich noch nie so intensiv gespürt hatte. Nicht mal gegenüber Thélmo. Hass. »Du hast mich ausgenutzt«, stellte ich wütend fest. »Oh, bravo. Du hast es endlich begriffen«, sie klatsche in die Hände. »Du hast mir wirklich nützliche Dinge gebracht. Danke dafür.« Sie hob ihre Axt und rammte sie direkt neben meinem Gesicht in den Baum. Erschrocken wich ich zurück. »Du falsche Schlange«, zischte ich. Schneller als ich es je tat, zog ich ein Messer aus meiner Jacke und wollte es Happy in die Brust rammen. Doch sie hatte sich schon geduckt. Vielleicht war ich doch nicht so schnell wie gedacht. »Oh, das wäre dann das Startzeichen, ja?«, sie lachte und schwang ihre Axt so, als wollte sie mir den Kopf abhacken. Schnell duckte ich mich und stellte mich hinter sie. Ohne zu zögern, warf ich ein Messer nach ihr. Sie drehte sich um und das Messer steckte ihr im Oberarm. »Miststück«, knurrte sie und zog sich das Messer aus der Wunde. Sofort quoll Blut heraus und tropfte auf ihre schwarze Regenjacke und auf den Schnee. Doch das störte sie nicht. Ich warf ein weiteres Messer, welches sie aber Geschickt mit der Axt abwehrte. Schnell sprintete ich los, so schnell wie es meine Verletzungen erlaubten, um dann nach einigen Meter wieder ein Messer zu werfen. Doch auch dieses wehrte sie gekonnt ab. »Bitte, als hättest du eine Chance gegen mich«, murmelte sie frech. »Ich kann dir mit der Axt locker den Kopf abhauen.« Sie lachte und zog mit ihrer linken Hand ein Messer aus ihrer Jackentasche. Es hatte eine lange Klinge und war gezackt. »Du darfst sogar aussuchen«, säuselte sie. »Messer oder Axt?« Ich spannte den Unterkiefer an und spuckte ihr eine Ladung Blut ins Gesicht, welche sich in meinem Mund gesammelt hatte. Ihre Mine verdüsterte sie sich und sie meinte kalt: »Wie auch immer.« Doch bevor sie ihre Axt werfen konnte, wurde sie zu Boden gestossen. Allerdings nicht von mir..

Revenge ~ Das Spiel der Rache [#1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt