» Finale «

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Finale, Finale, Finale. Mein Blick schweifte zu Crystal die mich entsetzten Gesichtsausdruck musterte. Finale. Somit war das Bündnis zwischen den Karrerios offiziell aufgehoben. Mein Unterkiefer begann zu beben und ich hätte am liebsten angefangen zu heulen. Doch keine einzige Träne verliess mein Auge. Mein Blick schweifte zu Flake, der mich mit grossen Augen musterte. Erst als ich merkte, das Crystal ein Pfeil aus ihrem Kechel zog, kapierte ich die ernste Situation. Ich werde sterben, dachte ich mir. Ich musste augenblicklich verschwinden. Ich erinnerte mich nämlich an Crystals Worte: »Dich hassen? Nein! Aber wenn es darauf ankommt, könnte ich dich ohne mit der Wimper zu zucken töten.«

Langsam bewegten sich meine Hirnzellen wieder in Gang. Ich musste verschwinden - jetzt! Ohne lange nachzudenken, fuhr ich herum und spurtetet los. Ich spürte die Blicke der anderen auf mir, doch da war ich schon zwischen den Bäumen verschwunden. Ich durfte nicht anhalten, ich musste weiter rennen. Dünne Ästen von Bäumen streiften mein Gesicht und ich wäre bestimmt schon dreissig Mal über Steine gestolpert. Doch in konnte immer im letzten Moment darüber hüpfen. Weiter rennen, Felicia, wei... In diesem Moment zischte etwas haarscharf an meinem Kopf vorbei. Ich stolperte vor Schreck und knallte auf den Boden. Neben mir lag die Waffe, die mich fast umgebracht hätte. Ein Speer. Sofort sah ich auf und entdeckte Asher der gerade ein Messer aus seiner Jackentasche zog. Messer! Sofort griff ich in meine Jacke und zog drei Messer miteinander heraus. Ich rappelte mich auf und schmetterte das Messer gegen Asher, der aber Geschickt auswich. Verdammte Scheisse! Gleich drauf zauste ein weiteres Messer auf ihn zu, aber er konnte sich noch gerade ducken. Ich verschenkte ihm hier meine Messer! Ich presste meine Lippen aufeinander und rannte dann los. Ich wusste nicht wohin ich rannte, aber das war mir herzlich egal.

Ich hatte ihn abgehängt. Und bei meiner Flucht hatte ich alle meine Messer verloren - bis auf eines. Wie sollte ich bitteschön mit einem Messer fertig werden? Ich stiess einen verzweifelten Seufzer aus und sah mich um. Ich befand mich auf einer Art Lichtung. Niemand würde mich hier finden. Sollten sie sich doch alle umbringen, ich würde hier bleiben. Ich rieb mir meine Augen und wollte mich gerade auf den Boden setzten und mich kurz ausruhen, als jemand aus dem Gebüsch stürzte. Flake. Mein Herz machte einen Satz und ich hob angsterfüllt mein Messer. Sein Schwert war direkt auf mich gerichtet. »Flake«, knurrte ich leise. »Duck dich!«, brüllte er mich an. Erstaunt sah ich an und im nächsten Moment duckte ich mich. Ich sah wie Flake sein Schwert warf und keine Sekunde später sackte er zu Boden. In seinem Bauch steckte ein Pfeil. Ich riss die Augen auf und wirbelte herum. Vor mir stand Crystal und hatte ihren Pfeil auf mich gerichtete. »Crystal, du..« Doch sie hörte mir nicht zu, sondern rannte an mir vorbei und verschwand im Wald. Ich hörte sie nur rufen: »Du Arschloch, bleib stehen!« Wahrscheinlich hatte sie Asher entdeckt und verfolgte ihn nun. Ich atmete erleichtert aus, als mir plötzlich Flake wieder in den Sinn kam. Ich riss die Augen auf: »Flake!«

»Flake, bitte du darfst nicht sterben«, schluchzte ich und hielt seine grosse, warme Hand. »Jeder stirbt einmal«, brummte er leise und zwang sich zu einem schwachen Lächeln. »Nein, du darfst nicht!«, schrie ich ihn an. Tränen rannen mir über meine Wangen und meine Augen brannten. »Felicia«, gab er leise von sich und drückte meine Hand. «Ich liebe dich und du sollst gewinnen.« Ich presste meine Lippen auf einander. »Du Arschloch«, brüllte ich unter Tränen. »Warum sagst du mir das gerade jetzt? Du... Ich..« Er blickte mich durch seine halb geschlossenen Lider an: »Ich will nicht, das du das vergisst.« Ich schluchzte laut auf. Am liebsten hätte ich ihm eine geklatscht, aber ich konnte mich zurück halten. »Felicia..Du..musst..Gewinnen«, seine Stimme wurde immer schwächer. »Flake, nein!«, flüsterte ich leise. Er drückte meine Hand immer fester. Ich wusste nicht, was ich tat. Ich beugte mich zu ihm herunter und flüsterte: »Ich liebe dich auch.« Dann legte ich meine Lippen auf seine und er schloss seine Augen. Boom.

Heulend starrte ich auf Flakes Lebenlosen Körper. Warum? Warum nur? Ich hatte die Kontrolle vollständig über mich verloren. Ich schrie mir die Seele aus dem Leib. Warum gab es diese verdammte Spiele? Ich weinte. Ich weinte so sehr, wie ich es noch nie getan hatte. »Verdammte Scheisse! Alles ist scheisse!«, schrie ich. Auch wenn Crystal nun zurück kehren würde, es war mir egal. Boom. Ich sah auf. Wahrscheinlich war nun Asher tot. Niemand hatte eine Chance gegen Crystal. Ich spielte schluchzten mit meinem Messer. Wie würde sie mich umbringen? Quallvoll? Schnell? Weinend? Lachend? In diesem Moment sürzte Crystal auf die Lichtung. Ihr Gesicht war blutverschmiert und auch einige Haarsträhnen von ihr hatten sich rötlich gefärbt. Ihre Hand zitterte unkontrolliert und sie lächelte mich frech an. »Oh, dann sind nur noch wir zwei, hm?«, sie grinste. »Crystal, hör mir zu! Niemand von uns zwei muss sterben!«, sagte ich mit zitteriger Stimme. »Natürlich muss es das!«, schnaubte sie verächtlich. »Das sind die Hungerspiele, Süsse.« »Komm schon! Ich habe einen Plan!«, sagte ich zerknirscht. »Und der lautet?«, sie spannte einen Pfeil in ihren Bogen und richtete ihn auf mich.

»Was wäre das schlimmste in den Hungerspielen?«, fragte ich sie. »Keine Ahnung?!«, erwiderte sie gelangweilt. »Wenn es gar keinen Sieger geben würde! Wenn wir uns beide selbst umbringen wollten, würden sie doch beide gewinnen lassen, oder?« »Das ist lächerlich«, sie lachte heiser. »Und Felicia. Denk dran, ich hasse dich nicht.« Ich verstummte und kniff meine Augen zusammen. Wie dumm konnte man sein? Das wäre doch der ultimative Plan! »Crystal!«, kreischte ich panisch. »Nein, Felicia. Dein Plan ist dumm und einfach nur lächerlich.« In meiner Brust regte sich etwas. Traurigkeit? Angst? Wut? Ich wusste es nicht. Plötzlich hatte ich keine Kontrolle mehr über meinen Körper. Mein Körper fühlte sich an, als würden tausende von Ameisen durch krabbeln. Ich kniff die Augen zusammen, ich wollte nicht sehen, wie sie mich umbrachte. Doch als ich nach einer halben Ewigkeit nichts spürte, öffnete ich langsam meine Augen. Das was ich sah, versetzte mir einen Schock. Vor meinen Füssen lag Crystal Körper. Ihre Augen weit geöffnet und in ihrer Brust ragte ein Messer heraus. »Was habe ich getan?«, flüsterte ich und blickte auf meine leere Hand. Vorhin war da noch ein Messer. Ich hatte Crystal umgebracht. Was hatte ich getan? Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und schluchzte wieder. Ich war ein Monster. Ein Monster das Freunde tötete. »Ladies und Gantlemens, ich präsentiere euch die Siegerin der 23. Hungerspiele! Felicia Miller aus Distrikt 4!«

Revenge ~ Das Spiel der Rache [#1]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt