Revenge ~ Das Spiel der Rache [#1]

» Happy «

Alles um mich herum war weiss. Mein Atem ging schwer und ich hatte mühe, überhaupt noch Luft zu bekommen. Ich wollte schreien, doch nur ein lautes Husten verliess meine Kehle. Ich spürte wie meine Lunge immer fester zusammen gedrückt wurde. Wieder hustete ich und dieses Mal floss eine eiskalte Flüssigkeit in meinen Mund und ich musste fast Würgen. Es schmeckte nach Wasser. Plötzlich spürte ich, wie jemand meine Füsse nahm und mich aus dieser weissen Hülle zog. Ich spürte wärme, als mich die strahlende Sonne blendete. Ich wurde immer weiter gezogen. Zwar wollte ich mich befreien, doch es gelang mir nicht, ich war zu schwach. »L..Lass mi..mich l..los«, stammelte ich und musste anschliessend wieder husten. Ich musste so fest husten, das mir der Hals schmerzte. Aber immer noch nicht wurde ich frei gelassen. Erst als ich mit den Beinen begann zu strampeln, wurde ich frei gelassen. Mein Kopf dröhnte und immer noch hatte ich das Bedürfnis zu husten. »Alles okay bei dir?« Sofort sass ich kerzengerade im Schnee und musterte die rothaarige vor mir. Happys tannengrünen Augen leuchteten. »H..Happy?«, wieder hustete ich. Dieses mal verliess sogar etwas Blut meinen Mund. »Scheisse«, knurrte ich und rieb mir mit dem Handgelenk über den Mund. Nun versuchte ich zaghaft auf die Füsse zu kommen. Doch kaum war ich auf den Beinen, versank ich bis zur Hälfte meiner Waden im Tiefschnee. »Was.. Was ist passiert? Wo sind Crystal, Flake und Willow?«, panisch blickte ich mich um. »Wenn sie dich sehen, bringen sie dich um.« Happy zuckte mit den Schultern: »Ich weiss nicht, wo sie sind. Vorhin gab es eine Art Lawine. Ich konnte dich noch gerade sehen und dich retten..« »Was ist?«, ich musterte ihr besorgtes Gesicht. »Vorhin erklang noch eine Kanone, aber ich weiss nicht, wem sie gegolten hat.« Mir stockte der Atem. Vielleicht galt sie Flake? Willow? Crystal? Oder doch einem anderen Tribut? Ich stütze mich an einem Baum ab. »Wie weit weg vom Füllhorn sind wir?«, meine Stimme zitterte. »Nicht weit«, antwortete sie. »Aber ich würde dir nicht empfehlen zurück zu gehen.« »Warum nicht?« Sie musterte mich und spielte mit einer ihren roten Locken: »Na ja, vielleicht ist ja das Mädchen aus Distrikt 1 dort. Wer weiss, ob sie dich doch nicht gleich umbringen würde.« Ich biss mir auf die Unterlippe. Vielleicht hatte sie Recht.

»Das hier ist mein Baum«, gekonnt kletterte Happy die dünnen Ästen hoch. »Komm mit.« Zögerlich umgriff ich einer der dünnen Ästen und zog mich hoch. Allerdings wog ich nicht besonders viel und daher brachen die Äste auch nicht. Schneller als ich dachte, kam ich bei Happy an. »Von hier habe ich einen perfekten Ausblick auf das Füllhorn«, erklärte sie und deutete zwischen den Zweigen hindurch, wo man tatsächlich das Füllhorn sehen konnte. »Wie es aussieht..«, murmelte sie und beugte sich etwas vor. »Wie es aussieht lebt der Junge aus Distrikt 2 und das Mädchen aus 1 noch.« Ich riss panisch die Augen auf. »Und.. Und das Mädchen aus 2? Braune, hüftlange Haare und einen Speer?« Happy kniff die Augen zusammen und schüttelte anschliessend den Kopf: »Tut mir leid, nein.« Es erschien mir so, als würde ich den ganzen Baum hinabstürzen. Willow.. War sie tot? Nein, ich konnte das nicht glauben. »Vielleicht sucht sie nach mi«, murmelte ich leise. In dem Moment hörte man, wie ein Hovercraft über uns vorbei flog. Nicht sehr weit vom Füllhorn, im Wald, wurden die Klauen hinaus gefahren und jemand wurde in die Luft gehoben. Ich versuchte, den Tribut zu erkennen, doch das einzige was ich sah war eine Person die mit Schnee überdeckt war. Ich würde also erst heute Abend erfahren, ob Willow noch lebte.

»Hunger?«, schmatzte Happy und hielt mir die Hälfte ihres Apfels hin. Ich winkte ab: »Nein, danke. Mir wird sonst übel.« Sie zuckte mit den Schultern und biss genussvoll in die Hälfte hinein. Immer wieder erwischte ich mich dabei, wie ich zum Himmel starrte und auf die Dämmerung wartete. »Alles okay, du bist so blass?«, fragend folgte Happy meinem Blick. »Nein, ist alles gut«, erwiderte ich und zwang mich, vom Himmel weg zu sehen. Happy schluckte ihren Apfel hinunter und beugte sich über die Zweige. »Oh, oh. Die Karrerios gehen wohl auf Jagd«, pfiff sie. »Hier entdecken sie uns doch nicht?« »Wenn wir Glück haben..« Sie zwinkerte mir zu und deutete nach oben: »Wir gehen lieber etwas höher, dann ist die Chance geringer.« Sie schmiss sich ihren Rucksack über die Schultern und zog sich an den Ästen hoch. Schnell tat ich es ihr gleich. Gerade als ich den letzten Ast erreicht hatte, hörte ich wie die Karrerios sich unter unserem Baum laut unterhielten. »Die blöde Kuh ich abgehauen mit Willow, ich schwöre es dir!« »Crystal, vielleicht ist nur eine abgehauen und der anderen galt die Kanone«, schnaubte Flake. »Waren eh beides dumme Zicken«, erwiderte Crystal angeekelt. »Crystal«, brüllte Flake. »Hör auf, so über Willow und Felicia zu reden. Beide waren meine Freunde, klar?« Man hörte, wie Crystal einen hilflosen Laut machte: »J..Ja..Nimm das Schwert weg.« Dann hörte man nur noch wie die beiden weg gingen. Erleichtert atmete ich aus. Doch plötzlich blieb mein Herz stehen, denn ich hatte den Halt verloren Ich fiel in die tiefe.