1. Neuanfang

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Miri war unglaublich froh, dass die ersten Wochen hier in der neuen Stadt für sie und Luca ganz gut verlaufen waren. Und sie war ihren Eltern und Lucas anderen Großeltern zutiefst zum Dank verpflichtet, dass sie ihr so gut beim Umzug und bei der Eingewöhnung von Luca in dem neuen Kindergarten geholfen hatten.
Was hätte Sie nur ohne sie gemacht?
Sie hätte gar nicht gewusst wohin mit sich und Luca und vor allem auch nicht, wo genau damit anzufangen, das gesamte Chaos der letzten Monate zu bewältigen.

Sven hatte sie aufs schändlichste betrogen. Und nicht nur sie! Er hatte es soweit kommen lassen, dass er sich sogar mit seinen Eltern überworfen hatte. Es musste schon ziemlich schlimm sein, wenn man Jonathan und seine Frau Silvia gegen sich aufbringen wollte. Aber genau das hatte ihr einizger Sohn geschafft.
Eigentlich hatte er die Nachfolge von Jonathan im Familienunternehmen antretten sollen und eine lange Zeit sah es auch danach aus, als würde alles perfekt laufen.
Er und Miri hatten geheiratet, ihren gemeinsamen, wundervollen Sohn Luca bekommen und waren eine glückliche Familie.
Bis... Ja, bis Sven angefangen hatte Firmeneigentum in Form von Aktien zu veruntreuen und damit Geld angehäuft hatte. Das alles hätten wir, seine Familie, ihm noch irgendwie verziehen, wenn nicht noch dazu gekommen wäre, dass er mit dem Geld in ein bestimmtes Milieu eingestiegen war und schlussendlich mit einer anderen Frau abgehauen war. Von ein auf den anderen Tag.
Miri hatte die Welt nicht mehr verstanden. Alles war so schnell gegangen.
Svens Vater hatte das mit dem Geld und den Geschäften alles über eine polizeiliche Ermittlungen herausbekommen und seinen Sohn damit konfrontiert. Danach gab es einen Riesen Streit und Sven war am nächsten Tag einfach so verschwunden.
Und obwohl ihr Sohn sie so schändlich verraten hatte und gerade weil sie ihren Enkel und ihre Schwiegertochter über alles liebten, unterstützen Jonathan und Silvia die beiden wo sie nur konnten. Genauso wie die Eltern von Miri.

Nun endlich konnten Sie und Luca, der seinen Vater sehr vermisste, von vorne beginnen.
Sie hatte eine neue Stelle in einer Musikschule gefunden, in der Sie Gesang und Klavier unterrichtete. Die Musik war schon immer ein wichtiger Teil ihres Lebens gewesen. Schon in der Schule, damals mit der Band und auch schon davor hatte sie ihr immer durch alle Lebenslagen geholfen.

Luca, hatte ihr Talent anscheinend geerbt, er konnte mit seinen 5 Jahern schon wunderschön Klavier spielen und liebte es mit seiner Mutter zu singen.
Er ging in einen sehr schönen Kinergarten. Er lag am Rand eines Parkes, hatte einen großen Garten und es waren nicht zu viele Kinder in den jeweiligen Gruppen. Außerdem war er nicht weit weg von der neuen Wohnung von Miri.
Obwohl Luca seinen Vater vermisste und noch nicht so richtig verstand warum er abends nicht nach Hause kam und warum sie von zuhause wegziehen mussten, gefiel es ihm von Anfang an sehr gut in der neuen Stadt und in dem Kindergarten.
Er hatte schnell Freunde gefunden. Mirko und Felix. Die drei waren ein unzertrennliches Gespann, wie Jonathan und Silivia ihr berichteten. Sie brachten ihn in den ersten Wochen immer hin, da Miri leider noch nicht konnte. Sie musste zur Schule.
Vom ersten Tag an schwärmte Luca regelrecht von einer seiner Erzieherinnen. Sie hieß Emma und sie war die liebeste und beste und coolste Person auf Erden. Zumindest nach Miri's Sohn zu urteilen.
Sie spielte viel mit ihnen, ob es Fussball war oder sie zusammen Musik machten. Ob sie bastelten oder sie ihnen vorlas. Alles was Emma tat war super toll und aufregend. Sie war anscheinend nicht nur bei Miri's Sohn so beliebt, sondern auch bei den anderen Kindern, bzw ihren Familien.
Diese Beschreibung von dieser Emma, ließ Miri immer an die Emma denken, die sie damals auf der Salvator gekannt hatte. Sie war von Anfang an total fasziniert von diesem sanften, schlauen, witzigen und vorallem gut herzigen Mädchen gewesen. Und Emma konnte singen... Miri hatte jedes mal eine Gänsehaut bekommen und war wie gebannt gewesen wenn Emma losgelegt hatte. Ein Wermutstropfen gab es damals jedoch. Miri war damals unglaublich feige gewesen. Sie hatte sich sehr sehr stark zu Emma hingezogen gefühlt, hatte aber nie den Mut dazu aufbringen können ihr ihre wahren Gefühle zu zeigen, obwohl sie sich super verstanden hatten. Oder vielleicht gerade deswegen?!? Sie hatte dies nicht mehr missen wollen und ebenso hatte sie Angst vor Emmas Reaktion gehabt. Also wurde die Wahrheit nie ausgesprochen.

"Mama? Wann bringst Du mich mal in den Kindergarten?", fragte Ihr Sohn sie eines Abends. "Du musst Emma unbedingt kennenlernen! Du wirst Sie bestimmt mögen." Miri sah ihren Sohn liebevoll an und lächelte. "Bald mein Schatz. Ab nächster Woche, das verspreche ich Dir." Luca nickte zufrieden und aß weiter sein Brot. Der kleine war schon niedlich und Miri konnte sich kein besseren Sohn als Ihn vorstellen.
Sie beschloss ihm eine Freude zu machen und Morgen früher von der Schule zu kommen um ihm vom Kindergarten abzuholen.

Dieses Jahr hatten sie echtes Glück so einen schönen Herbst zu haben. Klar, gab es verregnete, graue Tage, aber diese hielten sich in Grenzen. Dafür hatten sie viele noch warme Tage, an denen man wunderbar im Park spazieren gehen konnte und Luca auf den Spielplatz mit seinen Freunden spielte.
Genau so ein Tag war das Heute. Miri hatte es geschafft früher aus der Schule zu kommen und sogar Luca etwas früher aus dem Kindergarten abzuholen. Er hatte sich riesig gefreut seine Mutter zu sehen. War aber etwas enttäuscht gewesen, dass er ihr 'seine' Emma nicht vorstellen konnte, da sie einen freien Tag hatte.
Doch die Enttäuschung hielt nicht lange an, denn schon als er im Park das neue Klettergerüst sah war er wieder ganz der Strahlemann, der er sonst auch immer war.
Miri setzte sich glücklich lächelnd auf eine Parkbank in der Nähe, so dass Sie Luca immer sehen konnte und schnell bei ihm wäre, wenn ihm etwas zustoßen sollte.
Sie genoss die noch wärmenden Sonnenstrahlen auf ihrer Haut. Das Gefühl, wie die Sonnenstrahlen alles nochmal zum Leben erweckten. Sie bewunderte die verschiedenen Farben, die der Herbst wie jedes Jahr in die Bäume zauberte und wie die Sonne und ein leichter Wind das Laub zum tanzen brachten.
Es roch richtig nach Herbst und sie atmete tief und langsam ein, damit sie auch ja nichts von diesem wundervollen Geruch verpasste. Es hatte lange gedauert. Sehr lange. Aber nun empfand sie endlich wieder eine gewisse Ruhe und Zufriedenheit in sich.
Also sie sich kurz vergewissert hatte, dass es Luca auf dem Klettergerüst gut ging, sah sie sich im Park um. Vor ihr erstreckte sich eine kleine Wiese mit einem Weg, der mitten durch sie durch verlief und von Bäumen gesäumt war.
Mit einem Mal sah sie einen wundervollen Golden Retriever durch das auf den Boden liegende Laub laufen. Er jagte ausgelassen die von ihm aufgewirbelten Blätter. Dieses Bild ließ Miri's Lächeln noch breiter werden. Sie liebte diese Hunde und hätte gerne selbst einen gehabt.
Als Sie den Hund so beobachtete, begann sie sich langsam die Frage zu stellen, ob denn der Besitzer sei...
"Mamaaa. Mama!" Erschrocken fuhr Miri zu Ihrer Rechten herum. LUCA!
Doch da sah sie ihn lachend und kopfüber am Klettergerüst schaukeln. "Schau mal Mama was ich schon kann!", rief er ihr ausgelassen zu. Ihr Puls, der gerade von 0 auf 180 gerast war, beruhigte sich langsam wieder und das Lächeln kehrte wieder auf ihren Mund und in Ihre blauen Augen zurück. Ihm war nichts passiert. Was für ein Glück.
"Sammy!", rief jemand hinter ihr.
Miris Herz setzte wieder ein Schlag aus und sie bekam augenblicklich eine Gänsehaut. Diese Stimme war ihr vertraut. Sie kannte sie, aber sie war zu überrascht, sie nach all den Jahren hier in dieser Stadt zu hören. Wieder fuhr sie herum. Diesmal in die Richtung aus der diese Stimme kam. Dort sah sie gerade noch den Golden Retriever mit einer jungen Frau an einer Wegecke ankommen. Die Entfernung war zu groß um die Halterin genau erkennen zu können. Miri sah nur, dass sie blonde kurze Haare hatte.
Aber das war doch nicht möglich! Nach all der Zeit. Nein, ihr Kopf spielte ihr da nur irgendwelche Streiche. Dennoch diese Stimme... Nur eine Stimme hatte Miri je so plötzlich, von der einen auf die andere Sekunde, so verzaubern können. Emmas.

Kommentare und Meinungen sind immer gerne gesehen.
Ich hoffe es gefällt euch soweit. :)

Warme Herbsttage (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt