Gedanken

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Am Nachmittag des nächsten Tages holte Miri Luca wieder von seinen Freunden ab. Wie er sich freute seine Mutter wieder zu sehen und doch wollte er noch nicht nach Hause. Wie jedes kleine Kind wollte er viel lieber noch mit seinen Freunden spielen und führte allerhand Gründe auf, warum sie doch noch bleiben sollten.
Miri ließ sich breit schlagen. Außerdem waren auch gerade Mirkos Eltern eingetroffen und da Frau Schuhmann eh einen Kuchen gebacken hatte, saßen sie eben noch ein Stück Kuchen zusammen. Die Unterhaltung war sehr angenehm. Mirkos Vater gab einige der Anekdoten aus Mirkos doch noch so junger Kindheit zum Besten und Felixs Vater schloss sich gleich an. Alle waren sich einig, dass sie es wunderbar fanden dass ihre Kinder sich so gut verstanden. Klar gab es auch mal Zank, aber der war genauso schnell wieder vergessen, wie er entstanden war.
Nachdem der Kaffee leer war und es nun wirklich an der Zeit war nach Hause gehen, holte Miri die Kinder aus dem Kinderzimmer. Etwas mürrisch, dass sie sich schon wieder trennen sollten gaben sie nun jedoch den Bitten ihrer Eltern nach.
Auf dem Weg durch den Park erzählte Luca von seinem schönen Wochenende und freute sich schon riesig darauf, dass er schon Morgen seine beiden besten Kumpels wiedersehen würde. "Ach Mama. Es war so toll. Wir haben so viel gespielt und waren auch ganz lange auf. Bis halb elf!" Miri musste grinsen. Sie war glücklich, dass er sichh so wohl fühlte und sein Vater anscheinend nicht allzu sehr vermisste. Ihr war klar, dass Luca seinen Vater eigentlich brauchte. Nur wollte dieser anscheinend nichts von seinem Sohn wissen, denn er hatte sich bis jetzt noch nie gemeldet. Miri war deswegen ziemlich sauer auf Sven, doch wenn sie ihren Sohn so vergnügt und ausgelassen sah, dann hielt dieses Gefühl nicht lange an und sie vergaß es schnell wieder.
Gab es doch so viele schöne Dinge, die ihr und Luca in der letzten Zeit widerfahren waren. Der schöne Kindergarten, seine Freunde, ihr neuer, wunderschöner Job, die Wohnung und... Ja und Emma. Bei den Gedanken an sie, wurde Miri sofort anders. Vor allem wenn sie an den gestrigen Tag dachte. Wie sie und Emma hier in dem Park gewesen sind. Wie sie gelacht haben. Miteinander geredet haben, als hätten sie sich erst vor ein paar Tagen das letzte Mal gesehen und nicht vor ein paar Jahren. Und ganz heimlich hoffte Miri darauf Emma heute wieder mit Sammy im Park zu sehen.
Auch wenn ihr Sohn fast ihre gesamte Aufmerksamkeit hatte, ließ Miri ihren Blick immer wieder durch den Park schweifen. Entdeckte jedoch nie eine Golden Redriever Hündin oder einen vertrauten Blondschopf. Was sie etwas enttäuschte.
Als Luca plötzlich gähnen musste, musste Miri jedoch lachen und die Enttäuschung rückte in den Hintergrund. "Na mein Süßer. Müde?!" "Nein gar nicht!", behauptete Luca mit felsenfester Stimme und gähnte gleich nochmal. "Ja das sehe ich, dass Du ÜBERHAUPT nicht müde bist. Du gähnst ja auch nicht alle Nase lang, nicht wahr?!", fragte Miri ihn belustigt. "Naaaagut. Vielleicht bin ich ein kleines bisschen müde. Aber nur so ein kleines bisschen, schau." Um seinen Worten Nachdruck zu verleihen verdeutlichte er sein "kleines bisschen" indem er einen Daumen und einen Zeigefinger ganz fest aufeinander presste, so dass kein lufthauch mehr durch zu passen schien. Miri sah ihn nur lächelnd an und tat so als würde Sie ihm mal glauben. Doch sie wusste, dass es heute für ihn früh ins bett gehen würde.
Zuhause angekommen war es schon fast Abendbrotzeit. Miri packte nur noch schnell die Sachen von Luca aus und machte sich dann daran das Abendbrot vor zu breiten. Ihr Sohn hatte sich gleich nachdem sie nach Hause gekommen waren an das Klavier gesetzt und trällerte nun Lieder vor sich her. Die kleinen Fehler, die ihm dabei unterliefen bestätigten Miri nur die Vermutung, dass ihr Sohn fix und fertig war. Jedoch verzichtete sie darauf ihn zu stören und zu unterbrechen, da sie wusste, dass er dann nur mürrisch werden würde.
Während Miri das Gemüse schnitt schweiften ihre Gedanken immer wieder zu Emma ab. Was sie wohl tut? Wie sie wohl reagieren würde, wenn Miri ihr sagen würde, was sie für sie empfindet?
Eigentlich war sich Miri sicher, dass da etwas besonderes zwischen ihr und Emma war. Sie kommte noch nicht richtig definieren was genau es war, aber es war da. Von sich aus, war sie sich vollkommen sicher. Sie wollte Emma. Ein Leben mit ihr. Eine Familie mit ihr und Luca...
Während des Abendessens erzählte Luca ihr alles, was sie erlebt hatten. Dass es auf dem Spielplatz total toll sei und sie im Park sogar ein kleines Baumhaus entdeckt hätten. Dies wäre jedoch schon etwas kaputt und deshalb hatte Felix Vater ihnen verboten, darin zu spielen.
Nach dem Essen ging Luca ohne Wiederrede noch schnell in die Badewanne und dann ab ins Bett.
Nachdem sie ihren Sohn ins Bett gebracht hatte versuchte Miri den Unterricht für die nächsten Tage schon vorzubereiten, doch Emma nahm Sie zu sehr in Anspruch. Es war ganz und gar kein schlechtes Gefühl. Nein, Miri war glücklich und so gab sie es schließlich auf und ging zu Bett.

Am nächsten Morgen wachte Miri noch vor dem Weckerklingeln auf. Sie fühlte sich fit und entspannt und so entschied sie einfach aufzustehen, sich fertig zu machen und den Morgen zu genießen, bevor sie Luca wecken würde.
Als Sie geduscht hatte, ging sie in die Küche schaltete das Radio an und bereitete singend und tanzend die Brotzeit für Luca vor und auch gleich das Frühstück.
Kurz vor 6.30 Uhr ging sie ihren Sohn wecken. Der Kleine war nie leicht wach zu bekommen, aber heute war er schneller als sonst aus dem Bett raus und zog sich schneller als gewöhnlich an. Anscheinend hatte nicht nur Miri gut geschlafen und war bester Laune.
Nach dem Frühstück machten sich die beiden voller Euphorie auf den Weg zum Kindergarten. Luca rannte fast hin und auch Miri ging beschwingter als sonst, wollte sie doch Emma unbedingt sehen.
Am Kindergarten angekommen, sah Miri auf zu den Gruppenraum von Lucas Gruppe und sah Emma am Fenster stehen und nach draußen schauen. Emma entdeckte Miri und sofort bereitete sich ein glückliches Lächeln auf deren Gesicht aus. Dies erwiderte Miri natürlich sofort und hob die Hand zum Gruß, welchen Emma ihrerseits erwiderte. Als sie die Treppen hoch kamen, erwartete Sie oben auf dem Treppenabsatz schon eine Freuden strahlende Emma. "Miri!", war das einzige was Emma sagen konnte und dabei von dem einen bis zum anderen Ohr grinste. "Emma.", konnte Miri nur erwidern.
Luca war schon in der Garderobe verschwunden und bekam nicht mit, wie seine Mutter und seine Lieblingserzieherin sich umarmten.

Warme Herbsttage (gxg)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt