Kapitel 19: Freunde 2/4

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Ich weiß nun was ich will und das ist nicht David, sondern Stephen.

,,David, es tut mir leid aber..." Ich versuche es ihm zu erklären, doch er unterbricht mich.
,,Das brauch es nicht, Nelly hat mir schon erzählt, dass du dich bloß nicht getraut hast mich anzusprechen."

Wieso hat sie das getan ?
Sie ist meine beste Freundin. Sie ist die Person, der ich immer alles anvertraut habe. Und diese Person hintergeht mich so dermaßen. Sie war der letzte Mensch von dem ich sowas jemals erwartet hätte.
Ich spüre nur noch Wut und Verachtung in mir, weil ich dachte ich könnte ihr vertrauen.
Trauer fühle ich, weil ich nun eine Freundin weniger in meinem Leben habe.

,,Da hat Nelly dir wohl was Falsches erzählt." Mit diesem Satz mache ich auf dem Absatz kehrt und lasse einen verdutzten David stehen. Einerseits hat er sowas nicht verdient, doch andererseits konnte ich meine Gefühle in diesem Moment nicht zurückhalten.

Als ich das Schulgelände verlassen möchte höre ich plötzlich eine Stimme, die mir Tränen in die Augen treibt.

,,Es tut mir leid Audrey, ich wollte das nicht. Du musst mir glauben, dass es ein Versehen war." Ich sehe wie die Tränen ihre Wange hinunter rinnen.

,,Du hast mich hintergangen, wie noch niemand zuvor, nicht einmal Chris hat mich so verletzt wie du es getan hast. Dir habe ich mein ganzes Leben anvertraut und du erzählst alles weiter. Du bist das Letzte melde dich nie wieder bei mir." Nun laufen mir auch schon die Tränen hinunter.

,,Bitte verzeih mir doch, ich hab es nicht mit Absicht getan !"

Ich ignoriere sie und verschwinde endgültig vom Schulgelände. Ich muss für mich allein sein, ich muss meine Gedanken ordnen und wieder runter kommen.

Im Park angekommen setze ich mich auf eine Bank und schließe meine Augen.

,,Scheiß Tag heute, hm ?" Die Stimme von Chris reißt mich aus meinen Gedanken.
Normalerweise hätte ich ihn jetzt ignoriert, aber jetzt habe ich einfach nicht die Kraft dafür.
,,Mhm" gebe ich bloß zu.
,,Willst du darüber sprechen ?"
Komischerweise sprudelt eine Frage aus mir heraus, die ich mir schon sehr lange stelle :
,,Wieso hast du mich damals betrogen ?"
Nun schaue ich ihn fragend an und als ich ihn genauer betrachte, sehe ich wie sein Kinn leicht grün-bläulich schimmert. Stephen hat wohl saubere Arbeit geleistet.
,,Puhh also, ich hab mich das ehrlich gesagt selbst schon tausendmal gefragt. Du musst zunächst wissen, dass ich dich immer geliebt habe und dir nie weh tun wollte." Ich nicke.
,,Ich kann es mir bis heute nicht erklären, ich glaube wir Menschen müssen einfach Fehler machen um aus ihnen zu lernen und, um das was wir haben Schätzen zu lernen."
Seine Worte lassen mein Herz erweichen und ich kann nicht anders, als ihm zu verzeihen, denn auch neben dieser einen schlimmen Tat von ihm kann ich seine 100 guten Taten nicht vergessen.
,,Du warst meine erste große Liebe." Sage ich zu ihm und eigenartigerweise spüre ich nicht den selben Schmerz in meiner Brust, den ich sonst immer gespürt habe, wenn ich darüber gesprochen habe.
,,Du bist und bleibst auch meine erste große Liebe." Plötzlich finden wir uns in einer Umarmung wieder und ich spüre wie gut es sich anfühlt, diese Person, die mir einst so viel bedeutet hat wieder in meinem Leben zu haben.

Wer ist Thalia?  Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt