5. Klägliches Versagen

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Es klopfte und Martha schaute automatisch zuerst auf die Uhr und dann auf den Terminplaner, bevor sie laut darum bat, einzutreten. Der nächste Termin, der auf ihrer Agenda stand, war jedoch erst viel später vorgesehen. Ein Kopf erschien in der Tür und ein Mitarbeiter betrat schüchtern ihren Behandlungsraum.

„Dr. Jones, kann ich Sie kurz sprechen?"

Sie nickte und wies mit der Hand auf den Stuhl, der sich ihrem Schreibtisch gegenüber befand.

„Setzen Sie sich doch. Was kann ich denn für Sie tun, Mister...?"

„McCormick. Chris McCormick ist mein Name."

Der Mann setzte sich nervös hin. Die Ärztin lächelte ihn ermunternd an.

„Na wo drückt der Schuh, Mr. McCormick?"

„Ähm, also... mir wird in letzter Zeit häufiger schwindelig...", es war dem Mitarbeiter sichtlich unbehaglich zumute, „...ich hab bereits Schiss, nur auf eine blöde Leiter zu steigen. Mein Kollege meinte vorhin, ich solle da mal bei Ihnen vorbeischauen."

„Aha. Und wie lange haben Sie diese Schwindelanfälle bereits, können Sie sich erinnern?"

Martha runzelte die Stirn. Dies war bereits der fünfte Fall in den vergangenen Tagen.

„Und sagen Sie, haben Sie auch unerwartete Kopfschmerzen?"

Als der Mitarbeiter überrascht nickte, verhärtete sich ihr Misstrauen.

„Hm... das geht bestimmt schon so eine bis zwei Wochen vielleicht", murmelte er verlegen und kratzte sich am Kopf. Die Ärztin lächelte ihn beruhigend an, dann stand sie auf und ging zum Schrank.

„Ich höre Sie jetzt kurz ab und messe noch Ihren Blutdruck, und dann gebe ich Ihnen etwas gegen die Kopfschmerzen", meinte sie leichthin, „das wird vorerst die Symptome lindern. Kommen Sie, setzen Sie sich dort drüben hin und machen sich bitte dafür frei, ich bin sofort bei Ihnen."

„Ach so, da ist noch etwas...", Mr. McCormick wechselte seinen Platz und knöpfte sich das Hemd auf, „...ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll - aber ich kann mich an einige Dinge einfach nicht erinnern!"

Es waren mittlerweile sechs lange Wochen vergangen, seit Martha bei Torchwood beschäftigt war und der Job fühlte sich bereits wie langjährige Routine an. Der tägliche Anfall an unterschiedlichsten Zipperlein der Mitarbeiterschaft war erstaunlich und recht kurzweilig, doch sie wusste, sie durfte ihr Ziel nicht aus den Augen verlieren. Und das hieß: stets wachsam sein und auf Kleinigkeiten achten.

Seit ein paar Tagen häuften sich die Beschwerden über Schwindel, Übelkeit und Kopfschmerzen. Das mit dem Gedächtnisverlust war neu, aber sie musste dem nachgehen, vielleicht hatten die anderen ja auch die eine oder andere Erinnerungslücke.

Martha hatte sich bereits die Akten aller Betroffenen angesehen, um zu schauen, ob sie ein Muster erkennen konnte, vielleicht dieselben Essgewohnheiten oder Ähnliches. Sie fand tatsächlich heraus, dass fast alle Betroffenen etwas gemeinsam hatten: sie arbeiteten im großen Labor im Untergeschoss.

Sie grübelte lange darüber nach, nachdem sie die Untersuchung bei Mr. McCormick beendet und ihn mit Kopfschmerztabletten bewaffnet nach Hause geschickt hatte, und fast hätte sie dabei ihren nächsten Patienten vergessen.

Als er hereintrat, wurden ihr wie schon so oft zuvor die Knie weich. Sein Anblick löste so viele Emotionen in ihr aus, dass sie innerlich komplett angespannt war, und das würde solange anhalten, bis er sich wieder verabschiedete.

Was den Effekt noch verstärkte, war, dass er sich exakt kleidete und sein Haar so trug, wie sie ihn einst kennengelernt hatte - der Doktor. Nein, John Smith! Sie biss sich auf die Lippe und wiederholte ihr Mantra, ruhig zu bleiben.

Dunkle SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt