11. Verwirrungen

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„Oh mein Gott, diese Zweitversion von Ihnen hat Marthas Gedächtnis komplett gelöscht!" Mickey war außer sich. Er stellte sich vor die noch immer völlig betäubt wirkende Frau und griff nach ihren Händen. Behutsam hielt er sie in den seinen.

Der Doktor hatte sich auf der Stelle von seiner Überraschung erholt, nun marschierte er durch das Wohnzimmer und schaute sich neugierig um. Diese Wohnung hatte er bereits einmal betreten - in seiner Welt. Aber dort existierte sie so nicht mehr, denn sie war vor einiger Zeit explodiert, als der Master eine Bombe in ihr hatte platzieren lassen. Er drehte sich um und schüttelte nachdenklich den Kopf.

„Das glaube ich weniger", er räusperte sich kurz. „Sagen Sie, Martha Jones, Sie sind doch bestimmt... Medizinerin? Noch Studentin? Oder bereits niedergelassene Ärztin?" Mit hochgezogenen Augenbrauen nahm er sie ins Visier.

„Aber Boss, Sie wissen doch genau, wie Martha ausgebildet ist...", Mickey verstummte abrupt und runzelte verwirrt die Stirn, als der Doktor ihn mit einer Geste seiner Hand unterbrach.

Es war, als erwachte die Schwarzhaarige aus einem Traum; sie schüttelte sich, dann schaute sie auf ihre gefassten Hände und entzog sie Mickey leicht verlegen wieder. Doch ihre Verwirrung ließ nicht nach, stattdessen machte sich auch noch Empörung breit.

„Was hat das alles zu bedeuten? Ja, ich bin Ärztin, im Krankenhaus... aber warum, ist das irgendwie wichtig? Sind Sie verletzt?" Sie konnte noch immer nicht recht fassen, was sich eigentlich um sie herum abspielte. Der Doktor trat nun näher und blickte ihr intensiv in die Augen.

„Und Sie haben mich noch nie gesehen? Und Mickey hier auch nicht?" Auf seine eindringliche Frage hin schüttelte sie vehement den Kopf. Er setzte nach. „Schon mal von Torchwood gehört? Nein? Klingelt da nichts?"

„Na ja - in den Nachrichten ab und zu. Aber so konkret..." Sie schluckte nervös, wollte noch etwas hinzufügen, beließ es dann aber dabei und schloss ihren Mund unverrichteter Dinge.

Der Timelord nickte zu ihren Aussagen und behielt sie noch für zwei lange Sekunden fest im Blick, löste sich dann ruckartig und wandte sich an Mickey. „Sie ist die andere", konstatierte er mit wichtiger Miene.

„Hä? Die andere? Wel-", dann ging Mickey ein Licht auf. „Aaaahhh! Sie meinen, die parallele Martha, die aus dieser Welt?" Plötzlich veränderte sich seine Miene. Er lächelte sie beruhigend an. „Haben Sie keine Angst, Miss Jones, wir tun Ihnen nichts."

„Ich bin übrigens der Doktor! Schön, Sie kennenzulernen, Martha Jones", der Doktor schüttelte ihr die Hand und zeigte sein strahlendes Lächeln, „und dies ist Mickey Smith. Wir waren zufällig auf der Durchreise."

„Auf der Durchreise, sagen Sie? Durch mein Wohnzimmer? Und in-in diesem ...Ding?"

„Oh, dies ist die TARDIS. Mein ...Fahrzeug. Reist durch Zeit und Raum anhand von trans-temporaler Kopplung multidimensionaler Alpha-Translationsenergie, auf Basis von-", leicht seufzend brach der Timelord ab, als er den hohlen Gesichtsausdruck der beiden bemerkte.

Trotz allem klopfte er stolz gegen den hölzernen Rahmen und lächelte sein Gefährt mit sentimentaler Miene an, dann drehte er sich wieder zu Martha um. „Aber lassen Sie sich durch uns nicht aus der Ruhe bringen. Und entschuldigen Sie, wir wollten Ihnen keine Umstände bereiten..." Er schaute auf die Reste ihrer Teetasse am Boden, dann grinste er spitzbübisch. „Sehen Sie es mal so: Scherben bringen Glück."

„Na, Sie haben gut reden!", rief sie aus und hockte sich hin, um die Bruchstücke aufzusammeln. Allerdings tat sie es eher aus einem nervösen Reflex heraus, denn sie schien mit der Situation noch immer nicht wirklich klarzukommen, dass zwei Fremde mit einer schrankgroßen Box so plötzlich aus dem Nichts heraus in ihrer Wohnung erschienen waren.

Dunkle SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt