7. Stromausfall

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Als sie erwachte, hatte Martha im ersten Moment echte Schwierigkeiten sich zu orientieren. Ein Blatt Papier klebte an ihrer Wange, denn ein wenig Sabber war ihr aus dem Mundwinkel auf ihre Unterlagen geraten. Beim Hochkommen fuhr sie sich mit der Hand übers Gesicht und sie fragte sich verlegen, wie spät es wohl war, denn dass sie während ihrer Büroarbeit tatsächlich fest einschlief, das war ihr noch nie zuvor passiert.

Irgendwas stimmte mit dem Licht nicht, denn es war viel zu düster in ihrer Praxis. Träge stand sie auf und wankte, noch immer völlig kraftlos und zerfahren zur Tür und probierte den Lichtschalter für das Hauptlicht. Es passierte nichts, noch immer blieb ihr nur die gedimmte Notbeleuchtung. Mit gerunzelter Stirn wurde ihr nun bewusst, dass sie bereits ihre Jacke anhatte - hatte sie so am Schreibtisch gesessen und gearbeitet? Ihr Arztkittel hing wie gewohnt am Haken der Garderobe...

Noch immer verwirrt und leicht benommen marschierte sie durch den verwaisten Flur bis zum Kaffeeautomaten und ärgerte sich darüber, dass er unbeleuchtet war und nicht funktionierte. Erst jetzt wurde ihr klar, dass etwas so ganz und gar nicht stimmte. Was war hier los? Sie schritt durch die nächste Tür in einen weiteren Gang, der zu Fahrstuhl und Treppenhaus führte, und durch Zufall schaute sie aus dem Fenster: es war dunkel - zu dunkel! Martha trat näher und schaute über die Hausdächer hinweg, nirgendwo auch nur ein Licht zu sehen, und das im Zentrum Londons. Unten huschte eine Reihe von Autoscheinwerfern vorbei, aber das war auch schon alles.

Na, immerhin sind wir noch in London und nicht auf dem Mond, dachte sie und lachte innerlich über ihre obskuren Gedanken. Es handelte sich also um einen Stromausfall, nicht nur im Gebäude, sondern auch in der Umgebung.

Ein paar Minuten später beschloss sie, über die Treppen das Haus zu verlassen, denn wer wusste schon, ob nicht plötzlich der Fahrstuhl steckenbleiben würde. Als sie durch die Tür schritt, bemerkte sie, dass noch mehr Personen diesen Gedanken gehabt haben mussten, es kamen ihr einige Leute entgegen.

„Oh, schön Sie zu treffen, Martha! Drehen Sie um und kommen Sie mit, wir können einen kühlen Kopf zusätzlich gut gebrauchen", Rose kam lächelnd die Treppe herauf, leicht verschwitzt und außer Atem. Sie schien froh zu sein, kurz anhalten zu können, während ihre Kollegen ohne Unterbrechung weitergingen und Martha dabei weitestgehend ignorierten. Während sie und Rose gemeinsam die Treppen weiter hochstiegen, erklärte die Blonde ihr kurz die Situation.

„Der Stromausfall scheint den gesamten Großraum Londons zu betreffen, und wir treffen uns gleich, um die Lage zu sondieren und zu besprechen."

Martha belegte sie mit einem komischen Seitenblick und meinte dann zurückhaltend: „Und was kann ich dabei besonderes tun?"

Rose lächelte wissend. „Sie wissen wohl gar nicht, was in Ihnen steckt! Er hat viel von Ihnen gehalten...", ihre Stimme war zu einem undeutlichen Murmeln abgesunken, dann räusperte sie sich und fuhr mit neuem Schwung fort. „Kommen Sie einfach mit, hören Sie sich an, was berichtet wird und seien Sie nicht zu bescheiden - wenn Sie einen Vorschlag haben, nur raus damit! Ich zähl auf Sie!" Das Lächeln weitete sich zu einem Strahlen und Martha errötete bis zu den Haarwurzeln.

Letztlich betraten sie einen Raum, der sich durch den in der Mitte befindlichen ovalen Tisch gut für ein Meeting eignete, gleichzeitig jedoch auch über einen großen Bildschirm verfügte, der an einer Seite aus der Wand ragte, um allen Beteiligten die benötigten Informationen auch visuell zu vermitteln. Es waren bereits fast alle Plätze am Tisch belegt, Martha kannte nur einige der Anwesenden.

Da war zum einen Pete Tyler, der Oberboss Torchwoods, wenn man so wollte, und nebenbei Rose Tylers Vater. Nun ja, eher Stiefvater, halt die hiesige Parallelversion des eigentlich verstorbenen Vaters, der mit ihrer Mutter Jackie nun liiert war. Soweit wusste Martha jedenfalls über den Hintergrund der Familie Tyler Bescheid. Rose selbst setzte sich neben ihn hin, nachdem sie für Martha noch einen Stuhl organisiert hatte, und sprach leise mit einem blonden Mann auf der anderen Seite, den Martha noch nicht bei sich als Patienten gehabt hatte, doch der scheinbar ein engerer Vertrauter war.

Dunkle SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt