6. Störungen

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„Danke, Boss, ich hab nämlich noch ein paar Termine abzusagen", Mickey blickte prüfend auf das Display seines Handys, das der Doktor gerade zuvor mit universellem Roaming ausgestattet hatte. Da er seinen Schallschrauber Martha gegeben hatte, musste er das Gerät dafür an die Konsole der TARDIS anschließen.

„Hm, ich muss mir mit einem geeigneten Ersatz aushelfen, scheint mir", seufzte der Timelord und schaute sich suchend um, fand jedoch nichts Passendes und zuckte letztendlich mit den Schultern.

Mickeys Handy begann auf einmal eine endlose Abfolge von Pieptönen auszusenden. Der Doktor grollte.

„Das hab ich jetzt davon, dir Zugang verschafft zu haben - mach bloß diesen Lärm aus! Ich muss mich schließlich konzentrieren."

Rasch holte Mickey sein Gerät wieder hervor und rief die eingegangenen Nachrichten ab. Seine Miene wurde immer aufgeregter.

„Doktor... ich glaube, wir sollten einen Abstecher auf meine Erde machen - da herrscht nämlich dicke Luft und ich hab das dumpfe Gefühl, dass diese Sache damit zu tun hat", dann schnitt er eine Grimasse und setzte höhnisch murmelnd hinzu, „...wenn es Sie je interessiert hat, was ich glaube oder fühle."

„Mickey Smith, sag mir: Nach allem, was wir gemeinsam erlebt haben, habe ich dich nur ein einziges Mal NICHT für voll genommen?"

Mickeys Schweigen und das verblüffte Gesicht sagten mehr, als der Timelord eigentlich hatte lostreten wollen. Der Doktor sah für einen Moment belämmert drein, denn es waren hier Gefühle im Spiel, die für das gegenwärtige Problem keine Relevanz besaßen und dementsprechend für ihn nicht existierten. Verlegen räusperte er sich und schlug einen kameradschaftlichen Ton an.

„Nun sag schon, was ist denn bei dir überhaupt zuhause los? Sollen wir selbst hinfliegen und nachsehen?"

Der Angesprochene zögerte. „Das wäre bestimmt eine gute Idee... aber Doktor, haben wir nicht Vordringlicheres zutun, nämlich einen Weg zu Martha und Rose zu finden?"

Der Doktor lächelte weise.

„Ich weiß mein Privileg hin und wieder zu schätzen, ein Zeitreisender zu sein. Komm, lass uns nachschauen, was deinen Leuten fehlt, und dann können wir noch immer das Universum retten."

Er trat an die Konsole und steuerte das Schiff in den Vortex.

***

„Danke, dass Sie kommen konnten", Dr. Adams bot Martha einen Platz an und machte ein ernstes Gesicht, „denn ich wollte Sie unbedingt unter vier Augen sprechen. Und Ihnen etwas zeigen und eventuell Ihre Meinung dazu hören." Er räusperte sich und legte eine kurze Gedankenpause ein.

„Unser gemeinsamer Patient.... wie gut kennen Sie ihn?"

Uff, welche Frage! Unbehaglich rutschte Martha auf ihrem Besucherstuhl hin und her, wusste nicht, wie viel sie ihrerseits preisgeben sollte - und auf welche Art sie ihm überhaupt eine richtige Antwort geben konnte.

„Nun ja, äh... ich denke, genug, um ihn als Menschen gut einschätzen zu können", erwiderte sie letztendlich etwas schwammig, zeigte dabei ein unverbindliches Lächeln. Man musste dem führenden Neurowissenschaftler Englands nicht auf die Nase binden, dass John nicht wirklich ein Mensch war, zumindest was seinen Geist anging. Sie konnten ihn höchstens als Kuriosität, als Laune der Natur verkaufen, nicht als Alien.

„Würden Sie sagen, er ist extrem launisch? Zumindest unberechenbar in seinem Verhalten?" Etwas Lauerndes lag in Dr. Adams Blick, das Martha nicht wirklich deuten konnte.

„Nun... manchmal vielleicht." Sie zuckte mit den Schultern. „Erklären Sie bitte näher, was Sie meinen?"

Der Mediziner starrte ihr für einen Augenblick in die Augen, dann sprang er von seinem Stuhl auf.

Dunkle SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt