8. Investigation

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Immer wieder unterbrach Martha kurz ihre Arbeit und hielt inne, um auf das Foto ihrer Familie zu schauen - sie fühlte sich so ausgelaugt und einsam. Ihr Blick wanderte über die Gestalten ihrer Geschwister, blieb dann an ihrem eigenen Konterfei hängen. Alle hatten gesagt, dass sie ihrer Kusine so ähnlich sah... tatsächlich war sie hier bei Torchwood bereits so einige Male darauf angesprochen worden, und in jedem der Gesichter hatte sie nur Mitleid und Anteilnahme lesen können. Unter den Patientenakten hatte sie Adeola in der Tat finden können, jedoch hatte diese jäh geendet, ohne besonderen Eintrag des Ausscheidens.

Vorsichtige Nachfragen hatten ergeben, dass auch die Adeola dieser Welt den Cybermen über den Weg gelaufen sein musste - doch diese Version ihrer Verwandten hatte diese Begegnung scheinbar knapp überlebt. Nach Aussage eines der Mitarbeiter war sie mit einer ordentlichen Abfindung und einer besonderen Auszeichnung versehen worden und war dann mit ihrem Mann ins entfernte Wales gezogen. Was nun wirklich passiert war, darüber schwieg sich jedoch jeder aus. Sie nahm sich jedenfalls fest vor, Mickey genauestens auszufragen, sobald sie ihn wiedersehen würde. WENN sie ihn wiedersah.

Martha seufzte, sie vermisste ihre Familie so sehr. Nie hätte sie ahnen können, dass sie wieder von ihr fortgerissen werden würde, wie schon einmal. Damals war ein ganzes Jahr vergangen, bis sie ihre Eltern und Geschwister wiedergesehen hatte, immer in tödlicher Gefahr schwebend. Und auch dieses Mal wusste sie nicht, ob es überhaupt jemals geschehen würde... sie zurückkehren würde.

Ein Geräusch ließ Martha hochschauen und da stand er. Es war wie ein Déjà-vu; mit seiner Schulter lässig an den Türrahmen gelehnt, in seinem braunen Mantel, die Hände in den Hosentaschen. Der Doktor. Martha vergaß für einen Moment zu atmen, wäre am liebsten zu ihm hingerannt und hätte ihn in ihre Arme geschlossen, doch dann kam die enttäuschende Erkenntnis. Sie seufzte erneut.

„Hallo Mr. Smith, Sie haben sich schon wieder angeschlichen. Das mag ich gar nicht!"

Der Blick, mit dem er sie bedachte, war eindringlich, der Gesichtsausdruck wie immer nicht zu interpretieren.

„Hallo Martha Jones. Ich wollte nur sehen, ob ...es Ihnen gut geht."

Marthas Herz klopfte schnell und so laut, dass sie schon annahm, dass er es hören musste. Mit diesem Ausdruck hatte der Doktor sie immer angesehen und sie wünschte sich so sehr, dass er es sei, der da stand. Wo er wohl jetzt war? Ob Mickey und er es geschafft hatten... vielmehr es schaffen würden, zu ihr zu gelangen? Sie wurde sich wieder dessen gewahr, dass er etwas zu ihr gesagt hatte.

„Oh äh, wie soll es schon gehen... viel Stress momentan, Sie wissen ja: das ganze Chaos gerade...", ihre Stimme verklang.

„Rufen Sie mich an", meinte er, dann nickte er verhalten, lächelte ihr ermunternd zu und ging.

Erst einen ganzen Augenblick später, als Martha wieder zu Bewusstsein kam, wie er auf sie gewirkt hatte, sprang sie wie angestochen von ihrem Platz auf und rannte zur Tür - doch er war längst fort.

***

Sie betrat die Räumlichkeiten, in denen die Besprechung tags zuvor abgehalten wurde, mit einem mulmigen Gefühl - warum genau, konnte Martha gar nicht sagen, doch irgendetwas lag in der Luft. Rose Tyler am anderen Ende des Raumes unterhielt sich mit jenem blonden Kollegen, welcher der Ärztin bereits während der Besprechung aufgefallen war. Als Rose hochsah und sie erblickte, winkte sie sie sofort heran.

„Ah, schön, dass Sie Zeit gefunden haben, so schnell herzukommen", angespannt trat sie der Ärztin entgegen, weg von ihrem vorigen Gesprächspartner. Gemeinsam gingen sie an einen Arbeitsplatz weiter hinten im Raum und betrachteten die neuesten Daten am Bildschirm. Martha runzelte vor Konzentration die Stirn.

Dunkle SeeleWo Geschichten leben. Entdecke jetzt