Martha hatte sich angewöhnt, ihren Terminkalender genau zu führen. In diesem blätterte sie gerade herum, versuchte sich stirnrunzelnd an den genauen Hergang der letzten paar Tage, an jedes Detail zu erinnern. Dann stutzte sie plötzlich: Nie im Leben war sie am Schreibtisch eingeschlafen, schon gar nicht, wenn sie ihre Jacke angehabt hatte - warum sollte sie auch! Kurz vor dem Stromausfall war sie laut Kalender zu einem Treffen mit Dr. Adams unterwegs gewesen.
Daran konnte sie sich auch noch größtenteils erinnern, zumindest an ihr gemeinsames Gespräch und dessen Erklärungen, dass es sich bei Johns Anomalien höchstwahrscheinlich um eine Persönlichkeitsstörung handelte. Doch ihr fiel beim besten Willen nicht mehr ein, wie sie aus dem Krankenhaus zurückgekommen war.
Komisch, zu dem Zeitpunkt musste der Strom längst ausgefallen sein... Nervös kratzte sie sich am Kopf und rechnete innerlich nach. Und kam zu dem Ergebnis, dass ihr mehrere Stunden in ihrer Erinnerung fehlten. Martha fluchte.
„Verdammt...", auch sie war scheinbar ein Opfer des Mittelchens namens Retcon geworden, mutmaßte sie und es beschlich sie eine leichte Panik. John hatte jene intelligente Droge, die Erinnerungen partiell löschen konnte, definitiv an der Mitarbeiterschaft angewendet, da konnte sie ein Vermögen drauf verwetten. Was war vorgefallen? Sie musste folglich eine Begegnung mit John gehabt haben - hektisch fuhr ihre Hand in die Tasche, doch sie konnte die Umrisse des Schallschraubers spüren und sie entspannte sich wieder. Den hatte er zumindest nicht erbeutet.
Der Anblick der Gestalt im braunen Anzug und Mantel kam ihr spontan ins Gedächtnis, als er in ihrer Tür gestanden und zu ihr gemeint hatte: „Rufen Sie mich an." Und schlagartig hatte Martha die Erleuchtung. Es musste der Timelord gewesen sein! Als sie ihn sah, hatte sie sofort den Impuls gehabt, zu ihm zu laufen... nur um frustriert zu dem Schluss zu kommen, dass es sich ja nur um John handeln konnte. Doch was, wenn es tatsächlich der Doktor war, der ihr etwas Bestimmtes hatte sagen wollen? Immerhin war er ein Zeitreisender.
Vor Aufregung waren ihre Handflächen schweißnass, als Martha sofort ihr Telefon zückte und die Nummer ihres alten Handys wählte, das sich seit langem beim Doktor in der TARDIS befand. Sie war von ihrem Stuhl aufgestanden und hibbelte vor ihrem Schreibtisch von einem Bein auf das andere. Es piepte langgezogen - kein Empfang. Ein frustrierter Laut entrang sich ihrer Kehle. Doch sie versuchte sich zu mäßigen. Nur nicht verzagen! Letztendlich griff sie sich erneut in ihre Tasche und holte den Schallschraubenzieher hervor. Sollte sie es wagen? Der Doktor hatte sie extra gewarnt, ihn nicht unnötig zu benutzen, für den Fall, dass John die außerirdische Technologie aufspüren würde.
Die Ärztin rang mit sich, dann nickte sie sich selbst zu. Jawohl, es war das Risiko wert. Der Timelord war bislang nicht offen erschienen, hatte es folglich noch nicht geschafft. Dementsprechend musste sie nachhelfen. Und Martha hatte ganz reell das Gefühl, dass die Lage auf der Erde wirklich bedenklich war.
Beherzt schob sie den Riegel an dem Werkzeug hoch, dann wählte sie noch einmal die Handynummer und presste den Schrauber auf das Display und drückte zu. Das blaue Licht erschien, untermalt vom charakteristischen Summen des Schallinstruments. Einen ewigen Moment lang passierte nichts. Ein Tuten, dann zwei- und dreimal... Martha hielt die Luft an. Es knackte in der Leitung.
„Hallo?!"
Es war die Stimme des Doktors und Martha hätte beinahe gejauchzt vor Glück. Sie hatte ihn erreicht, jetzt wurde alles gut.
***
Es war ein erhebender Moment und der Doktor wollte ihn auskosten. Letztendlich hatten sie die Gegenwart dieser Parallelwelt also betreten, er konnte das hiesige Zeitgefüge identifizieren und sich ihm mit seinem Geist exakt anpassen. Der Monitor an der Zentralkonsole zeigte ihm einen größeren Raum an, es sah ganz nach einem Labor aus, wenn man all die Gerätschaften betrachtete, die dort standen. Es war jedoch keine Menschenseele zu sehen, sie schienen unbemerkt im Torchwood-Institut materialisiert zu sein. Umso besser, er hatte nämlich vor, sich möglichst ungestört ein erstes Bild von der Situation zu machen.
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Dunkle Seele
FanfictionEnde der 4. Staffel: Alpträume verfolgen den Doktor, er hat Visionen von Rose, wie sie nach ihm um Hilfe ruft. Eigentlich sollte sie ein erfülltes Leben zu zweit in der Parallelwelt führen. Da er jedoch befürchtet, dass sein menschlicher Zwilling di...