Dunkle Seele

4. Unerwartete Begegnung

Ein paar Wochen später:

Jake Simmonds betrat das große Labor nur ungern, in dem sich der Doktor so oft verkroch, aber er musste ihn unbedingt sprechen. Die großen Aufbauten ringsherum waren ihm irgendwie unheimlich: schrankhohe Kästen, überall verkabelt und mit Schaltpulten verbunden, teilweise laut summend, dass man das Gefühl bekam, gefährlichem Starkstrom ausgesetzt zu werden, wenn man ihnen zu nahe kam.

Und mittendrin der Doktor, einen braunen Anzug tragend, haargenau wie man es von ihm gewohnt war. Nun ja, streng genommen hatte der Doktor einen Smoking getragen, als er ihn zum ersten Mal zu Gesicht bekommen hatte - draußen auf dem Gelände der Tylerschen Villa, als sie vor den Cybermen auf der Flucht gewesen waren.

Unwillkürlich hoben sich Jakes Mundwinkel zu einem leichten Lächeln, denn der Anblick jenes Mannes löste bei ihm grundsätzlich ein gewisses Glücksgefühl aus, als sage ihm dessen bloße Anwesenheit, dass alles in Ordnung komme. Es war einfach so, warum auch immer. Jake räusperte sich, denn sein Anliegen war eher das genaue Gegenteil.

„Hallo Jake! Wie geht's, wie steht's?"

John hatte sich tief vorgebeugt und als er nun hochkam, war sein Gesicht ganz rot vor Anstrengung.

„Doktor, ich muss Sie sprechen", entgegnete Jake aufgeregt, eindringlich setzte er zur Erklärung an, warum er hier hereingestürmt war. „Sie wissen ja, dass wir die Stabilität der Raumparameter im Auge behalten, seit die Daleks besiegt wurden und deren Dimensionskanone unschädlich gemacht wurde..."

John nickte verstehend, er selbst hatte den Mechanismus von der Crucible aus in Gang gesetzt, der alle Daleks vernichtete, kurz nachdem Donna, deren Geist zu seinem Timelord-Klon geworden war, jene alles auslöschende Waffe in einem Handstreich entschärft hatte.

Und in der Folge waren die Wände zwischen den Universen wieder fest und unüberwindbar geworden, so dass jene Disks, die Mickey, Jackie und Rose benutzt hatten, um von hier aus in die Parallelwelt zu springen, nicht mehr funktionierten. Auch die TARDIS hatte sich nur noch sehr kurz an der Bad Wolf Bay aufhalten können, bevor das Reisen zwischen den Dimensionen erneut unmöglich wurde.

„Naja, jedenfalls gibt es sehr verwirrende Messwerte... Es scheint, als ob die Stabilität gewisse rapide Schwankungen aufweist, und das überall auf der Welt!"

Jake war wirklich aufgeregt, denn es musste etwas Schlimmes bedeuten. Das Lächeln, das John aufsetzte, beruhigte ihn jedoch auf der Stelle, denn Jake vertraute dem Doktor gänzlich.

„Jake, ich schaue mir die Messwerte sofort einmal an. Aber ich sag Ihnen gleich, Sie können da gänzlich unbesorgt sein. So oft kommt es schließlich nicht vor, dass von einer bösen Macht Kanonen auf das Universum gerichtet werden, welche den Zweck haben, die gesamte Schöpfung zu vernichten."

Der Witz fiel etwas flach aus, aber er tat immerhin seine Wirkung. Der Doktor schlug ihm betont freundschaftlich auf die Schulter, dann machte er sich auf und begleitete Jake zu jenen Räumlichkeiten im Obergeschoss, in denen die Überwachung der verschiedenen physikalischen Parameter stattfand und zentral gesteuert wurde.

Eigentlich mochte Jake es kaum vor sich selbst zugeben, doch war er eher der Mann für's Grobe und die technischen Details hatte er schon immer den anderen, insbesondere Mickey überlassen. Nun ja, und der war nicht mehr da.

Mickey fehlte ihm. Der Kerl hatte einen feinen Humor besessen und war bescheiden, ein ganz anderer Typ als Ricky damals. Es hatte lange gedauert, bis Jake in Mickey nicht mehr den faden Ersatz für seinen damaligen besten Kumpel gesehen hatte, und als er ihn endlich aufrichtig akzeptierte, war auch er aus Jakes Leben verschwunden. Zumindest war er nicht tot, sondern lebte ein hoffentlich ausgefülltes Leben in seinem Heimatuniversum. Rose hatte es ihm berichtet, als sie wiederkehrte. Mickeys Großmutter war verstorben und letztendlich hatte ihn nichts mehr hier gehalten, hatte sie mit trauriger Miene erklärt.