Kleiner, selbstverliebter Romantiker

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Diego

"Dir gefällt das Armband oder?" frage ich, nachdem Ludmila es schon gefühlte Ewigkeiten betrachtet.
"Ich glaube sowas schönes habe ich noch nie bekommen" sagt sie und spielt weiter daran rum.
"Es freut mich das es dir gefällt"
"Aber ich hab nichts für dich"
"Das ist doch nicht schlimm, ich denke sowieso nur noch an dich, ich werde dich nicht vergessen"
"Wie kann man so gut aussehen und dann noch sowas romantisches sagen?" fragt sie mich und legt ihre Arme um meinen Hals.
"Tja, es gibt nichts was ich nicht kann" grinse ich.
"Ohja, mein kleiner, selbstverliebter Romantiker" neckt sie mich und wir küssen uns.
"So langsam müssen wir aber mal wieder zurück" unterbreche ich unsere Zweisamkeit nur ungern.
"Wieso?" schmollt Ludmi.
"Ich flieg morgen zeitig, schon vergessen?"
"Dann kannst du ja im Flugzeug schlafen"
"Mein Koffer ist aber noch nicht gepackt"
"Du hast deinen Koffer noch nicht gepackt? Ich fange damit immer einen Tag vorher, sonst schaffe ich es gar nicht rechtzeitig"
"Ich kann ja mal meine Schwester fragen, ob sie das freundlicherweise übernimmt"
Ich zücke mein Handy, und bin froh das ich mein Hintergrundbild geändert habe und es nicht mehr Lara zeigt, sondern das Wappen meines Lieblingsvereins Real Madrid. Schnell suche ich meine Schwester in den Kontakten heraus und rufe sie an. Es klingelt ein paar Mal, dann höre ich ihre genervte Stimme.
"Ich hoffe du hast einen guten Grund mich beim Koffer packen zu unterbrechen" faucht sie.
"Du bist doch meine allerliebste Lieblingsschwester..."
So beginne ich immer, wenn ich was will.
"Was willst du?" seufzt sie.
"Könntest du meinen Koffer packen? Du darfst auch die Sachen, die bei dir nicht reinpassen mit bei mir reinlegen"
Ich weiß genau wie viel sie hier geshoppt hat und das diese Anzahl an Kleidung niemals in ihren Koffer passen wird. Tja und in meinem ist noch Platz genug.
"Wieso packst du ihn nicht selber?"
"Weil ich erst spät Nachhause komme" sage ich und grinse Ludmila an.
"Ah, ich verstehe, dein letzter Abend den du mit Ludmi verbringen kannst" höre ich das kichern meiner Schwester.
"Naty, unterstehe dich!" warne ich sie, muss aber lachen.
"Schon gut Bruderherz, ich packe deinen Koffer und du genießt deinen letzten Abend"
"Du bist die beste, ich liebe dich"
"Ich dich auch" sagt sie und ich lege auf.
"Wie süß, bei euch gibt es ja wirklich diese Geschwisterliebe"
"Wie meinst du das denn jetzt?"
"Ich kenne nur Geschwister die sich streiten, anschreien, gegenseitig schlagen" zählt sie die Dinge auf, die Geschwister normalerweise machen.
"Die Zeiten sind vorbei...seit ein paar Monaten" sage ich und sie lacht los.
"Gott sei Dank bin ich ein Einzelkind"
"Fühlst du dich nicht manchmal einsam?"
"Nein ich hab ja Fed-federleichte Freunde" erwidert sie, woraufhin ich meine Stirn runzle.
"Federleichte Freunde?" frage ich.
"Hab ich federleicht gesagt? Ich meinte viele Freunde" antwortet sie nervös.
"Alles okay?" frage ich besorgt.
"Ja, du machst mich nur nervös"
"Inwiefern?"
"Du musst mich nur ansehen und meine Beine werden zu Wackelpudding"
"Vielen Dank für dieses Kompliment, kann ich nur zurückgeben Supernova" erwidere ich und küsse sie kurz.
"Ich glaube das werde ich am meisten vermissen" sage ich danach.
"Was?"
"Dich zu küssen"
"Noch ein paar Stunden haben wir ja" grinst sie und erneut treffen unsere Lippen aufeinander.

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"Und du legst den jetzt einfach hier her?" fragt sie verwirrt, als ich den Schlüssel für den Leuchtturm einfach auf der ersten Treppenstufe liegen lasse.
"Ja, ich soll ihn einfach hier her legen. Die Tür bekommt man nur mit einem Schlüssel auf, also kann auch keiner rein und der Typ hat noch einen Schlüssel also alles gut"
"Wenn du das sagst"
"Muss es ja stimmen, ich weiß" schmunzle ich und halte ihr die Tür auf. Sie bedankt sich und als wir beide draußen sind zünde ich mir eine Zigarette an. Es ist meine letzte.
"Keine mehr für mich?" fragt sie und als Beweis halte ich ihr die leere Schachtel hin, die ich in den nächstgelegenen Mülleimer werfe. Da ich Mitleid mit ihr habe lasse ich sie öfters an der Zigarette ziehen, so dass wir uns die Zigarette regelreicht teilen.
"Das wird die letzte sein die ich jemals geraucht habe"
"Süße, ich habs dir doch schon mal gesagt, wenn du einmal geraucht hast, dann wirst du es wieder tun"
"Ich bin zielstrebig, das hab ich dir doch schon erklärt. Und seit wann nennst du mich denn Süße?"
"Ich weiß nicht, mir war danach" sage ich und ziehe sie für einen Kuss zu mir heran.
"Und? Was machen wir jetzt noch?"
"Ich weiß nicht, vielleicht hat ja noch irgendein Imbiss auf, bei dem wir was essen können?" mache ich den Vorschlag und sie stimmt zu. Auf dem Weg laufen wir an einem Straßenmusiker vorbei.
"Lust zu tanzen Supernova?" frage ich und Ludmila stimmt erfreut zu. Gemeinsam tanzen wir ausgelassen. Ich werde sie so krass vermissen. Nach unserem Tanz gebe ich dem Musiker etwas Geld, der sich sofort bedankt.
"Du warst aber ganz schön spendabel" sagt Lu, als wir außer Hörweite des Musikers sind.
"Ich kann es mir leisten ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen" umschreibe ich den enormen Reichtum meiner Familie. Wir haben reich geerbt und die Firma meines Vaters läuft auch ziemlich gut. Es ist ein Softwareuntermehmen, welches für Reisevertriebssoftwares ist und generell wichtig ist für die Touristikindustrie.
"Wieso bist du denn so reich?" fragt sie mich.
"Weil meine Familie reich ist" grinse ich.
"Und wieso? Habt ihr im Lotto gewonnen?"
"Nein, wir haben damals viel geerbt vom Vater meines Vaters. Nicht nur Geld, sondern auch sein Unternehmen"
"Was für ein Unternehmen?"
"Es nennt sich Amadeus IT Group, sagt dir bestimmt nichts"
"Natürlich sagt mir das was. Du weißt nichts über das Unternehmen oder?" macht sie sich über mich lustig.
"Doch, es ist ein Flugreservierungssystem" sage ich verwirrt.
"Ja, und Buenos Aires ist ein wichtiger Standort" erwidert sie. Das wusste ich wirklich nicht, aber um ehrlich zu sein interessiert es mich auch nicht wirklich.
"Verdammt, du bist schön, witzig und intelligent bist du auch noch. Kann ich dich wirklich nicht mit ins Handgepäck schmuggeln?"
"Leider bin ich keine Schlangenfrau, die sich so verbiegen kann das sie in einen Rucksack passt"
"Das haben wir ja noch nicht getestet"
"Du bist wahnsinnig"
"Ja, wahnsinnig verrückt nach dir" raune ich ihr zu und lege ihr wieder den Arm um die Hüfte und wir gehen weiter.

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"Dankeschön für den schönen Ausblick auf dem Leuchtturm, das beste Essen was ein Schnellimbiss bieten kann, das wunderschöne Armband und deine tolle Gesellschaft die ich den ganzen Urlaub über genießen durfte" bedankt Ludmi sich, als wir zu später Stunde vor der Tür ihres Bungalows stehen.
"Jederzeit wieder, außerdem habe ich zu danken für diese wunderbare Zeit"
"Ist es komisch, wenn ich sage das ich dich vermissen werde, obwohl wir uns gerade mal zwei Wochen kennen?"
"Nein, du wirst mir genauso sehr fehlen" antworte ich bedrückt und umarme sie. Es ist komisch. Ich kenne sie zwei Wochen und mir fällt der Abschied so schwer, als würden wir uns jahrelang kennen.
"Ich glaube du solltest langsam mal schlafen, nicht das du deinen Flug noch verpasst"
"Hab ja eine nette Familie, die mich unsanft wecken würde"
"Ich wünsche dir eine gute Nacht, einen guten Flug und noch schöne Ferien" haucht sie und wir küssen uns, beide mit dem vermutlich gleichen Gedanken, nämlich das es unser letzter Kuss sein wird!

El Mismo SolWo Geschichten leben. Entdecke jetzt