Diego
Mein Bauch tut immer noch höllisch weh als ich aufwache. Draußen ist es überraschend ruhig. Hoffentlich leben alle noch. Mühsam richte ich mich auf und krabbel aus dem Zelt. Gegenüber von meinem Zelt sitzt Ludmila. Sonnenbrille auf der Nase, vertieft in ihr Handy.
"Hey" mache ich mich bemerkbar und stehe langsam und vorsichtig auf.
"Warte, ich helf dir" sagt sie und springt sofort auf, um mich in meinen Campingstuhl zu verfrachten.
"Wie gehts dir?" will sie wissen und rutscht mit ihrem Stuhl ganz nah an meinen heran, sodass wir uns zwar noch gegenüber sitzen, unsere Knie sich jedoch berühren.
"War schon mal besser. Wo sind die anderen?"
"Vergiss die anderen. Glaubst du nicht es wäre sinnvoller dich von einem Arzt durchchecken zu lassen? Ich kann meinen Papá anrufen, er würde uns abholen. Dann machen wir ins Krankenhaus und anschließend fahren wir dich nach Hause"
"Ich kann nicht nach Hause, ich will meinen Eltern nicht erzählen müssen was passiert ist"
"Dann kommst du mit zu mir, ich hab genug Platz"
"Zu deiner Mamá und Violettas Papá? Wenn Vilu und Fede morgen kommen werde ich wieder verprügelt. Glaub mir, ich habe genug Schläge für dieses Wochenende eingesteckt"
"Dann zu meinem Vater. Er ist sowieso fast nie da, wir haben unsere Ruhe"
"Und kein Krankenhaus, nur Schmerztabletten"
"Okay, Apotheke und dann zu mir" einigen wir uns letztendlich und Ludmila legt eine Hand auf mein Bein.
"Ich danke dir das du hier bist" lächel ich und lege meine Hand auf ihre.
"Immer...jetzt lass uns die Zelte abbauen, ich ruf nur schnell meinen Vater an"
Wir stehen auf und mit viel Mühe und Schmerzen räume ich mein Zelt aus, während Lu mit ihrem Vater telefoniert.
"Danke Papá, bis gleich" sagt sie und legt auf.
"Er macht sich gleich auf den Weg. Du setzt dich jetzt hin, ich bekomme das auch alleine hin"
"Lass nur, so anstrengend ist das nicht"
"Diego, das war keine Bitte oder so. Setz dich hin, sag mir was ich tun soll und entspann dich"
"Dir zu sagen wie du ein Zelt abbauen sollst und gleichzeitig zu entspannen ist schwierig" grinse ich.
"Du kannst froh sein das du schon Schmerzen hast, sonst würde das hier nicht gut für dich ausgehen" sagt sie und streckt mir die Zunge raus.
"Mach dich an die Arbeit!" lache ich und schmeiße eine leere Plastikflasche nach ihr.
"Schon gut, du musst mich nicht abschießen"---
Das Zelt wieder richtig zu verpacken und alles zu verstauen hat durch Lu länger gedauert als der komplette Aufbau. Ich mach ihr keinen Vorwurf, sie wollte ja nur helfen. Außerdem hat sie das glaube ich noch nie in ihrem Leben gemacht.
"Ihr geht?" höre ich dann die Stimme meiner Schwester.
"Ja, mir gehts einfach nicht so gut"
"Musstest ja auch ganz schön einstecken Kumpel" mischt Marco sich ein, der mit meiner Schwester zu uns kam.
"Ja wegen dir du Schwachkopf!" beleidigt Ludmi ihn.
"Lass gut sein" versuche ich sie zu beruhigen.
"Nein, nur weil Marco das Gehirn eines Brotes hat ist alles hier so eskaliert"
"Ludmila, jetzt hör auf" versucht es nun auch Natalia.
"Es tut mir wirklich Leid Diego, das war echt nicht meine Absicht" entschuldigt sich mein bester Kumpel.
"Alles gut, irgendwann wär es sowieso rausgekommen"
"Wer holt euch ab?" will Naty wissen.
"Mein Papá" erwidert Ludmila.
"Ich will nicht das Mamá und Papá erfahren was passiert ist, also bitte ich euch beide, haltet die Klappen und verliert kein Wort drüber okay?"
"Schon gut, unsere Lippen sind versiegelt"
"Mein Papá hat geschrieben das er da ist. Soll er herkommen und mithelfen beim tragen?"
"Nein, so viel ist das nicht. Also wir sehen uns dann Morgen ihr beiden. Ciao"
Wir verabschieden uns und tragen alles auf den Parkplatz. Auf halber Strecke kommt uns Valentín schon entgegen und nimmt Lu die Sachen ab. Wir begrüßen uns nebenbei noch und verfrachten alles ins Auto. Als wir drin sitzen beginnt Ludmi ihm kurz die Situation zu erklären.
"Ganz ehrlich meine Kleine, ich mochte Federico nie" sind die ersten Worte, die seinen Mund dann verlassen.
"Danke Papá, das wollte ich hören" erwidert die blonde Schönheit neben ihm sarkastisch.
"Es tut mir leid, aber es ist nun mal so. Diego ist ein guter Kerl, das hab ich von Anfang an schon gewusst"
Ja klar, ich habe deine Tochter zum rauchen verleitet, mit ihr gespielt, super Kerl.
"Vielen Dank" bedanke ich mich grinsend von der Rückbank aus.
"Also hast du kein Problem das Diego bei uns schläft und du auch niemanden was sagst, weder Diegos Eltern noch Mamá?"
"Alles gut, ich bin ruhig. Ich bin nur Mittel zum Zweck gerade, nichts weiter" versichert er uns.---
"Komm mit, ich zeig dir mal alles" sagt Ludmila nimmt mich an die Hand und zeigt mir das Haus. Wir waren schnell noch in der Apotheke und haben starke Schmerztabletten geholt, denn mein Bauch bringt mich wirklich noch um.
Das Haus ist riesig, wirkt dennoch viel zu leer, irgendwie leblos.
"Es wirkt ziemlich...unheimisch" kommentiere ich meinen ersten Eindruck.
"Wie gesagt, mein Papá ist kaum hier..und ich bin nur hier, wenn ich mal meine Ruhe brauche. Es ist der perfekte Ort um einfach mal alles zu vergessen"
"Das stimmt wahrscheinlich..ich will nicht unhöflich sein, aber ich möchte nur noch eine Tablette nehmen und schlafen"
"Achso, ja klar. Leg dich schon mal hin, ich komm gleich und bringe dir Tablette und Wasser"
Ich begebe mich in Ludmilas Zimmer, was ebenfalls ziemlich leer aussieht. Ich ziehe Hose, Shirt und Socken aus, ehe ich mich in das weiche Bett lege. Ich werde schlafen wie ein Engel. Okay, jedes Bett wäre eine enorme Steigerung zur Isomatte im Zelt. Kurz nachdem ich im Bett liege, kommt Ludmila schon zurück. Ich setze mich auf, und nehme die Tablette die ich mit dem Wasser runterspüle.
"Danke..wirklich vielen Dank. Ich war so ein Idiot gewesen über die Wochen und Monate"
"Schon okay, ich war auch nicht gerade nett"
"Trotzdem, ich war ein Arschloch und eigentlich hab ich das hier gerade auch nicht verdient"
"Diego, hör auf. Du bist ein toller Mensch..und das sagt die Supernova höchstpersönlich"
"Ich weiß, du willst das bestimmt nicht hören, aber naja..ich liebe dich"
Ein kurzes Schweigen entsteht, bis Ludmila sich zu mir beugt, unsere Gesichter nah beieinander.
"Ich liebe dich auch" flüstert sie, ehe ihre Lippen die meine finden. Egal wie beschissen das Wochenende war, ich hab Ludmila, das reicht vollkommen als Entschädigung.Haben die beiden es jetzt endlich mal geschafft? :D

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El Mismo Sol
FanfictionKeine Adressen, keine Handynummer, keine Nachnamen. Nichts. Das spielt für die Bungalow Nachbarn Ludmila und Diego keine Rolle, als sie sich im Urlaub immer näher kommen. Allerdings ist ihre gemeinsame Reisezeit begrenzt und beide kehren zurück nach...